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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht
Autoren: Sabine Kornbichler
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seinem Schreibtisch Platz.
    »Wann ziehen Sie aus?«, fragte er aufgeregt.
    »Frühestens in fünf Jahren, wenn möglich aber gar nicht.« 
    »Warum sitzen wir dann hier?«
    »Weil ich Ihnen ein Angebot machen möchte. Es ist ganz bestimmt nicht das Geschäft Ihres Lebens, Herr Pattberg, aber da Sie sich ja in der zweiten Hälfte Ihres Lebens befinden...«
    »Geht es auch etwas weniger in Rätseln?«
    Ich nannte ihm die Summe, die mir zur Verfügung stand, um den Bungehof zu kaufen.
    »Lächerlich!« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Die Wellbod AG bietet mir fast das Doppelte. Gehen Sie zur Bank, junge Frau, und fragen Sie, ob die noch ordentlich was drauflegen. «
    Ich versuchte, meinen beschleunigten Puls zu ignorieren. »Das werde ich auf keinen Fall tun, Herr Pattberg. Ich nehme keinen Kredit auf. Aber ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag:
    Sie verkaufen mir den Bungehof für die genannte Summe, ich wohne weiterhin in der kleinen Kate, und Sie bleiben auf Lebenszeit im Herrenhaus.«
    Wie immer, wenn er nachdächte, zupfte er an seinen Nasenhaaren. »Sie erwarten jetzt nicht sofort eine Antwort, oder?« Seinem Tonfall war nicht zu entnehmen, in welche Richtung er tendierte.
    »Nein. Mir reicht es schon, wenn Sie mein Angebot überdenken.«
    »Und Sie haben tatsächlich so viel Geld?«
    »Ja!«
    »Ich werde Ihr Angebot mit meinem Finanzberater besprechen.« Er log, ohne rot zu werden.
    Nur mit Mühe konnte ich mir ein Schmunzeln verkneifen. Jemand, der so geizig war wie der alte Pattberg, beschäftigte keinen Finanzberater. »Wann werden Sie mir Bescheid geben?« 
    »Beizeiten, junge Frau, beizeiten.«
    So blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten und zu hoffen. Ich war mir sicher, er würde mich schmoren lassen, allein schon, um mir das heimzuzahlen, was ich ihm seiner Meinung nach angetan hatte. Aber ich war nicht ohne Beistand. Basti versprach, nach Kräften für mich einzutreten. Und ich zählte auf ihn.
    Wie sehr auf ihn Verlass sei, davon schwärmte mir Ilsa Neumann einen Tag vor ihrem Sommerfest vor. Basti habe Wort gehalten und würde zumindest die zweite Hälfte seines freien Tages damit zubringen, mich zu vertreten. Es gebe also keine Ausrede, der Einladung nicht zu folgen.
    Ich war so lange nicht mehr ausgegangen, dass ich mir in meinem Kleid und den hohen Schuhen völlig verkleidet vorkam. Meine Füße würden diese engen Schuhe nicht lange aushalten. Aber ich hatte ohnehin nicht vor, lange zu bleiben. Ich würde einen günstigen Moment abpassen und mich dann davonschleichen.
    Nicht nur Basti hatte Wort gehalten, sondern auch meine Gastgeberin. Sie fackelte nicht lange herum und präsentierte mir den von ihr auserkorenen Junggesellen. Einen Mann übrigens, der mir auf den ersten Blick gefiel und dem ich vielleicht sogar einen zweiten geschenkt hätte, wäre nicht hinter ihm Christian aufgetaucht.
    »Warum hast du nicht gesagt, dass du auch hier sein wirst?«, fragte ich ihn, als wir außer Hörweite der anderen Gäste waren. »Wir hätten zusammen herfahren können.«
    »Du wärst tatsächlich das Risiko eingegangen, dass man uns ein Verhältnis andichtet?« Sein Tonfall war liebevoll spöttisch.
    »Was gibt es da anzudichten? Wir  haben  ein Verhältnis - ein sehr freundschaftliches sogar.«
    Er zog mich an sich, so dass zwischen meiner Nase und seinem Mund nur noch wenige Millimeter Platz hatten. »So freundschaftlich, dass wir gemeinsam durch dick und dünn gehen könnten?«
    Ich legte meine Hände auf seine Brust und schuf ein wenig Abstand zwischen uns. »Also, Christian, wenn du an diese Sache mit Heiraten und Kindern denkst, dann muss ich dich enttäuschen. Dazu eigne ich mich nicht.«
    Er nahm meine Hände von seiner Brust und verschränkte sie hinter meinem Rücken, so dass unsere Körper sich aneinander schmiegten. »Du glaubst tatsächlich, ich würde dich heiraten wollen?«
    »Etwa nicht?«
    Von einer Sekunde auf die andere ließ er mich los und trat einen Schritt zurück. »Über so etwas sollte man schon mal ein paar Jahre nachdenken. Das ist immerhin eine schwerwiegende Entscheidung. Ich meine, kannst du dir vorstellen, jeden Morgen neben dem Mann aufzuwachen, den du liebst?« 
    »Zugegeben ... der Gedanke ist gewöhnungsbedürftig. Genauso wie die Sache mit dem gemeinsamen Frühstück.«
    Er neigte seinen Mund zu meinem Ohr und flüsterte: »Und riskant ... «
    »Riskant?«
    »Es ist durchaus möglich, dass man sich daran gewöhnt und dann nicht mehr davon lassen
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