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Oase der Versuchung

Oase der Versuchung

Titel: Oase der Versuchung
Autoren: Olivia Gates
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ich Ihnen erfüllen. Ich ziehe mich mit Vergnügen für Sie aus. Und auch die Lampe halte ich gerne, damit Sie die Wunde sehen. Ich war so auf Sie konzentriert, dass ich unseren Verfolger nicht bemerkt habe. Nicht auszudenken, was aus Ihnen geworden wäre, wenn es mich erwischt hätte …“
    „Als ob es mir jetzt so traumhaft gut gehen würde“, sagte sie, während sie Einmalhandschuhe anzog.
    „Immerhin sind wir beide noch ganz, abgesehen von meiner kleinen Verletzung. Kein schlechtes Ergebnis für eine Geiselbefreiung. Nur leider muss ich Ihnen sagen, dass der hintere Teil des Helikopters bei unserer Notlandung draufgegangen ist. Wenigstens konnte ich die Kabine retten. Was jetzt noch da ist, bietet nicht mal Ihrer Gattung Platz …“
    „Meiner Gattung? Ich dachte, wir Frauen wären ein Geschlecht!“
    „Ich meine nicht Frauen, sondern Katzenartige!“, sagte er lächelnd und begann, sich für sie auszuziehen. Als Erstes wickelte er das Tuch um seinen Kopf ab. „Ich habe nämlich noch nie jemanden aus einem einen Meter achtzig hoch gelegenen Fenster springen sehen – und das mit solcher Anmut und Grazie.“
    „Noch nie etwas von Kunstturnen gehört? Ich habe es gemacht, bis ich achtzehn war. Wenn es hart auf hart kommt, greife ich darauf zurück.“
    Ihr schien, als würde er langsam meterlange Stoffbahnen abnehmen – ein Vorgang, der sich nicht anders als … als erotisch bezeichnen ließ.
    Der Mann weiß, was er tut, dachte sie, wenn er sich auf diese Weise vor der Grausamkeit und Unberechenbarkeit der Wüste schützt …
    Im nächsten Moment wurde sie jäh aus ihren Gedanken gerissen. Das Tuch fiel und gab den Blick auf das wunderbare mahagonifarbene halblange Haar des Mannes frei.
    Eine prachtvolle Mähne, dachte sie bewundernd und schluckte. „Sagen Sie doch etwas!“
    „Warum?“ Fragend zog er eine Augenbraue hoch. Mit einer gewandten Bewegung streifte er den dunklen Umhang ab. In seinem eng anliegenden schwarzen T-Shirt wirkte er beinahe noch imposanter als zuvor.
    „Sie sollten den König der Löwen spielen“, sagte sie. „Dafür sind Sie wie geschaffen.“
    Die Ähnlichkeit mit dem majestätischen Tier verstärkte sich noch, als er wieder sein joviales Lachen lachte.
    Als er versuchte, das T-Shirt auszuziehen, verzog er vor Schmerzen das Gesicht. „So wie es aussieht, habe ich ein ziemliches Problem, den linken Arm zu heben.“
    „Haben Sie etwas anderes zum Anziehen dabei?“
    Er nickte. „Ja. Und einige andere nützliche Dinge, die wir gut gebrauchen können, wenn wir hiermit fertig sind.“
    „Wenn das so ist …“ Sie nahm eine Schere vom Tablett und fing an, das T-Shirt aufzuschneiden.
    Er spürte das kühle Metall auf der Haut und sog scharf die Luft ein. Als sie zu den Stellen kam, an denen das Gewebe an der Wunde festklebte, stöhnte er auf. Mit Händen in Einmalhandschuhen löste sie die Verklebungen und tastete die Wundränder ab. Wieder stöhnte er auf.
    Vor Schmerz. Aber bei genauem Hinhören schwang noch ein anderes, weitaus angenehmeres Gefühl mit …
    Sie zitterte, als sie es bemerkte, und schalt sich selbst. Wie konnte sie in so einem Moment erregt sein? Durch die Handschuhe und während eines Notfalls!
    Was erst, wenn ich ihn ohne Handschuhe berühren würde, schoss es ihr durch den Kopf. Wenn ich seine Kraft und Schönheit ertasten und erspüren könnte?
    Schluss jetzt! Ich muss mich konzentrieren – auch wenn dieser Mann noch so attraktiv ist! Schließlich braucht er meine Hilfe. Sicher reagiere ich nur deshalb so seltsam, weil ich unter Schock stehe.
    Schweigend machte sie weiter.
    Allmählich begriff sie. Während sie ihm eine Spritze für örtliche Betäubung gab und ihm Entzündungshemmer und ein Breitbandantibiotikum verabreichte, half er ihr wie eine langjährige Assistentin, indem er stets die passenden Ampullen und Hilfsmittel bereithielt. Zweifelsohne wusste er über die Abläufe bestens Bescheid, denn er legte alles in der richtigen Reihenfolge auf das Tablett: OP-Zange, Skalpelle, OP-Faden, Tupfer, Tücher und Desinfektionslösung.
    Er hatte nicht übertrieben, als er gesagt hatte, dass er sich selbst um die Wunde kümmern konnte. Dieser Mann hatte mehr auf dem Kasten, als Geiseln zu befreien. Offenbar war ihm Notfallmedizin durchaus vertraut. Aber wer war er?
    Wieder strich er ihr über die Wange, mit kräftigen Fingern, aber unendlich sanft. So sanft, dass ihre ohnehin strapazierte Selbstbeherrschung noch schwächer wurde. Talia spürte, wie ihr
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