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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier
Autoren: Helen Dunmore
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ich mir nicht vorstellen.
    Das Mädchen – Rainbow – scheint auf irgendetwas zu warten. Sie nimmt ihren Terrier an die Leine und sagt: »Also mach’s gut.«
    Doch dann sieht sie mir direkt in die Augen und fügt ernst hinzu: »Jetzt kennst du unsere Namen. Willst du mir nicht deinen verraten?«
    Ich spüre, wie ich erröte. »Äh, ich heiße Sapphire.«
    »Das ist schön«, sagt sie warmherzig.
    »Warum?«
    »Weil ich froh bin, dass du keinen gewöhnlichen Namen
hast wie Millie oder Jessica. Sapphire . Das gefällt mir. Und wie heißt dein Hund?«
    »Sie heißt Sadie.«
    Das Mädchen sieht mich wieder erwartungsvoll an, doch was auch immer sie sich erwartet, geschieht nicht. Nach einer Weile sagt sie: »Okay, wir treffen uns bestimmt wieder, Sapphire. Mach’s gut, Sadie.« Sie geht zu River, der immer noch sein Loch buddelt.
    Erst nachdem sie verschwunden ist, wird mir klar, dass sie gern mehr über mich erfahren hätte. Aber daran lässt sich jetzt nichts mehr ändern. Und wie sagt Alice Trewhidden immer: Man soll Fremden nicht gleich alles auf die Nase binden.
    Doch so wie Rainbow mich angelächelt hat, könnte ich glauben, wir seien bereits befreundet.

    Conor ist mit Mal bei Porthchapel angeln gegangen. Mum hat recht gehabt. Conor kennt schon einen Haufen Leute in St. Pirans. Zum Teil liegt das sicher daran, dass er hier in die Schule geht. Außerdem ist das eben Conors Art. Ich kenne nicht mal die Namen all seiner Freunde. Die meisten von ihnen sind Surfer und Conor unterhält sich mit ihnen in ihrem speziellen Surfer-Slang. Er und Mum und Roger wollen mich ständig dazu überreden, auch surfen zu gehen, aber dazu habe ich keine Lust. Warum sollte jemand, der schon mal auf den Strömungen von Indigo gesurft ist, mit den Wellen am Polquidden Beach vorliebnehmen? Geschweige denn mit denen bei Gwithian? Als würde dir jemand nur einen Schluck Wasser erlauben, obwohl du vor Durst schier umkommst.
    Conor geht es anders. Ich habe vor längerer Zeit versucht,
mit ihm darüber zu reden, kurz nachdem wir hierhergezogen waren.
    »Du gibst St. Pirans keine Chance«, sagte er. »Hier kann man super surfen! In unserer alten Bucht hast du doch immer Bodysurfen gemacht.«
    »Das war, bevor wir in Indigo waren«, entgegnete ich. Conor wirft mir einen gequälten Blick zu.
    Seit wir in St. Pirans sind, redet er kaum noch von Indigo. Als wäre er der Meinung, wir hätten Indigo endgültig hinter uns gelassen, gemeinsam mit unserem Haus und allen Dingen, die uns seit jeher vertraut sind. Vielleicht gibt es aber noch einen anderen Grund. Ich habe das Gefühl, dass Conor mir etwas verheimlicht. Mum sagt, Conor würde eben älter, und ich könne nicht erwarten, dass er mir alles erzählt, so wie er es früher immer getan hat.
    »Findest du diese Art zu surfen nicht total langweilig?«, habe ich ihn gefragt. Ich wollte herausbekommen, was er wirklich denkt. »Ich meine, das ist doch lächerlich, wenn du es mit dem vergleichst, was wir in Indigo erlebt haben. Wie kannst du dich damit zufriedengeben, ein bisschen auf der Wasseroberfläche herumzuplanschen?«
    Conor sah bedrückt aus. »Ich kann so nicht leben, Saph«, sagte er. »Ich halte das Gefühl nicht aus, weder richtig hierhin noch dorthin zu gehören.« Er hörte sich wütend an, aber ich glaube, seine Wut richtete sich nicht gegen mich. »Ich muss versuchen, mich hier heimisch zu fühlen. Man darf sich nicht nach Dingen sehnen, die man nicht haben …«
    Er hielt inne, und ich erwiderte nichts, weil ich nicht genau wusste, was er meinte.
    »Ich weiß, dass du Senara vermisst«, fuhr er fort.
    »Du meinst wohl, unser Zuhause .«

    »Okay, unser Zuhause.«
    »Ja, natürlich vermisse ich es. Das ist doch ganz normal, Con!«
    »Aber in unserem Haus wohnen jetzt andere Leute. Wir können nicht dorthin zurückziehen, also hat es auch keinen Zweck, ständig daran zu denken.«
    »Natürlich könnten wir dorthin zurückziehen. Mum brauchte nur den Mietern zu kündigen.«
    »Mum will das aber nicht, Sapphy. Verstehst du das nicht? Sie wollte das Haus und die Bucht und alles andere, was sie an Dad erinnert, endgültig hinter sich lassen. Es geht ihr hier viel besser.«
    Natürlich weiß ich das, schon seit Wochen, aber ich wollte es nicht aussprechen.
    »Und da ist noch etwas«, fuhr Conor fort. »Sie will uns von Indigo fernhalten.«
    »Mum weiß doch gar nichts von Indigo! Sie weiß nicht mal, dass Indigo existiert.«
    »Wir haben ihr nichts davon erzählt . Aber Mum ist doch nicht
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