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Lassiters riskantes Spiel

Lassiters riskantes Spiel

Titel: Lassiters riskantes Spiel
Autoren: Jack Slade
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Merkmale?« Wilbur schlug die Beine übereinander. Richtig abgekämpft sah er aus.
    »Eine Narbe am rechten Schulterblatt, ein großer Leberfleck an der Innenseite des linken Oberarms. Vorsichtshalber habe ich auch noch ordentlich zugelangt.« Lächelnd betrachtete sie ihre langen Fingernägel und sog dabei an ihrer Zigarette. »Die Kratzer werden sich entzünden, ich bin vorher mit den Nägeln über seine Stiefelsohlen gefahren.«
    Wilbur J. Lewellyn beugte sich zu ihr und strich ihr flüchtig über die Wange. »Bist ein kluges Mädchen, Holly.«
    ***
    Es gibt Nächte, die scheinen niemals enden zu wollen. Im Gefängnis von Edwards erlebte Lassiter so eine Nacht. Er tat kein Auge zu, warf sich von einer Seite auf die andere, sprang von der Pritsche, tigerte in der Zelle hin und her, starrte aus dem Fenster auf die nächtliche Mainstreet hinaus, warf sich zurück auf die Pritsche.
    So lange und so heftig er auch grübelte – er sah keinen Ausweg. Außer einem: blanke Gewalt.
    Natürlich würde er versuchen, um sein Leben zu reden, wenn er erst vor dem Schnellgericht der Bürgerwehr stand. Doch nach allem, was er von diesen Vereinen wusste, pflegten die buchstäblich kurzen Prozess zu machen.
    Hoffnungslos im Grunde, und Lassiter fragte sich, ob es nicht vernünftiger wäre, den Sheriff schon vor dem Bürgerwehrgericht anzugreifen. Vielleicht war er ja noch betrunken.
    Andererseits: Ein Sheriff mit Alkohol im Blut griff womöglich schneller zur Waffe als einer, der nüchtern war; zu schnell, wenn es ganz schlecht lief. Und mit einem Stern an der Brust saß einem der Revolver sowieso doppelt so locker im Holster; war es nicht so?
    Mit solchen und schlimmeren Vorstellungen und Fragen schlug der Mann von der Brigade Sieben sich die ganze Nacht über herum. Schön war das nicht.
    Als vor dem Zellenfenster der Morgen graute, entschied er sich, den Sheriff anzugreifen, sobald der die Zellentür geöffnet hatte. Und öffnen musste er sie ja, oder wollten sie das Schnellgericht am Ende hier im Zellentrakt veranstalten?
    Siedend heiß fuhr es ihm in alle Knochen. An diese Möglichkeit hatte er noch gar nicht gedacht.
    Gefühlte vierundzwanzig Stunden später ging die Sonne auf. Quälend langsam verstrich der Vormittag, auf der Mainstreet ritt, marschierte und rollte das alltägliche Leben von Edwards vorbei. Gab es denn heute kein Frühstück?
    Draußen im Office tat sich lange nichts. Der Sheriff schlief seinen Rausch aus, wie es schien. Vermutlich würde er noch in den Federn liegen, wenn schon die Männer der Bürgerwehr vor der verschlossenen Tür Schlange standen. Diesem Sheriff traute Lassiter sogar zu, dass er eine Hinrichtung verschlief.
    Und dann endlich Schritte, Türenschlagen und das Rasseln eines Schlüsselbundes. Die Tür zum Zellentrakt wurde aufgeschlossen. Der Sheriff trat ein – allein.
    Sehr gut! In Gedanken bereitete Lassiter sich auf den Angriff vor.
    Langsam schlurfte der Sheriff heran. Jede Muskelfaser in Lassiters Körper spannte sich an. »Morgen«, nuschelte der Sternträger und schloss die Zellentür auf. Lassiter atmete tief durch.
    »Ich habe Männer gekannt, die sind zu früh gestorben, weil sie die falsche Frau geheiratet haben.« Der Sheriff zog die Tür auf; er roch immer noch nach Whisky. »Du scheinst die Richtige erwischt zu haben.«
    »Was?« Lassiter war ein wenig verwirrt.
    »Komm schon raus, Houston. Du bist frei.«
    Lassiter öffnete die Fäuste, drückte die Knie durch. Nein, er hatte sich nicht verhört, ganz gewiss nicht. Also verkniff er sich sämtliche Fragen, die ihm auf der Zunge lagen, und trat aus der Zelle.
    Irgendein Irrtum, irgendeine zufällige Verwechslung. Doch was war das Leben weiter als eine endlose Reihe von Verwechslungen und Zufällen?
    »Komm schon, Houston, kriegst deine Waffen und dein Gepäck zurück.« Lassiter voran schlurfte der Sheriff zu seinem Office. Das Schnellgericht schien tatsächlich auszufallen. »Und dein Pferd natürlich. Dann kannst du reiten, wohin du willst.«
    »Das will ich schwer hoffen.«
    »Hättest du gleich gesagt, wer du bist, hätten wir uns den ganzen verdammten Ärger ersparen können, Houston.«
    »War ein Fehler, sicher doch.« Lassiter begriff gar nichts mehr.
    Der Sheriff trat ins Office. Dort stand ein Mann neben der Tür und nickte ihm zu. Mit seinem langen Mantel, seinen staubigen Stiefeln und seinem Stern an der Samtweste sah er aus, als käme er von weit her.
    Mit einer Kopfbewegung wies der Sheriff auf ihn, bevor er zum
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