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Spiel, Kuss & Sieg

Spiel, Kuss & Sieg

Titel: Spiel, Kuss & Sieg
Autoren: India Grey
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PROLOG
    Den Lippenstift in der einen, die Zeitschrift mit dem aufgeschlagenen Artikel „Wie verführe ich den Mann meiner Träume?“ in der anderen Hand, posierte Tamsin vor dem Spiegel.
    Subtil , so war dort zu lesen, ist nur ein anderes Wort für Versagen . Trotzdem erkannte sie die Gestalt, die ihr mit den dunkel geschminkten Lidern, den stark betonten Wangenknochen und dem Schmollmund aus dem Spiegel entgegenblickte, kaum als sich selbst.
    Aber genau das war ja gut, oder? Drei Jahre hatte sie Alejandro D’Arienzo aus der Ferne angehimmelt. Über ein „Hallo“, so war ihr nun klar geworden, würde sie ohne drastische Maßnahmen nicht hinauskommen.
    Es klopfte leise, und Serena steckte ihren blonden Lockenkopf zur Tür herein. „Tam, ich warte schon seit einer Ewigkeit …“ Abrupt verstummte sie. „Oh, mein Gott. Was, zur Hölle, hast du mit dir gemacht?“
    Tamsin wedelte mit der Zeitschrift in Richtung ihrer Schwester. „Hier steht, dass man nichts dem Zufall überlassen darf.“
    Langsam betrat Serena das Zimmer. „Wo hast du nur dieses Kleid her? Es ist komplett durchsichtig!“
    „Ich habe nur das für den Abschlussball etwas modifiziert, mehr nicht“, verteidigte Tamsin sich.
    „Das ist dein Ballkleid?“, fragte Serena entsetzt. „Verdammt, Tamsin, wenn Mama das herausfindet, flippt sie total aus. Du hast es nicht modifiziert, du hast es geschlachtet!“
    Schulterzuckend vollführte Tamsin eine unbekümmerte Drehung. „Ach ja? Ich habe nur den Überrock entfernt, das ist alles.“
    „Das ist alles?“
    „Gut, den Petticoat habe ich auch ein bisschen gekürzt. So sieht es viel besser aus, findest du nicht?“
    „Auf jeden Fall sieht es anders aus“, gab Serena zu. Das halterlose Oberteil aus Spitze, das zu dem knöchellangen Rock noch recht züchtig ausgesehen hatte, wirkte in der Kombination mit den schwarzen Netzstrümpfen und dem knappen schwarzen Jäckchen eher verrucht und lasterhaft.
    „Gut“, sagte Tamsin mit fester Stimme. „Denn heute Abend will ich nicht die Tochter des Trainers sein, die gerade aus dem Internat heimgekommen ist und noch nie geküsst wurde. Heute Abend will ich …“ Sie unterbrach sich und las aus dem Artikel vor: „Mysteriös und gleichzeitig direkt, weltgewandt und zugleich sexy sein.“
    Von unten drang gedämpftes Lachen zu ihnen hinauf, Stimmen waren zu hören, leise Musik fand ihren Weg in den ersten Stock von Harcourt Manor. Die Party, auf der die Aufstellung der offiziellen englischen Rugbynationalmannschaft verkündet werden sollte, war bereits in vollem Gange. Irgendwo musste auch Alejandro sein. Allein das Wissen, dass er sich im selben Gebäude befand, zauberte ein flaues Gefühl in Tamsins Magen und beschleunigte ihren Herzschlag.
    „Sei vorsichtig, Tammy“, warnte ihre Schwester sie. „Alejandro ist atemberaubend, aber er ist auch …“
    Sie verstummte und ließ, als suche sie nach den richtigen Worten, den Blick über die vielen Bilder schweifen, mit denen die Wände von Tamsins Zimmer plakatiert waren. Die meisten waren aus den Sportseiten von Zeitungen ausgeschnitten oder stammten aus alten Programmheften von Rugbyspielen. Alle zeigten Alejandro D’Arienzo. Serena erschauerte. Atemberaubend attraktiv, ja, aber auch skrupellos und kalt.
    „Was? Außerhalb meiner Liga? Du glaubst, es wird nicht funktionieren?“, fragte Tamsin. Ein Hauch Verzweiflung hatte sich in ihre Stimme geschlichen. „Denkst du, er will mich nicht?“
    Serena schaute ihre Schwester an. Tamsins grüne Augen leuchteten, als würden sie durch ein inneres Licht erhellt. Ihre Wangen waren vor Nervosität und Aufregung gerötet.
    „Das ist es nicht. Natürlich will er dich.“ Sie seufzte. „Genau das bereitet mir ja Sorgen.“
    Über dem majestätischen Kamin in der Eingangshalle von Harcourt Manor hing das Porträt eines Calthorpe aus dem siebzehnten Jahrhundert. Auf seinen blassen Lippen lag ein selbstgefälliges Lächeln, im Hintergrund waren Galeonen auf einem stürmischen Meer zu sehen. Darüber zog sich auf einem Banner der auffällige Schriftzug: Gott blies, und sie waren besiegt.
    Alejandro D’Arienzo spürte, wie sich ein spöttischer Ausdruck auf sein Gesicht legte, als er in die kalten Augen von Henry Calthorpes Vorfahren schaute. Zwischen den beiden Männern bestand keinerlei Ähnlichkeit – abgesehen von ihrem gemeinsamen Hass auf die Spanier. Alejandro erinnerte sich an die Geschichten, die sein Vater ihm in Argentinien erzählte, als er noch ein
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