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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr
Autoren: Renee R. Picard
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doch es fiel mir schwer, einen sinnvollen Gedanken zu fassen. Stumm sah
ich Santoro entgegen, wartete darauf, dass er fortfuhr.
    Als er wieder zu Sprechen ansetzte, zückte sein
Begleiter einen Schreibblock und einen Stift, lehnte sich damit gegen die
Bettkante, um eine feste Unterlage zu haben. Ich rückte sofort ein Stück auf
die andere Seite, um den Abstand zwischen uns wieder herzustellen.
    »Können Sie sich daran erinnern, was am Samstagabend in
der Wohnung von Mr. Stone geschehen ist?«
    Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Was hatte das denn
mit der Schießerei zu tun?
    Hauptkommissar Santoro seufzte. »Gegen neunzehn Uhr ist
ein Notruf aus der Wohnung von Mr. Stone in der Rettungsleitzentrale eingegangen.
Darin war von einem Einbrecher die Rede, von einem Schusswechsel zwischen Mr.
Stone und diesem Einbrecher und von einer verletzten Person. Als wir am Ort des
Geschehens eintrafen, waren Mr. Stone, sein Bodyguard und Sie selbst bereits
auf dem Weg ins Krankenhaus. Die Spurensuche hat kaum Erkenntnisse gebracht.
Wenn es wirklich einen Einbrecher gegeben hat, so besaß dieser einen Schlüssel und
den Code zu Mr. Stones Wohnung, denn an der Tür sind keine Spuren eines
gewaltsamen Eindringens erkennbar. Auch hat dieser Unbekannte nur einen
einzigen Schuss abgefeuert, auf Sie. Es wurden weitere Schüsse abgegeben, laut
Aussage von Mr. Stone hat er damit versucht, den Eindringling zu vertreiben.
Haben Sie an diese Ereignisse irgendeine Erinnerung?«
    Beide Männer starrten mich fragend an, Taylor hielt den
Stift griffbereit in der Hand. Ich überlegte. Was hatte ich am Samstag gemacht?
Ich war von einem Besuch bei meiner Schwester in New York zurückgekehrt, das
wusste ich noch. Aber danach?
    Verzweifelt durchforstete ich mein Gedächtnis. Ich war
die Treppen zu Daniels Appartment hinaufgestiegen, ich war wütend auf ihn.
Warum eigentlich? Die Einladung zu unserer angeblichen Verlobungsfeier fiel mir
wieder ein. Er hatte mir die Tür geöffnet, ich sah Daniel plötzlich wieder vor
mir stehen, in seiner abgetragenen Jeans und dem halb offenen Hemd, mit einem
erstaunten Lächeln im Gesicht.
    »Miss Walles?«, unterbrach Santoro meine Gedanken.
    »Es tut mir leid. Alles, woran ich mich erinnere ist,
dass ich an diesem Nachmittag Mr. Stone zur Rede stellen wollte«, begann ich zögerlich.
    »Sie hatten also Streit mit Mr. Stone? Worum ging es
dabei?«, hakte er sofort nach.
    Nervös knetete ich meine Finger, angespannt, weil ich
keine Ahnung hatte, was in Daniels Wohnung geschehen war. »Es war eine Nebensächlichkeit,
nichts Gravierendes. Aber ich weiß nicht, was danach passiert ist. Vielleicht fällt
es mir wieder ein, wenn Sie mir etwas Zeit geben.«
    Der Mann in Schwarz kam mir in den Sinn. Er hatte auf
mich geschossen. Oder war das nur ein Teil meines Traums? Ich bemühte mich,
sein Gesicht zu erkennen, schloss die Augen für einen Moment, um mir sein Bild
wieder ins Gedächtnis zu rufen. Auf meiner Stirn bildeten sich feine Schweißperlen,
so sehr strengte ich mich an, alles zu sortieren.
    »Ich glaube, ich kann mich an den Täter erinnern«, flüsterte
ich aufgeregt nach einer kleinen Ewigkeit. »Ich glaube, es war Konstantin
Kramer. Er war ganz in schwarz gekleidet und trug eine Maske vor dem Gesicht.
Aber ich habe ihn an seinen Bewegungen erkannt.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Santoro und beugte sich nach
vorn, während sein Assistent sich eifrig Notizen machte.
    Bedauernd schüttelte ich den Kopf. »Nein, ganz sicher
bin ich nicht. Es sind alles nur Bruchstücke in meinem Kopf. Aber wenn ich mit
Daniel sprechen könnte, dann würde der vielleicht...«
    Weiter kam ich nicht, denn Santoro unterbrach mich
sofort. »Mr. Stone sitzt in Untersuchungshaft, weil bislang nicht
ausgeschlossen werden kann, dass er selbst der Täter ist. Sie können nicht mit
ihm sprechen.«
    Nun war ich verblüfft. »Daniel war niemals der Täter.
Wieso sollte er auf mich schießen? Wir lieben uns doch.« Wenn ich mich bloß
erinnern könnte, was wir in seiner Wohnung gemacht hatten! Ich war ziemlich
sauer auf ihn gewesen, bestimmt hatten wir uns gestritten. Aber selbst wenn,
dann hatte alles entweder damit geendet, dass ich zurück in mein eigenes Appartment
gegangen war oder wir hatten uns versöhnt waren danach vermutlich im Bett
gelandet, so wie meistens.
    »Wo in Daniels Wohnung fand denn der Überfall statt?«,
fragte ich daher.
    Kommissar Santoro und sein Assistent warfen sich einen
kurzen Blick zu, dann antwortete mir
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