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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten
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1 Die Larve
    Wie heißt du?«, fragte Alebin und zog sich sein Hemd vom Leib.
    »Cyrwyth, Herr«, antwortete die kleine Elfe.
    »Und wie gefällt es dir in Lyonesse?«
    »Gut, Herr.«
    »Natürlich, denn du kennst ja auch nichts anderes als Fanmórs Domäne und dieses halb versunkene Inselreich.«
    Alebin zupfte am Träger des dünnen, von Wunschraupen gewebten Gazeschleiers seines Gegenübers. Das Kleid löste sich von den Schultern der Elfe. Es war so leicht wie eine Feder und rutschte im Zeitlupentempo Cyrwyths Körper hinab. »Du bist hübsch«, log er.
    »Danke, Herr.«
    »Beim blöden Enki!«, fluchte Alebin. »Könntest du dir wenigstens die Mühe geben, mir so etwas wie Interesse vorzuheucheln?«
    »Gerne, Herr.« Cyrwyth trat näher an ihn heran. »Soll ich mich widerspenstig verhalten? Abweisend? Bösartig? Gutmütig? Launisch?«
    »Ich möchte, dass du
du selbst
bist!«
    Die Elfe schwieg und blickte betreten zu Boden. »Das kann ich nicht, wie du weißt.«
    »Weil du nicht willst. Weil du dir niemals Mühe gegeben hast, eigene Gedanken in deinem leeren Kopf zu formulieren. Du bist ein dummes Geschöpf; eine
Faserelfe

    »Ja, das bin ich, Herr.«
    Faserelfen. Wesen, deren gedankenlose Eltern sich niemals um ihre Kinder geschert und sie sich selbst überlassen hatten. Faserelfen waren im Reich der Sidhe Crain oder anderer Königshäuser aufgewachsen, ohne jemals die Chance zu erhalten, sich ihrer Identität bewusst zu werden. Anders als Menschenkinder benötigten Elfen keine besondere Hilfe, um die Jahre der Kindheit zu überstehen. Sie wuchsen fast wie von selbst auf und waren, kaum dem Krippenalter entwachsen, in der Lage, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Doch sie blieben Hüllen ohne Persönlichkeit, wenn die zwischenelfischen Kontakte ausblieben und sie nicht ein Mindestmaß an elterlicher Zuwendung erhielten.
    Faserelfen waren unterprivilegiert. Meist mussten sie im Gefolge höhergestellter Elfen billige Handlangerdienste leisten. Kaum jemand kümmerte sich um sie, kaum jemand registrierte ihre Anwesenheit. Das bisschen Bildung, das sie aufschnappten, bezog sich auf die Arbeit, die sie verrichten mussten. Diese Erfahrungssprengsel waren wie dünne Grashalme im weiten Feld des Wissens. Sie halfen ihnen, irgendwie am Leben zu bleiben und sich nicht selbst zu vergessen, um zu brüchigem Tuff-Stein zu werden.
    »Ich möchte, dass du mich liebst!«, forderte Alebin.
    »Liebe, Herr?« Cyrwyth sah ihn verwirrt an.
    »Ich rede von Leidenschaft und Hingabe.« Er berührte die Elfe, fuhr mit beiden Händen ihre Körperlinien abwärts. Dann schloss er die Augen und dachte an andere Frauen. An eine ganz bestimmte Frau. An ihr kastanienbraunes Haar und diesen verführerischen Blick, den sie wie eine Waffe einsetzte und dessen Wirkung sie sich dennoch kaum bewusst war.
    Alebin spürte Cyrwyths erste zögerliche Berührungen. Ihre Hände waren so kalt wie der Rest ihres Körpers. Die Faserelfe begann, ihn mechanisch zu streicheln. So, wie sie es irgendwo, irgendwann gelernt haben musste.
    Alebin packte sie fester, drückte sie an sich und küsste sie – mit geschlossenen Augen, denn er wollte ihrem starren, teilnahmslosen Blick unter keinen Umständen begegnen. Er zog Cyrwyth zur Bettstatt, die auf seinen Wunsch hin mit Rosenblüten aus einem der Zuchtbetriebe von Lyonesse bedeckt worden war. Das Licht Dutzender Kerzen flackerte im Luftzug rings um das Lager.
    Noch fester presste er seine Lippen auf die ihren. Er wollte Cyrwyths Leidenschaft spüren, wollte fühlen, wie sie ebenfalls von der Erregung gepackt wurde.
    Sie aber zögerte. Dachte sie nach und suchte nach Erinnerungssplittern, die ihr sagten, wie sie sich verhalten sollte?
    Alebin schob ihre Beine auseinander und begann, ihren nackten Körper zu liebkosen. Cyrwyth stöhnte nun mit jeder Berührung; ihr Becken hob und senkte sich.
    Sie tut, was man von ihr verlangt
, sagte sich der Elf.
Sie funktioniert auf Knopfdruck. Aber sie empfindet nichts
.
    Alebin konzentrierte sich abermals auf die Erinnerung an jene Frau, neben der er viel lieber gelegen hätte. Es half nur wenig. Unter ihm bewegte sich ein kaltes, uninteressiertes Geschöpf, das nicht einmal einen Grund für seine eigene Existenz kannte.
    Fast fühlte er Mitleid mit Cyrwyth. Sie ertrug ein grausiges Schicksal und war darüber hinaus mit dem Fluch der Beinahe-Unsterblichkeit belegt.
    Die Unsterblichkeit hat ein Ablaufdatum
, dachte Alebin düster und erinnerte sich all der körperlichen
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