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Lassiters riskantes Spiel

Lassiters riskantes Spiel

Titel: Lassiters riskantes Spiel
Autoren: Jack Slade
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Hals- oder Taschentücher vor die Nasen. »Das sind Uniformen, Sir«, sagte einer von Harrisons Assistenten. »Soldaten waren das, wenn Sie mich fragen.«
    Harrison hätte ihn nicht gefragt, weil er es selber sah. Er trat ein paar Schritte zurück und scharrte mit der Stiefelspitze in Gras und Laub herum, bis er einen geeigneten Stock fand. Mit ihm ging er zu den Männern und den Leichen zurück.
    Er stocherte in der schmutzigen Kleidung der Leichen; einzelne Glieder von menschlichen Überresten steckten noch in den Lumpen. Vor allem auf die Schulterteile der Ärmel hatte der Sheriff es abgesehen. Es dauerte seine Zeit, doch irgendwann fand er, was er suchte.
    »Genügend Sterne, um mal einen Colonel dekoriert zu haben«, bemerkte einer der Fischer gallig. Keiner der Männer kommentierte das; alle sahen ja, dass der Fischer recht hatte.
    Bevor die Fliegen ihr Mahl fortsetzen konnten, bedeckten sie die Leichen zuerst mit Regenmänteln, dann mit Geäst. Das alles beschwerten sie mit Steinen.
    Anschließend suchten sie die Umgebung der alten Weide nach Spuren ab. Sie fanden keine.
    »Ich danke Ihnen, Gentlemen«, wandte sich Harrison schließlich an die beiden Fischer. »Kann gut sein, dass die Angehörigen der Toten sich für Ihre Mühe erkenntlich zeigen wollen. Dann lass ich’s Sie wissen. Was mich betrifft – gehen Sie in die Golden Poker Hall und nehmen Sie einen doppelten Drink auf meine Rechnung,wenn Sie gelegentlich in Alexandria vorbeikommen.«
    Die Fischer bedankten sich, stiegen auf und ritten davon. Harrison zündete sich eine Zigarre an und schraubte seine Whiskyflasche für unterwegs auf. Seine Assistenten schüttelten die Köpfe und seufzten tief.
    »Das ist der vermisste Offizier«, sagte einer von ihnen. »Jede Wette, das ist dieser Colonel Rice.«
    Harrison nahm einen Schluck und verschloss die Flasche dann wieder. »Falsch«, sagte er. »Das war der vermisste Offizier. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit war es Rice.«
    Er wandte sich an den anderen. »Reite nach Washington zum Stützpunkt der Army, Henry. Verlange den Kommandanten zu sprechen und sage ihm, was wir gefunden haben.«
    Der Angesprochene nickte, stieg aufs Pferd und ritt davon.
    »Sollen Sie doch die Reste ihrer Leute selbst vom Erdboden kratzen«, knurrte Harrison. »Und Ärzte, die einen Erschossenen von einem an Altersschwäche Gestorbenen unterscheiden können, hat die Army auch, wenn ich mich recht erinnere.«
    ***
    Der weiße Rüschenkragen ihres schwarzen Kleides war bis hinauf unter ihr Kinn geschnürt. Ähnlich verschlossen war auch ihre Miene, beinahe kalt. Die großen graublauen Augen schienen nicht nur sein Gesicht, sondern auch den verschlossenen Raum hinter seiner Stirn erforschen zu wollen. Der Mund war es schließlich, der ihr schmales, blasses Gesicht endgültig zu einem schönen Gesicht machte: ein unglaublich großer Mund mit vollen Lippen.
    »Sie sind also meine Frau.« Lassiter ließ sich in den Sessel neben dem Kamin sinken, den sie ihm angeboten hatte. Sie hatte sich als Jane Houston vorgestellt.
    »Ich denke, wir sind Ihnen eine Erklärung schuldig, Mr. Lassiter.« Ihm gegenüber, auf der anderen Längsseite des niedrigen Tisches, setzte sie sich auf die Couch und schlug die Beine übereinander. Reitstiefel schauten unter dem weißen Rüschensaum des schwarzen Kleides hervor.
    »Ich begrüße es immer sehr, wenn ich jemanden nicht extra an seine Schulden erinnern muss.« Lassiter grinste. »Doch wen genau meinen Sie, wenn Sie ›wir‹ sagen, Ma’am?«
    »Uns meine ich, Mr. Lassiter, die Brigade sieben. Um Ihre Identität und Ihren Auftraggeber nicht preisgeben zu müssen, beauftragten wir den US-Marshal Thompson, nach dem Pinkerton-Detektiven Jacob Houston zu suchen, der in einer dringenden geheimen Staatssache ermittelt.«
    Ein Diener brachte Tee und Geschirr. »Ich bin jetzt also Pinkerton-Detektiv«, sagte Lassiter amüsiert, als der Diener das Kaminzimmer wieder verlassen hatte und der Tee aus den Tassen dampfte.
    »Sie waren es«, erklärte Jane Houston. »Bis vor einer Woche. Man hat Ihnen in Abwesenheit gekündigt – wegen Trunkenheit im Dienst, Spielsucht, ausbleibender Berichte, unsittlichen Verhaltens, und so weiter.« Sie schob ihm ein auffallend dickes Kuvert über den Tisch. »Hier ist dein aktueller Lebenslauf. Studiere ihn genau, Jake. Aber das muss man einem Mann wie dir ja nicht extra einschärfen.«
    Verblüfft wegen des plötzlich so vertraulichen Tons sah Lassiter die Frau an. Sie hatte
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