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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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Prolog
    Der größte Goldfund der Alpen, eine unglaubliche, aber wahre Geschichte
    Brusson, italienische Seite des Monte Rosa, Oktober 2003
    Gemeinsam wendeten und drehten wir ein dünnes Büchlein eines unbekannten schweizerischen Mineralogen: »Die Goldpyritgänge von Brusson in Piemont« von Thomas Reinhold. Gedruckt wurde es in Basel im Jahr 1916. Vieles war für uns uninteressant. Von eingesprengtem Gold in Millimetergröße stand geschrieben, drei bis zehn Gramm pro Tonne, dazu wissenschaftliche Erklärungen. Das mochte für industriellen Abbau interessant sein, nicht aber für uns. Doch dann fielen unsere Augen auf einige Buchseiten und nahmen unseren Geist und unsere Gedanken gefangen. »Fenillaz-Speranza« stand dort geschrieben.
    Und weiter hieß es: »Das Gold findet sich fast ausschließlich als Freigold. Auf den ersten Blick scheinen sich die Goldfundstellen im ganzen Gang unregelmäßig fleckenartig zu verbreiten.« Das fleckenartig auftretende Freigold machte uns nachdenklich. Und mehr noch: »Es lassen sich aber doch in gewissen Gangpartien an Freigold reichere Stellen herausfinden.« Dann wurde weitererklärt, als hätten wir den Wegweiser einer Schatzkarte vor uns. Nur war er von einem Wissenschaftler geschrieben worden, und schon deshalb mussten er und die Schatzkarte, so waren wir überzeugt, glaubwürdig sein.
    »Die hier beschriebenen Goldanreicherungen können sehr beträchtlich sein und in seltenen Fällen eine lokale Ausdehnung von mehreren Kubikmetern besitzen. So fand man ungefähr in der Mitte der Grube, am oberen Stoß der Galerie Nummer 4, 185   –   187   Meter vom Mundloch entfernt, am 29. Mai 1908 in 462 kg Gangmasse 40 kg Gold. Ein benachbartes Erznest von 244 kg Gangmasse enthielt 28 kg Gold. Noch im Februar 1909 fand man im Liegenden zwischen Stollen 4 und 5 eine goldreiche Zone von 58 kg Quarz mit 3 kg Freigold.«
    Vierzig und achtundzwanzig Kilogramm reines Gold waren an einer einzigen Stelle gefunden worden! Genauer hätte man den Schatz nicht einzeichnen können. Einhundertfünfundachtzig bis einhundertsiebenundachtzig Meter vom Eingang entfernt. Und als ob das noch nicht ausreichte, hatte der penible schweizerische Autor in der Karte jeden einzelnen der größeren Goldfunde der Vergangenheit eingezeichnet und sein mineralogisches Wissen eingebracht: »… dass die reichsten Goldvorkommen vorwiegend dort gefunden wurden, wo der Gang die Glimmerschiefer in der Nähe des Kalkes durchsetzt.«
    Das Gold fand sich also dort, wo die Quarzdrusen sich mit dem Kalk verzahnen, nicht dort, wo die reinen Kalke die Adern durchsetzen. Wir brauchten nur zu beobachten.
    »Die totale Ausbeute von Erz in den Jahren 1904   –   1909 beläuft sich auf … 716,953 kg Gold.«
    Allein schon die Schatzkarte an sich hätte ausgereicht, um unsere Neugierde zu wecken, doch zudem besaßen wir etwas, was vor hundert Jahren noch unbekannt war. Leistungsfähige Metalldetektoren, die punktgenau Gold anzeigen konnten. Diese neuen technischen Geräte waren unbestechlich. Sie verrieten das Gold, auch wenn man es nicht sah und es tief in der Quarzader steckte.
    »Gold findest du dort, wo du es suchst«, meinte Georg Kandutsch, der Mineraloge. Eine alte Weisheit. Man muss von Anfang an wissen, wonach man sucht und wie man es zu suchen hat. Im Oktober 2003 brachen wir also auf und staunten, dass nicht andere vor uns die Schatzkarte zu deuten gewusst hatten. Wie ängstliche Erforscher eines Landes mit unbekannten drohenden Gefahren öffneten wir die verrosteten Tore der Fenillaz-Mine.
    Im Jahr 1898 wurde in Genf die schweizerische Gesellschaft »Société des Mines d’Or de l’Evançon« gegründet. Diese versprach unter anderem gutgläubigen Aktionären, dass sich am östlich von Brusson gelegenen Berge Ciamousira, in der Nähe des Weilers La Croix, haufenweise Gold befände. Doch bisher hatte noch niemand hier Stollen angeschlagen, das Gebiet war jungfräulicher als viele der Berge, in denen man schon zu Zeiten der alten Römer und Kelten nach Gold gegraben hatte. Ein großes Wagnis. So waren denn auch die Schweizer sehr schnell am Ende gewesen. Doch die englische »The Evançon Gold Mining Company Ltd« hatte mittlerweile das Vertrauen anderer Anleger geweckt, die 1902 die Arbeiten der früheren Gesellschaft fortsetzten. »Speranza«, übersetzt: die Hoffnung, so nannten sie einen neuen, vom Fenillaz-Gang in der Mitte des Berges abzweigenden Stollenteil. Der weltweite Goldpreis war in jenen
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