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Oase der Versuchung

Oase der Versuchung

Titel: Oase der Versuchung
Autoren: Olivia Gates
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bis vor ungefähr dreihundert Kilometern der Empfang abgerissen war. Seitdem hatte Hassan alle technischen Hilfsmittel eingesetzt, die ihm zur Verfügung standen, und war mit Satellitenortung bis zu dieser Hütte gelangt.
    Ohne seine Macht, ohne das entsprechende Hintergrundwissen und ohne den unbeschränkten Zugriff auf alle Systeme wäre ihm das kaum gelungen. Jeder andere wäre vermutlich an dieser Aufgabe gescheitert. Und doch hätte Hassan all das nichts genützt, wenn er nicht rechtzeitig die richtigen Schlüsse gezogen hätte.
    Doch jetzt lief ihm die Zeit davon. Nach allem, was er über die Pläne der Entführer wusste, blieben ihm für die Befreiung kaum zwanzig Minuten. Dann würden die Drahtzieher eintreffen, um der Geisel Fragen zu stellen – und sie würden weitere bewaffnete Leute mitbringen.
    Normalerweise hätte sich Hassan, der über gut ausgebildete Spezialtruppen verfügte, dadurch nicht aus der Ruhe bringen lassen. Schon das bloße Auftauchen seiner Einheiten für verdeckte Operationen hätte genügt, damit die Gegner die Waffen streckten. Aber selbst er als Zohayds Innenminister und Sicherheitschef wusste nicht mehr, wem er noch vertrauen konnte. Daher begleiteten ihn nur drei seiner allerbesten Männer, die nicht unter ihm dienten, sondern zur Familie gehörten.
    Genau wie er würden sie ihr Leben für das Königreich geben.
    Auch wenn Hassan davon überzeugt war, dass das auf viele seiner Männer zutraf, wollte er doch in dieser Angelegenheit keinerlei Risiko eingehen. Zu viel stand auf dem Spiel, und höchste Vorsicht war geboten, um den Frieden in der Region nicht zu gefährden.
    Deshalb hielt Hassan gesundes Misstrauen für angebracht. Schließlich war selbst der Palast schon unterwandert worden.
    Er schloss die Augen. Noch immer konnte er kaum fassen, dass seit Monaten gegen seinen Vater, den König, und gegen die ganze Familie Aal Shalaan eine Verschwörung im Gange war – die offenbar einen Umsturz zum Ziel hatte.
    Der unschätzbar wertvolle Kronschatz, der Pride of Zohayd genannt wurde, der Stolz Zohayds, war gestohlen und durch Duplikate ersetzt worden. Und das auch noch vor dem jährlichen prächtigen Fest, bei dem der Schatz öffentlich präsentiert wurde, um Reichtum und Macht der königlichen Familie zu unterstreichen. Bei allen Stämmen des Landes galten die Juwelen als Symbol für die Macht in Zohayd.
    Vermutlich hatten die Verschwörer vor, während dieses Festes die Schmuckstücke als Fälschungen zu entlarven und damit die Aal Shalaans zu entthronen.
    Vor Kurzem hatte Hassans Bruder Amir geheiratet. Dem jungen Paar war es gelungen, wichtige Zusammenhänge aufzudecken. Auf der Grundlage dieser Informationen hatte Hassan in den letzten Wochen all seine Verbindungen und sein weit verzweigtes Computersystem eingesetzt. Und an diesem Morgen war er auf eine heiße Spur gestoßen, die ihn mit etwas Glück zum Kopf der Verschwörung führen würde.
    Es hieß, dass ein Mann, der anscheinend amerikanischer Reporter war, mehr darüber wusste. Schon zwanzig Minuten später war Hassan in der Wohnung des Mannes eingetroffen. Aber – zu spät! Der Reporter war entführt worden.
    Seitdem hatte Hassan nicht geruht und war den Entführern bis in diese verlassene Gegend gefolgt. Es war leicht zu erraten, was die skrupellosen Aal Ossaibis vorhatten: dem Mann seine Geheimnisse abzupressen und ihn dann mutterseelenallein in der Wüste zurückzulassen.
    Schon das war für Hassan Grund genug, einzugreifen. Solange er etwas zu sagen hatte, würde in Zohayd keinem Unschuldigen ein Haar gekrümmt. Nicht einmal jemandem, der den Aal Shalaans schaden konnte. Und nicht einmal T. J. Burke.
    T. J. Burke. Der Mann war ein Rätsel.
    In Hassans Datenbank befanden sich aktuelle Angaben zu jedem Reporter auf der ganzen Welt. Denn in seinen Augen verfügten Journalisten über die gefährlichste aller Waffen: die Medien mit ihrem gnadenlosen Einfluss auf das politische Geschehen und die öffentliche Meinung.
    Doch über diesen T. J. Burke hatte er seltsamerweise nichts herausfinden können. Es war, als hätte er erst vor einer Woche – mit seiner Ankunft in Zohayd –, zu existieren begonnen.
    Bei seinen Recherchen war Hassan nur auf einen einzigen T. J. Burke gestoßen, der infrage kam: einen amerikanischen Computerspezialisten, der für einen internationalen Konzern in Azmahar gearbeitet hatte. Aber der Mann war schon vor einem Jahr in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt. Wenige Monate später war ihm wegen
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