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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr
Autoren: Renee R. Picard
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Ruhe aufarbeiten, er war schließlich an Ihrer Seite,
als alles passiert ist. Aber ich fürchte, dort draußen vor der Tür des
Krankenzimmers warten erst einmal die Kommissare der Kriminalpolizei, um Ihnen
Fragen zu stellen. Ich werde den beiden von Ihrem Zustand berichten, aber ich
befürchte, das wird sie nicht davon abhalten, mit Ihnen zu sprechen. Ermittlungen
bei einem versuchten Mord können nun einmal nicht hinausgezögert werden.«
    Ich seufzte leise und griff erneut nach dem Plastikgefäß,
um kühlendes Wasser in meine schmerzende Kehle zu gießen und meine spröden
Lippen anzufeuchten. Mein Herzschlag ging schneller, das konnte ich sogar an
dem angeschlossenen Monitor ablesen. Ein Verhör durch die Polizei war so
ziemlich das Letzte, was ich jetzt über mich ergehen lassen wollte. Verzweifelt
versuchte ich, meine chaotischen Gedanken zu ordnen. Was war wirklich
geschehen? Wenn Daniel nicht verletzt war, hatte sich der Überfall im Theater
dann überhaupt so zugetragen, wie ich glaubte? Aber wie war ich angeschossen
worden, wenn nicht durch Mr. Pong? Wenn doch nur Daniel hier wäre. Der könnte
mir jetzt mit Sicherheit weiterhelfen.
    »Sind Sie bereit, Juliet? Kann ich die Kommissare jetzt
hereinbitten?«
    Ich nickte zögerlich. Was für eine Wahl hatte ich denn
schon?
    »Ich werde sie nur für eine Viertelstunde zu Ihnen
lassen. Danach können Sie noch einen kurzen Augenblick mit Ihren Eltern
sprechen, aber um sieben ist Ende der Besuchszeit und Sie müssen sich
ausruhen.« Als sie mein enttäuschtes Gesicht sah, ergriff Dr. Sanders noch
einmal meine Hand. »Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus, das kann ich
Ihnen versichern.«
    Ich dachte wieder an Daniel und schloss dann frustriert
meine Augen. Wann würde ich ihn endlich wiedersehen? Ich machte mir Sorgen um
ihn, hoffentlich war wirklich alles in Ordnung.
    Dann betraten auch schon zwei Männer in schlecht
sitzenden Anzügen mein Zimmer. Beide waren etwa gleich groß und hatten
denselben stechenden Blick, aber da hörten die Gemeinsamkeiten auch schon auf.
Der jüngere Polizist war schlank, beinahe schon dünn und hatte helle Haut, die übersäht
war von unzähligen Sommersprossen. Seine kupferroten, kurzen Haare waren zu
einer Art Igelschnitt frisiert und verliehen ihm ein ganz und gar jungenhaftes
Aussehen. Keine Spur von Autorität, eher machte er den Eindruck eines Polizisten
in der Grundausbildung. Nur sein Gesichtsausdruck war fest entschlossen und
unerschütterlich.
     Der andere hingegen mochte etwa so alt sein wie mein
Vater, sein rundlicher Bauch gab ihm fast etwas Gemütliches. Seine mexikanischen
Wurzeln waren deutlich sichtbar, denn sein Hautton war olivfarben und die schlohweißen
Haare mussten ursprünglich einmal tiefschwarz gewesen sein. Sein Gesicht glich
dem eines Terriers, stets wachsam und auf der Suche nach Ungereimtheiten.
    Hauptkommissar Santoro und ich konnten uns nicht
ausstehen.
    Innerlich versuchte ich, mich für die bevorstehenden
Fragen zu wappnen und einen Schutzschild um mich herum aufzubauen, so wie
Daniel das immer machte.
    »Miss Walles, schön, dass Sie endlich wieder unter uns
sind«, begrüßte mich Santoro mit falscher Freundlichkeit und hielt seine
durchdringenden Augen dabei unentwegt auf mich gerichtet. Ich zog meine
Bettdecke bis zum Kinn nach oben, fühlte mich mit einem Mal durchsichtig und
ausgeliefert, als ich mit nichts als einem Nachthemd bekleidet den Beamten gegenübersaß.
    »Hauptkommissar Santoro, Kommissar Taylor, wie schön,
Sie zu sehen. Sagen Sie, wie viele Beamte hat die Bostoner Mordkommission eigentlich?
Nur Sie beide?«
    Das vertraute Gesicht der Polizisten ließ alte Erinnerungen
wieder an die Oberfläche treten. Erinnerungen an den Mord im Ritzman Hotel, an
den Mord an Nachtmanager Pathee und an die Autobombe in der Tiefgarage meines
Wohnhauses.
    »Wie ich sehe, haben Sie sich erstaunlich schnell erholt,
Miss Walles. Eigentlich war unser Termin ja erst für morgen geplant, aber der
Anschlag auf Ihr Leben hat uns keine Ruhe gelassen. Darum möchten wir Ihnen
schon jetzt einige Fragen stellen, die vielleicht bei der Ergreifung des Täters
eine Rolle spielen könnten. Und um auf Ihre Frage bezüglich der Bostoner
Mordkommission zurückzukommen, ich bin für alle Ermittlungen zuständig, die mit
Daniel Stone zu tun haben. Wenn Sie mich also loswerden wollen, dann geben Sie
sich besser nicht mehr mit diesem Scheißkerl ab.«
    Ich versuchte mich zu erinnern, wieso wir einen Termin
hatten,
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