Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht
Autoren: Sabine Kornbichler
Vom Netzwerk:
hat?«
    Unglücklich schüttelte sie den Kopf. »Ich frage mich die ganze Zeit, ob ich es hätte verhindern können.«
    »Du bist nicht die Einzige, die sich das fragt, Melanie, aber es war nicht vorauszusehen. Selbst ich, die ich nur schlechte Erfahrungen mit Karen gemacht habe, wäre nicht auf die Idee gekommen, sie würde einen Mord begehen.« Nadine hätte ich eine solche Tat schon eher zugetraut, nachdem ich erlebt hatte, wie gnadenlos und gleichgültig sie Udos Tod kommentiert hatte. In diesem Fall war sie jedoch das Opfer.
    »Jetzt werde ich nie erfahren, ob tatsächlich Nadine Udo all das angetan hat.«
    »Sie hat es mir gegenüber zugegeben.«
    Für einen Moment war sie sprachlos, dann schien nur noch eine einzige Frage zu zählen. »Wie hat sie es gemacht?«
    »Sie hat so getan, als würde sie über Handy mit jemandem telefonieren, und gleichzeitig dafür gesorgt, dass sie genügend Zuhörer hatte.«
    Melanies Ausdruck wechselte zwischen Fassungslosigkeit und Abscheu. »Dieses Drecksstück!«
    In diesem Augenblick musste ich an unsere Unterhaltung denken, die wir kurz nach Udos Tod im Café in Lütjenburg geführt hatten. Melanie hatte mich gefragt, ob sein Tod nicht reiche, um ihm zu verzeihen. Und ich hatte geantwortet ...
    »Ein Tod entschuldigt gar nichts!«, wiederholte sie meine Worte von jenem Tag, als könne sie Gedanken lesen. »Jetzt verstehe ich, was du gemeint hast - auch wenn ich nie werde akzeptieren können, dass du in dieser Weise von meinem Bruder gesprochen hast.« In ihren Augenwinkeln sammelten sich Tränen. »Könntest du etwas für seine Frau und seine Kinder tun?«
    Ich wusste, was kam, und ich wusste, dass ich es tun würde. »Würdest du ihnen und der Schulbehörde schreiben, wie es zu diesem üblen Rufmord gekommen ist? Auch wenn es nicht viel ist, was man tun kann.«
    »Du hast mein Wort.«
    Der Versuch, mit Rieke Lohoff zu sprechen, stellte sich als eine Zeit raubende Angelegenheit heraus. In meiner Naivität hatte ich geglaubt, es nur mit einer Krankenschwester zu tun zu bekommen, die ihren Schützling möglicherweise noch für zu schwach hielt, um Besuch zu empfangen. Das war jedoch das geringste Problem. Vor ihrem Zimmer saß ein Polizeibeamter, der mich nach meinem Ausweis fragte und sich bei Uwe Gebhardt rückversicherte, dass ich keine Gefahr für Rieke Lohoffs Leben darstellte. Als ich schließlich an ihrem Bett saß, stieß ich einen erleichterten Seufzer aus. Ihr Anblick war weniger schlimm, als ich befürchtet hatte, aber das lag zum großen Teil an den Verbänden, die die Wunden verbargen.
    »Hallo«, sagte ich leise.

    »Solche Szenarien fehlen in der Stellenbeschreibung einer Journalistin.« Sie hielt ihre dick verbundenen Hände hoch. »Dass man sich an heißen Themen die Finger verbrennen kann - ja, aber dass man sie gegen ein Messer einsetzen muss ... « Hinter ihrem Lächeln erkannte ich die Angst, die sie ausgestanden hatte und die noch längst nicht abgeklungen war.
    Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich neben ihr Bett. Als sie mir den Kopf zuwandte, kniff sie kurz die Augen zusammen und stöhnte leise. »Wer war Nadine?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »So, wie es aussieht, habe ich Zeit.«
    Also erzählte ich ihr von Nadine und mir und den  glorreichen Fünf.  Sie stellte keine Zwischenfragen, sondern sagte nur  Aha  oder: J etzt verstehe ich.
    »Starker Tobak«, meinte sie, als ich geendet hatte, und sah mich dann minutenlang stumm an. »Da lag ich mit meinen Parallelen ja gar nicht so falsch.«
    »Hätte es etwas geändert, wenn ich Ihnen das vor zwei Tagen bereits erzählt hätte?«
    »Nein. Das hätte meine Neugier nur noch mehr angefacht. So bin ich einer Vermutung gefolgt. «
    »Und?«
    »Kaum waren Sie vom Parkplatz gefahren, ist der Streit zwischen den beiden eskaliert. Karen Klinger geriet mehr und mehr in Rage. Sie beschuldigte Nadine, am Morgen das Wort  Mörderin  mit knallroter Farbe an die Hauswand ihrer Praxis gesprüht zu haben. Sie packte sie am Arm und forderte sie auf, mit ihr zu kommen und diese Verleumdung von der Wand zu schrubben, aber Nadine lachte nur und verhöhnte sie. Daraufhin drohte Frau Doktor Klinger ihr mit der Polizei. Nadine entgegnete unbeeindruckt: >Wenn die Polizei bei mir auftaucht, kannst du in Malente endgültig deine Sachen packen. Dann werde ich der Presse schildern, was für ein ausgemachtes Luder eine gewisse Frau Doktor Karen Klinger ist. Und dann geht es nicht mehr um Gerüchte, sondern um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher