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Lassiters riskantes Spiel

Lassiters riskantes Spiel

Titel: Lassiters riskantes Spiel
Autoren: Jack Slade
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nicht, Darling, du weißt doch, dass ich darüber nicht reden kann.«
    »Schon in Ordnung, Bertrand.« Natürlich hatte sie den Brief längst gesehen. »Sitzt du deswegen noch über deiner Arbeit?«
    »Ja, leider.« Er seufzte. »Und ich muss das Schreiben heute Abend noch zum Chairman des Ausschusses bringen.«
    »Was?« Sie runzelte die Stirn. »Warum schickst du denn keinen Boten?«
    »Die Sache ist streng geheim, das Risiko zu groß.«
    »Schade, ich hatte mich schon auf einen gemütlichen Abend mit dir gefreut.«
    »Morgen.« Er zwang sich zu einem Lächeln und strich ihr über die Wange, wie man einem Kind über die Wange strich, wenn man es trösten wollte, aber nicht recht wusste, wie.
    »Na dann, gute Nacht.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. Wieder die verdammte Stelle am Rücken – er biss die Zähne erneut zusammen.
    Sie merkte es gleich, musterte ihn besorgt, doch weil er lächelte, drehte sie sich seufzend um und ging zur Treppe und dann nach oben.
    Der Senator drehte sich um, schloss die Augen, biss auf die Lippen. So verharrte er viele Atemzüge lang.
    Bis er endlich zum Sekretär zurückkehrte und seinen Brief vollendete. Noch einmal las er ihn durch, brachte eine Korrektur an und steckte ihn anschließend in ein Kuvert.
    Danach zog er sich seinen Mantel an, steckte den Brief in die Innentasche und Munition für seinen Coltkarabiner in die Außentasche. Den Karabiner hängte er sich um die Schulter und verließ das Haus.
    Im Stall sattelte er sein Pferd und ritt in die abendliche Stadt. Sein Anwalt wohnte in der nördlichen Massachusetts-Avenue. Hinter den Fenstern brannte noch Licht. Er steckte den Brief durch den Briefschlitz an der Haustür, eilte zurück zu seinem Pferd und ritt weiter nach Nordwesten.
    Bis er das Ufer des Potomacs erreichte. Am nächtlichen Fluss entlang ritt er zu einer Anlegestelle vier Meilen außerhalb der Stadt. Dort stieg er aus dem Sattel.
    Mit einem Klaps auf die Flanke trieb er sein Pferd in den Flusswald. Er blickte sich um. Frösche quakten im Schilf, irgendwo rief ein Kauz. Der Senator ging er zur Anlegestelle. Er hatte es nicht eilig.
    Hin und wieder ritt er hier hinaus, um zu angeln, oder einfach, um allein zu sein. Manchmal nahm er auch den Wagen; wenn seine Frau und die Kinder dabei waren. Er liebte diese Stelle am Potomac. Und jetzt, im Rückblick, kam es ihm vor, als wäre er zu selten hier draußen gewesen. Ja – viel zu selten.
    Eine Zeitlang stand er ganz am Ende des Anlegestegs, lauschte dem Gurgeln und Rauschen des Stromes und blickte einfach nur in die nachtschwarzen Wogen.
    Irgendwann war er dann so weit.
    Er kniete sich auf die Holzbohlen, lud den Karabiner durch und stemmte den Kolben in ein Astloch. Den Lauf umfasste er mit der Linken, den Daumen legte er auf den Abzugsbügel. Dann schloss er den Mund um die Öffnung des Laufes, atmete tief aus und drückte ab.
    ***
    »Dort ist die Stelle, Sir.« Der Fischer aus Arlington zeigte auf eine uralte Weide. Er und sein Geschäftspartner stiegen von den Pferden. Harrison und seine beiden Hilfssheriffs schwangen sich ebenfalls aus den Sätteln.
    Hinter den Fischern her stapften sie ein Stück durchs Unterholz bis zur Weide. Ihr Laub war schon teilweise gelb. Ein Spätsommertag, ziemlich mild, vom Potomac her hörte Harrison das Signalhorn des Sechs-Uhr-Dampfers.
    »Hier liegen sie, Sheriff.« Der Jüngere der Fischer schob das Geäst der Weide ein Stück zur Seite und bückte sich in das weite Rund unter der Krone. »Wenn nicht ständig verdammte Geier auf dem Baum gesessen hätten, wären wir niemals drauf gekommen, dass Leichen hier liegen könnten.«
    Harrison nickte stumm und bückte sich ebenfalls in den saalartigen Raum unter der Trauerweide.
    Als Junge hatten er und sein Bruder Tom gern unter solchen Bäumen ihre Hütten gebaut. Komisch, dass ihm das ausgerechnet jetzt einfiel. Jetzt, wo es auf einmal entsetzlich stank, und wo aufgestört durch Stiefelschritte ein Schwarm Fliegen aufbrummte und etwas freigab, was er bisher bedeckt hatte.
    Etwas, das man normalerweise lieber nicht so genau anschaute; zumindest wenn man keine Made, keine Fliege, kein Geier und kein Sheriff war. Harrison hielt sich also ein Taschentuch vor die Nase und sah genauer hin.
    Überreste von drei Männern lagen da. Von einem hatten die Geier, Ratten und Füchse nur den Schädel und die zerfetzten Kleider übrig gelassen. Von den anderen beiden ein wenig mehr.
    Alle drückten sich inzwischen
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