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Lassiters riskantes Spiel

Lassiters riskantes Spiel

Titel: Lassiters riskantes Spiel
Autoren: Jack Slade
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»Ist er allein?«
    »Zwei Männer sind bei ihm. Soldaten, wie er.«
    Lewellyn nickte langsam. »Also gut. Bringen wir’s hinter uns.« Der Andere verschwand in der Nacht. Lewellyn ging ein Stück in den Flusswald hinein, band seinen Schimmel los und stieg in den Sattel. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Seit dem Bürgerkrieg hatte er nicht mehr gekämpft. Und der war schon ein paar Jahre her.
    Er trieb sein Pferd an, lenkte es aus dem Wald und zum alten Indianerpfad, der zwei Meilen weiter östlich in den Fahrweg nach Washington D.C. einmündete. Auf ihm würde der Colonel zum alten Bootshaus kommen, dem vereinbarten Treffpunkt.
    Ein paar Minuten später sah er ihn auch schon. Er hockte auf seinem Pferd – und rauchte. Außer ihm konnte Wilbur J. Lewellyn niemanden entdecken. Hatte er seine Wachhunde also in Deckung gehen lassen. Das machte die Sache nicht einfacher. Er ritt zu dem Wartenden.
    »Sie wollten mich sprechen, Colonel Rice?« Ein paar Schritte vor ihm hielt Lewellyn seinen Schimmel an und lüftete die Melone.
    »Verflucht, Wilbur – tun Sie nicht so scheinheilig!« Der Colonel schwang sich vom Pferd. Vor seinem Schimmel blieb er stehen und stemmte die Fäuste in die Hüften. In seinem Mundwinkel klemmte die brennende Zigarette. »Kommen Sie schon runter von Ihrem hohen Ross!«
    Wilbur J. Lewellyn tat ihm den Gefallen und stieg aus dem Sattel.
    »Meinen Sie das ernst?« Der Colonel griff in seine Uniformjacke, zerrte einen zerlesenen Brief heraus und wedelte damit herum. »Ist das wirklich Ihr Ernst, Wilbur?«
    Wilbur J. Lewellyn zog einen Zigarillo aus der Brusttasche seines Fracks; jetzt stand er dem gefährlichen Burschen ja gegenüber. Seelenruhig riss er ein Schwefelholz an seinem Sattelzeug an und hielt die Flamme unter die Spitze des Zigarillos. »Haben Sie das Geld mitgebracht, Colonel Rice?«, fragte er, als sich der erste Rauch unter seiner Melonenkrempe sammelte.
    Der Colonel wich zurück, als hätte ein Fausthieb ihn getroffen. »Sie meinen es also tatsächlich ernst!« Erst warf er die Zigarette weg, dann den Brief. »Sie müssen wahnsinnig sein!«
    Wilbur J. Lewellyn antwortete nicht, musterte sein Gegenüber lediglich mit kühlem Blick. Ein wenig ärgerte er sich – über sich selbst: Er hätte wissen müssen, dass Rice nicht der Mann war, dem man einfach so eine Rechnung präsentierte. Doch auch seinen Ärger ließ er sich nicht anmerken.
    »Und ich Trottel habe Sie für einen vernünftigen Mann gehalten, Wilbur!« Der Colonel machte auf den Absätzen kehrt und stapfte zu seinem Pferd zurück. »Für einen Mann, der am Leben hängt! Glauben Sie etwa, es fällt mir schwer, Sie über den Jordan zu schicken?«
    »In der Tat, Colonel – das dachte ich.«
    »Irrtum!« Rice stieg in den Sattel. »Sie haben ja keine Ahnung, wie viele Männer ich im Laufe meines Soldatenlebens schon eigenhändig getötet habe! Eigenhändig …!«
    »Ich denke, ich habe Ihnen ein faires Geschäft angeboten, Sir.« Wilbur J. Lewellyn spürte, wie sein Mund immer trockener wurde; er zwang sich, weniger hastig zu rauchen.
    »So! Denken Sie das!« Der Colonel trieb sein Pferd zu Lewellyn. »Und Holly Good, Ihre verfluchte Schlampe, denkt das vermutlich auch!«
    Er hatte sich längst in Rage geredet. Hunde, die bellen, beißen nicht, dachte Wilbur J. Lewellyn. Doch jetzt, wo er zu dem schäumenden Haudegen hinaufschauen musste, war er plötzlich nicht mehr so sicher.
    »Aber ihr habt euch verrechnet, Lewellyn! Und Sie sehen aus, als würden Sie das langsam kapieren! Falls Ihnen das ein Trost ist, Lewellyn: Sie werden Holly, diese verfluchte Schlampe, schnell wiedersehen!« Die letzten Worte schrie der Colonel heraus. »Noch vor Sonnenaufgang! In der Hölle!«
    Das war der Augenblick, in dem Lewellyn das Blut in den Adern gefror.
    Der Colonel hieb seinem Pferd die Sporen in die Flanken und ritt ein paar Meter den Weg hinauf. Dort riss er an den Zügeln und wandte sich an die dunkle Mauer aus Bäumen und Büschen am östlichen Wegrand.
    »Kommt schon!«, zischte er. »Erledigt ihn!«
    Zwei Männer traten aus dem Flusswald, beide bewaffnet, beide in Uniform.
    »Und wenn ihr ihn erledigt habt, beseitigt auch die kleinste Spur von seinen Überresten, und dann folgt mir nach Alexandria!« Wieder trieb der Colonel sein Pferd an, und diesmal ritt er nach Norden davon.
    Die beiden Soldaten kamen ohne jede Eile auf Wilbur J. Lewellyn zu. Als nur noch etwa zwanzig Schritte sie von ihm trennten, legten sie ihre
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