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Oase der Versuchung

Oase der Versuchung

Titel: Oase der Versuchung
Autoren: Olivia Gates
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halten – in Wirklichkeit wissen Sie nicht, wie viel Blut Sie schon verloren haben. Ihr Blutdruck kann plötzlich und ohne Vorwarnung abfallen. Und wenn es erst so weit ist, kann Ihnen nichts und niemand mehr helfen.“
    „Das klingt, als hätten Sie Ahnung davon. Sind Sie auch schon mal angeschossen worden?“
    „Ich habe oft genug Verletzte behandelt. Menschen, die nicht so dumm waren, meine Hilfe abzulehnen.“
    „Wie reden Sie eigentlich mit einem Mann, der bei Ihrer Rettung verwundet wurde? Und wann nehmen Sie endlich diesen Bart ab?“
    „Ist das denn zu fassen? Sie können jeden Augenblick das Bewusstsein verlieren – und denken an nichts anders als an Ihre komische Theorie …“
    Aber der Mann lächelte nur, wie jemand, der sich seiner Sache ganz sicher ist.
    „Also gut“, meinte T. J. versöhnlich. „Ich sage Ihnen, was Sie wissen wollen. Aber erst kümmere ich mich um Sie. Wo ist der Erste-Hilfe-Koffer?“
    „Andersherum. Sie dürfen sich um mich kümmern – nachdem Sie mir alles erzählt haben. Dann verrate ich, wo der Koffer ist.“
    „Keine Ahnung, was Sie hören möchten – die Wahrheit interessiert Sie ja offensichtlich nicht …“
    Der Mann wich zurück, als T. J. anfangen wollte, die Wunde zu untersuchen. „Na, na! Erst geben Sie zu, dass Sie kein Mann sind. Ich lasse mich nämlich nur von Frauen anfassen.“
    T. J. bemerkte das belustigte Funkeln in seinen Augen und sagte: „Mir scheint, Sie unterschätzen den Ernst Ihrer Lage! Wenn ich Ihnen nicht bald helfe, schwimmen wir hier in Blut. Und außerdem: Was macht es für einen Unterschied, ob ich es zugebe oder nicht? Sie scheinen sich ja recht sicher zu sein.“
    Voller Sympathie sah er sie an. „Eine Frau wie Sie macht eben Eindruck auf mich. Schon allein Ihr Blick hätte mich fast umgeworfen. Und erst Ihr Kinnhaken!“
    T. J. konnte ein Lachen nicht unterdrücken und musste sich eingestehen, dass dieser Mann einfach atemberaubend war.
    Aber das durfte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich ohne eine gründliche Untersuchung nicht sagen ließ, wie schwer er tatsächlich verletzt war. „Ich habe Sie für einen vernünftigen Menschen gehalten! Da sieht man mal, wie sehr der Schein oft trügt.“
    Der Mann lächelte. „Ich habe Ihnen doch gesagt: Sobald Sie mir alles erzählt haben …“
    „Sie allerdings lassen sich nicht so leicht etwas vormachen. Wenn Sie sagen, es ist Ihnen sofort etwas an mir aufgefallen.“
    Der Mann seufzte tief und spielte den Verzweifelten. „ Aih “, bestätigte er. „Ja . Nämlich dass Sie nichts anderes sein können als eine begehrenswerte Frau.“
    „Einen Moment!“, sagte T. J. und kratzte sich am Bart.
    Dann nahm sie ihn ab.
    Es tat weh, wie wenn man ein Pflaster abreißt, und sie schrie leise auf. Der Bart baumelte noch an ihrer Oberlippe. Übertrieben leidend sah sie den Mann an. „Sind Sie jetzt zufrieden, Sie Quälgeist?“
    „Sie schmeicheln mir“, sagte er und begann sehr vorsichtig, den Bart vollständig abzulösen.
    Jetzt fühlte es sich eher wie eine Gesichtsmassage an – und nicht wie brennender Schmerz. Dann lehnte er sich wieder in seinen Sitz zurück und strich mit dem Handrücken sanft über T. J.’s Wangen, damit sich die Haut beruhigte. Seine Hände waren zugleich kräftig und schön. T. J. seufzte. Überall, wo er sie berührt hatte, verspürte sie ein Prickeln …
    Auch der Mann seufzte leise. „ Ya Ullah, ma ajmalek. Wie wunderschön Sie sind! Ich dachte, ich wüsste längst, was Frauen zu bieten haben, aber so etwas wie Sie habe ich noch nie gesehen. Sie wirken auf mich wie eine Erscheinung aus Licht und Energie, wie eine Kostbarkeit aus feinstem Gold und Edelsteinen …“
    T. J. wurde heiß. Dabei hatte sie sich noch vor Kurzem vor Furcht und nächtlicher Kälte wie erstarrt gefühlt.
    Aber schon vorhin, in dem einfachen Badezimmer, als sie sich zu dem Mann umgewandt hatte, waren Leben und Wärme in sie zurückgekehrt. Und jetzt, nach der Notlandung, drangen ihr die Zuwendung des Mannes und die unübersehbare Sympathie, die er ihr entgegenbrachte, tief ins Herz. Ihr war, als ob alles Kühle daraus verschwand.
    Noch immer konnte sie nicht fassen, dass er ihre Verkleidung erkannt hatte. Eine Woche lang war das in ganz Zohayd keinem Menschen gelungen. Auch ihre Entführer hatten nichts gemerkt, und das, obwohl sie sich einen vollen Tag lang in ihrer Gewalt befunden hatte.
    Und nach alldem hatte dieser Mann auf Anhieb erkannt, dass sie eine Frau war! Noch dazu bei
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