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OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)

OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)

Titel: OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)
Autoren: Felix G. Kraft
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schon seit zwei Tagen nichts mehr von ihrem Mann gehört. Und auch eine Anfrage bei Markus wegen der über eBay aus Japan bestellten Messerschmidt blieb unbeantwortet. Sie konnte einfach nicht schlafen und saß bis in die Nacht hinein vorm Fernseher. Sie hatte sich eine Flasche Rotwein aufgemacht und wollte sich gerade etwas Salzgebäck aus der Küche holen als sie eine Eilmeldung aus Südamerika aufschreckte. Helikopterbilder zeigten einen Vulkanausbruch in jener Region im Südwesten Boliviens, aus der sich ihre beiden Jungs zuletzt bei ihr gemeldet hatten. Sie rechnete bereits mit dem Schlimmsten und sperrte die Ohren auf, ob sich auch Deutsche unter den Opfern befanden. Das war zwar tatsächlich der Fall, doch die herabstürzenden Lavamassen hatten lediglich eine deutsche Aussiedlerkolonie unter sich begraben. Von Touristen unter den Toten war nicht die Rede. Ruth Schreiner war zwar aufgeregt, aber guter Hoffnung, ihre beiden Stuttgarter heil wieder zu sehen. Dennoch setzte fast ihr Herz aus, als das Handy klingelte und eine fremde Nummer anzeigte, zu der kein Name eingespeichert war. Am anderen Ende meldete sich ihr Ehemann aus einem bolivianischen Hotel. Sein Akku sei ausgefallen und er habe weit und breit keine Gelegenheit zu telefonieren gehabt, weil ihm auch noch die Brieftasche mit dem ganzen Geld entwendet wurde. Die deutsche Botschaft in Bolivien würde sich allerdings rührend um ihn kümmern und er könne übermorgen zuhause sein. Ruth Schreiner atmete zwar erleichtert durch, doch irgendwie klang die Stimme ihres Mannes seltsam verlegen und die Geschichte mit dem leeren Handyakku roch förmlich nach einer Ausrede.
    Sie machte ihrem Mann Vorhaltungen: „Du elender Egoist, weißt du überhaupt, was ich die letzten beiden Tage hier durchgemacht habe, ohne irgend ein Lebenszeichen von dir? Im Fernsehen haben sie eben auch noch über einen Vulkanausbruch berichtet, genau in eurer Gegend. Kannst du dir vielleicht im Entferntesten vorstellen, was Angehörige zuhause in einem solchen Moment durchmachen, wenn sich der Partner nicht meldet? Ich hab mir so eine Mühe gegeben, ein besonderes Geschenk zu deinem 55. Geburtstag aufzutreiben und dir eine unvergessliche Party mit deinen besten Freunden vorzubereiten. Und was ist der Dank dafür? Ich bin dir nicht einmal einen Anruf wert. Sind wir schon so lange verheiratet, dass du nicht mehr an mich denkst, wenn wir uns mal kurz nicht sehen? Mir reicht es schon wieder, ich habe gar keine Lust mehr, nächste Woche mit dir zu feiern. Das muss sich erst mal verdauen. Weißt du was? Ich werde die ganze Party kurzerhand abblasen. Ich fahr für eine Woche zu meiner Mutter. Ich stell dir dein Geschenk hin, das kannst du dann alleine auspacken.“
    Simon Schreiner hatte nicht die leiseste Chance, selbst zu Wort zu kommen. Seine sichtlich verletzte Ehefrau verlor sich ohne Luft zu holen in Monologen, die von der Länge und Sprechgeschwindigkeit selbst einem Anton Hitler zur Ehre gereicht hätten. Er stammelte hilflos in sein Handy: „Aber Ruth, es ist wirklich so wie ich sage. Das kann schon mal passieren, wenn man in der Wildnis unterwegs ist. Ich liebe dich doch, das weißt du auch.“
    „Nein, Simon, das sagst du nur immer. Allein mir fehlt der Glaube. Immer nur davon reden, wie gern man jemanden hat und was er einem bedeutet, reicht eben nicht auf Dauer. Ich erwarte ja gar nicht, dass mein Mann die Welt rettet. Aber ich habe ein Recht auf einen Mann, auf den man sich verlassen kann. Sonst werde ich dich eines Tages verlassen. Das ist mein voller Ernst. Und jetzt es mein Akku gleich leer. Wenn du nächste Woche deinen Geburtstag ohne mich feierst, kannst du dir mal überlegen, was Du die letzte Zeit alles falsch gemacht hast. Gute Nacht Simon, ich bin froh das du noch lebst.“
    Der Retter der westlichen Welt schaute im Moment seines größten Erfolges wie ein begossener Pudel aus der Wäsche. Daran änderte auch das Lob des amerikanischen Präsidenten nichts und die Flasche Dom Perignon, die ihm extra per Hubschrauber aus La Paz in sein bolivianisches Hotel eingeflogen wurde. Er musste sich die ganze Zeit auf die Zunge beißen, seiner Ruth nicht die Wahrheit zu sagen, um seinen Teil des Abkommens mit den Amerikanern nicht zu verletzen. Zudem hätte seine aufgeregte Ehefrau daraufhin wahrscheinlich erst recht geglaubt, er habe in der Ferne ausschweifende Orgien gefeiert und wolle sie jetzt mit peinlichen Fantasiegeschichten über angebliche Heldentaten abspeisen. Simon
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