Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier
Autoren: Helen Dunmore
Vom Netzwerk:
blöd. Sie hat auf jeden Fall gemerkt, dass da unten bei der Bucht merkwürdige Dinge passiert sind. Sie hat sich Sorgen um uns gemacht – vor allem um dich. Sie hat mich sogar gefragt, ob ich wüsste, warum du dich so komisch benimmst. «
    »Du hast ihr ja wohl nichts erzählt!«
    »Warum bist du nur immer so misstrauisch, Saph? Natürlich habe ich ihr nichts erzählt. Mum weiß nichts über Indigo, aber sie spürt etwas, und seit Dad verschwunden ist, will sie jedem Risiko aus dem Weg gehen. Vielleicht ist das auch gut so«, fügte er nachdenklich hinzu.
    »Meinst du etwa, dass sie ein Recht hatte, uns alles wegzunehmen,
was uns vertraut ist? Erwachsene wissen, dass sie mit so etwas durchkommen, aber deswegen ist es noch lange nicht richtig! Wie kannst du nur so etwas sagen, Con. Das ist doch … das ist doch, als würden wir Indigo betrügen. «
    »Aber wenn du immer auf der Seite von Indigo bist, Saph, dann betrügst du auch jemanden. Granny Carne hat gesagt, du hättest Mer-Blut in dir, aber sie hat auch gesagt, du sollst nicht vergessen, dass du ein Mensch bist.«
    Ich bin auf mein Zimmer gegangen. Ich wollte nicht mehr über Indigo reden. Ich hatte Angst, dass Conor sagen würde: »Vergiss Indigo, Saph. Denk nicht mehr daran und fang endlich mit dem richtigen Leben an.«

    Wir sehr ich unser Zuhause vermisse. Aber ich versuche nur abends, vor dem Einschlafen, daran zu denken. Ich vermisse unser Haus, die Bucht, die Landschaft, Jacks Bauernhof. Ich vermisse den Blick auf die erleuchteten Häuser am Abend, deren Besitzer ich ohne Ausnahme kenne. Und Dad fehlt mir in St. Pirans mehr als je zuvor, weil ihn hier kaum jemand kannte. Sie glauben alle, dass Mum geschieden ist, bis wir die Sache richtigstellen. In Senara war Dad seit seiner Kindheit bekannt, und alle kannten unsere Familie. In der Erinnerung der Menschen ist er immer noch lebendig.
    Zumindest gehe ich immer noch auf dieselbe Schule. Conor hat auf die Schule nach St. Pirans gewechselt, aber das wollte ich nicht. Dass ich den Schulbus benutzen muss, um meine alte Schule zu erreichen, macht mir nichts aus. Ich habe hart darum kämpfen müssen. Mum hat gesagt, dass ich ebenfalls nach St. Pirans wechseln solle, damit ich neue Freunde gewinne und mich hier besser »einlebe«. Doch
ausgerechnet Roger, Mums Freund, hat mich unterstützt. Er sagte: »In Sapphires Leben hat sich schon genug geändert. Sie braucht auch Kontinuität.« Mum nimmt alles ernst, was er sagt, und, ehrlich gesagt, redet Roger nie, ohne vorher nachzudenken.
    Das macht es auch so schwierig mit ihm. Es wäre einfacher, wenn ich ihn einfach nicht mögen würde. Ihn sogar hassen könnte. Aber das lässt er nicht zu. Er tut ständig Dinge, die mich dazu verleiten, ihn zu mögen, bis ich mich daran erinnere, dass ich das nicht darf, weil ich damit Dad betrüge. Aber es war Roger, der dafür gesorgt hat, dass ich Sadie bekomme. Und es ist Mum, die ständig davon redet, ich müsse mich »einleben«, nicht er. Roger meint, dass alles seine Zeit braucht und wir die Dinge ruhig angehen sollten. Er hat zu den meisten Dingen eine sehr entspannte Einstellung, kann aber auch äußerst energisch sein.
    Sich einleben . Wie sehr ich dieses Wort hasse. Noch schlimmer sind allerdings die Erwachsenen, die Mum erzählen, Kinder seien ja so anpassungsfähig und würden die Vergangenheit schnell hinter sich lassen .
    »Nicht Sapphire«, antwortet sie dann verärgert, wenn die Leute ihr weismachen wollen, wie schnell wir uns an unser neues Leben gewöhnen würden. »Sapphy verschließt sich.«
    Verschließe ich mich? Nein, meine Sinne sind weit geöffnet. Ich warte die ganze Zeit. Jeden Tag gehe ich an den Strand bis hinunter zum Wasser und lausche. Als wir im September hierherzogen, waren immer noch Touristen am Strand. Aber natürlich hat sich Faro bis jetzt nicht blicken lassen. Ich hatte auch nicht wirklich damit gerechnet, ihn zu sehen. Doch falls ich ihn in St. Pirans jemals treffen
sollte, dann bestimmt am Polquidden Beach, dem wildesten Strand der gesamten Gegend. Hier kommen die Stürme direkt aus Südwesten, und bei Ebbe kann man die Überreste des Dampfers sehen, der hier einst auf Grund lief. Ich denke, näher als am Polquidden Beach kann man Indigo nicht kommen. Die schwarzen Felsen neben dem Strand türmen sich hoch auf und bilden eine Art Figur, die Ähnlichkeit mit dem Kopf und den Schultern eines Mannes hat. Wenn ich mit Sadie am Strand bin, erwische ich mich manchmal dabei, wie ich diese
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher