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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr
Autoren: Renee R. Picard
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Daniels Stimme
leise in mein Ohr.
    Er war hier! Endlich!
    Ich versuchte rasch mich zu ihm zu drehen, aber der
Infusionsschlauch und die Sensoren, die meine Daten an den Computer
übermittelten, behinderten mich dabei.
    »Bleib ganz ruhig liegen, ich bin ja hier.« Ich spürte
seinen Atem, dann berührten mich seine Lippen vorsichtig auf der Stirn, auf
meiner Wange und fanden schließlich meinen Mund. Sofort versanken wir in einem
innigen Kuss. Als er sich wieder von mir löste, atmeten wir beide schwer und
ich befürchtete schon, mein rasender Herzschlag könnte die Nachtschwester auf
uns aufmerksam machen.
    »Baby, wie geht es dir? Hast du noch starke Schmerzen?
Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, ich …« Daniels Stimme versagte und
ich hob langsam meinen linken Arm, um ihn endlich zu berühren, ihn zu beruhigen
und festzuhalten.
    »Jetzt, wo du endlich hier bist, geht es mir gut. Ich
hatte solche Angst um dich, als du nicht da warst. Ich hatte einen
schrecklichen Traum. Ich habe geträumt, du wärst tot...«
    Daniel ergriff meine ausgestreckte Hand, hielt sie ganz
fest. »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Vergiss deinen Traum, mir
geht es gut.«
    Sanft küsste er meine Fingerknöchel, schluckte bevor er
weitersprach: »Baby, du bist fast gestorben. Als ich dich in meinen Armen
gehalten und auf den Rettungswagen gewartet habe, ist dein Herz stehengeblieben.
Ich werde das nie vergessen, ich...«
    Er zitterte bei diesen Worten und fuhr dann leise fort:
»Es ist wie ein Fluch. Jeder, der mir nahestand und mir etwas bedeutet hat, ist
entweder verschwunden oder tot. Mein Vater, Suzanna und nun du. Vielleicht ist
es besser, wenn du dich von mir fernhältst und wir uns nicht mehr sehen, ich
würde es mir nie verzeihen, wenn dir durch meine Schuld noch mehr zustößt.«
    Es brach mir fast das Herz, ihn so niedergeschlagen zu
sehen. In diesem Moment hätte ich alles getan, um ihn von seinem Schmerz
abzulenken. »Hey Champ, so leicht wirst du mich nicht los. Ich bin hier und
werde dich nicht verlassen. Ich kann nicht ohne dich leben, also versuche gar
nicht erst, mich von etwas anderem überzeugen zu wollen. Das hat sowieso keinen
Sinn, dazu liebe ich dich viel zu sehr.«
    Er beugte sich vorsichtig über mich und drückte seine
Stirn auf meine. Es dauerte eine Weile, bevor er sich aufrichtete. Als er
wieder sprach, hielt er mein Gesicht zwischen seinen Händen und blickte mich an.
Im schwachen Schein der blinkenden Anzeigen sah ich seine Augen funkelnd auf
mich herabstarren. »Juliet, ich liebe dich. Ich möchte nie mehr ohne dich sein.
Willst du meine Frau werden?«
    Eine einzelne Träne rollte über mein Gesicht. Warum
musste ich immerzu heulen? Ohne zu zögern, antwortete ich ihm: »Ja, ich will
dich mehr als alles andere in der Welt...«
    Weiter kam ich nicht, denn Daniel senkte erneut seine
Lippen auf meine und diesmal war sein Kuss sinnlich und sehnsuchtsvoll und
versprach so viel mehr. Wir verharrten lange und als er sich schließlich von
mir löste, hielt er mich noch immer fest. Mit einer Hand zog er etwas aus
seiner Hosentasche, wegen der Dunkelheit konnte ich nicht viel erkennen, fühlte
aber kurz darauf, wie er nach meinen Fingern tastete und dann einen Ring auf meinen
Finger schob. Er passte perfekt.
    Dann zog Daniel sich einen Stuhl an das Kopfende meines
Betts, setzte sich so, dass er seinen Kopf neben meinen auf das Kopfkissen
legen konnte. Er hielt mich mit einem Arm umschlungen und so schliefen wir zusammen
ein.
     
    Als ich wieder erwachte, war es draußen bereits hell.
Ich sah Daniel neben mir friedlich schlafen, sein schönes Gesicht so jung und
verletzlich. Selten gab er mir die Gelegenheit, ihn so zu sehen, meistens
setzte er seine undurchdringliche Maske auf, und wenn wir miteinander allein
waren, dann spiegelte sich darin fast immer sein unwiderstehliches Verlangen
nach mir wider.
    Ich blieb ganz still liegen und genoss den beschaulichen
Anblick meines Verlobten. Ich fühlte den Ring auf meinem Finger sitzen. Als ich
die Hand hob, um ihn genauer zu betrachten, erstarrte ich unwillkürlich in
meiner Bewegung. Der Ring passte nicht nur perfekt, er war auch wunderschön,
aus Weißgold mit kleinen, eingefassten Diamanten. Nicht zu auffallend, sondern
eher zurückhaltend und zeitlos. Daniel hatte mal wieder meinen Geschmack genau getroffen.
Es war mir ein Rätsel, wie er mich so gut kannte, obwohl wir uns erst vor
kurzer Zeit begegnet waren. Seine Aufmerksamkeit und sein Fokus auf
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