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Lassiters riskantes Spiel

Lassiters riskantes Spiel

Titel: Lassiters riskantes Spiel
Autoren: Jack Slade
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»Dachte auch gleich an Rice.«
    »Hat er sich etwa umgebracht?«, fragte Lester, der Barmann.
    »Ein Dreifachselbstmord kommt nicht allzu oft vor, O’Rourke.« Harrison nippte an seinem Glas. »Genau genommen habe ich noch nie von einem gehört.«
    »Was wirst du denn jetzt tun, Burt?«
    »Das Übliche, Wilbur: Leute befragen, die nicht reden wollen, Spuren auswerten, die es nicht gibt. Ermitteln eben. Vielleicht sollte man mal jemanden ins Indianerreservat schicken, um nach einem Mörder zu suchen. Die Army jedenfalls wird als Erstes an Rothäute denken.«
    »Nur weil sie von der Army kommt, muss die Idee ja nicht gleich schlecht sein«, sagte Lester O’Rourke.
    »Habe ich auch nicht gesagt.«
    »Viel Erfolg, Burt.« Wilbur J. Lewellyn hob sein Weinglas und prostete ihm zu. »Ich drück dir die Daumen.«
    »Danke. Auf euer Wohl.« Harrison kippte seinen Whisky herunter, stand auf und tippte wieder Richtung Holly an seine Hutkrempe. Sie war schön wie eh und je. Wie so oft, schenkte sie ihm ein verheißungsvolles Lächeln, und wie so oft, nahm er sich vor, noch einmal sein Glück bei ihr zu versuchen.
    Mit diesem Vorsatz verließ er das Hinterzimmer.
    Inzwischen saßen ein paar Flussschiffer an der Theke und an einem der Spieltische. Der Kapitän und der Lotse des Sechs-Uhr-Dampfers waren unter ihnen. Und noch einen Bekannten entdeckte Harrison an einem Spieltisch: seinen Bruder Tom.
    Der Sheriff ging ins Spielzimmer, zog einen Stuhl an den Spieltisch neben seinen älteren Bruder und setzte sich. »Nichts Besseres zu tun?«, knurrte er leise.
    »Washington kann so langweilig sein.« Das war die einzige Antwort. Tom trug einen hellen Seidenfrack, seinen Zylinder hatte er neben seinen Dollars auf dem Tisch liegen. Sein Backenbart war noch tiefschwarz. Er hielt einen Drilling aus Königen auf der Hand.
    Vor ein paar Jahren noch war Tom Harrison Townmarshal von Jackson gewesen. Jetzt leitete er die Verwaltung des Innenministeriums in Washington. Wenige Wochen noch, und er würde zum Stellvertreter des Innenministers befördert werden.
    Burt Harrison hatte nichts gegen einen Minister in der Familie, ganz und gar nicht. Manchmal gestand er sich ein, selbst mit einem Posten im langweiligen Washington zu liebäugeln. Ein Bruder an geeigneter Position könnte sich da ganz gut machen.
    Ein paar Mal hatten sie sich hier im weithin bekannten Pokersaloon von Alexandria getroffen. Zum Trinken und Essen und um Geschäftspartner zu treffen. An einem Spieltisch der Golden Poker Hall sah der Sheriff seinen Bruder zum ersten Mal sitzen.
    »Sein wann, um alles in der Welt, pokerst du denn?«, flüsterte er.
    »Seit einiger Zeit wieder, aber bislang nur aus Jux und Dollerei. Doch vor ein paar Wochen habe ich Feuer gefangen, und jetzt steige ich richtig ein.«
    »Du tust was ?« Harrison glaubte, sich verhört zu haben. Mit einer knappen Geste bedeutete sein Bruder ihm, jetzt nicht zu stören.
    Nur ein Spieler außer ihm war noch in der Runde. Der hatte keine einzige Karte gekauft, wenn Harrison das richtig beobachtet hatte. Er betrachtete den Mann genauer.
    Er trug einen schwarzen Anzug und eine rote Lederweste. Eine goldene Uhrenkette hing gekonnt arrangiert aus der Westentasche. Der Revolverkolben an seiner rechten Hüfte war mit Elfenbein beschlagen. Das Jackett hatte er hinter sich auf die Stuhllehne gehängt. Sein dunkles Haar glänzte pomadig, sein langer gezwirbelter Schnurrbart sah aus, als würde der Mann seiner Pflege allmorgendlich mindestens eine Stunde widmen.
    Ein Profi – der Sheriff sah es sofort. Vielleicht war er Ende zwanzig, vielleicht unwesentlich älter.
    Er hatte einen Blick für solche Typen. Die reisten nicht selten hier an, um an den monatlichen Turnieren teilzunehmen. Als Sheriff von Alexandria gehörte es zu Harrisons Pflichten, Betrug aufzudecken und zu ahnden. Falschspiel war eine Form des Betruges, und Kartenhaie wie dieser hier neigten zu dieser Form des Betruges.
    Harrison beschloss, ihn im Auge zu behalten.
    »Was ist los, Mr. Colesville, Sir?« Sein Bruder Tom machte eine ungeduldige Geste. »Zehn Dollar sind angesagt – entweder Sie legen das Geld in den Pott oder Sie steigen ebenfalls aus.«
    »Danke für den Hinweis, Sir.« Der Profi lächelte kalt und schob die Karten zusammen. »Ich steige aus.«
    »Schade.« Tom Harrison ließ sein Blatt fallen und griff nach dem Pott. »Komm mit an die Theke, Burt, ich gebe dir einen aus.«
    Wenige Minuten später saßen sie auf Barhockern vor vollen
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