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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier
Autoren: Helen Dunmore
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Felsen nach einem Jungen absuche, der so aussieht, als hätte er sich seinen Taucheranzug bis zu den Hüften heruntergezogen. Eine Gestalt, die halb Mensch, halb Seehund und doch etwas ganz Eigenes ist.
    Faro. Letzte Nacht ist er gekommen. Wären meine Sinne verschlossen, hätte ich niemals die Stimme von Indigo wahrgenommen. Deshalb kann ich mich in St. Pirans nicht einleben. Ich darf nicht. Es steht zu viel auf dem Spiel.
    »Saph! Saa-aaphh!«
    Ich fahre herum. Sadie springt mir entgegen. Conor kommt den Strand heruntergerannt.
    »Da bist du ja, Saph. Ich hab schon überall nach dir gesucht. Komm, schnell!«
    »Was ist denn los?«
    »Du wirst es nicht glauben, beeil dich!«
    Mein Herz macht einen Sprung. Ich weiß, was Conor mir erzählen will. Wir werden nach Senara zurückziehen. Mum hat genug von St. Pirans. Vielleicht … vielleicht trennt sie sich ja von Roger. Wir werden nach Hause kommen!
    »In der Bucht sind Delfine, eine ganze Herde! Sie tummeln sich bei Porthchapel. Mals Dad will mit dem Boot rausfahren,
und er hat gesagt, dass wir beide mitkommen können, wenn wir uns beeilen.«
    »Was soll ich mit Sadie machen?«
    »Die bringen wir auf dem Weg zu Hause vorbei.«
    Unser Haus liegt an einer Straße in der Nähe von Polquidden, ein wenig versteckt hinter den Häusern und Apartments, die sich in einer Reihe am Strand entlangziehen. Wir liefern Sadie zu Hause ab und rennen durch die engen Straßen. Sogar Conor ist außer Atem. Er ist den ganzen Weg von Porthchapel aus gelaufen, damit auch ich die Fahrt mitmachen kann.
    »Danke, Conor!«
    »Wofür?«
    »Dass du mich mitnimmst.«
    »Ich würde nie ohne dich rausfahren.«
    Kurz darauf dehnt sich Porthchapel Beach vor uns aus. Eine kleine Menschentraube hat sich versammelt, und ein leuchtend orangefarbenes Schlauchboot schaukelt im Wasser.
    »Komm, Saph, es geht los.«
    Mals Dad gibt jedem von uns eine Schwimmweste. Wir legen sie an, während er den Motor startet. Mal springt bis zu den Oberschenkeln ins Wasser und schiebt das Boot hinaus.
    »In der Bucht mache ich den Motor aus, um sie nicht zu stören«, sagt Mals Vater. »Denkt dran, dass sie sich von Booten angezogen fühlen. Ich glaube, es sind zwölf Tiere. Ist schon erstaunlich, dass sie sich im November noch hier blicken lassen.«
    Am Strand hat sich ein gutes Dutzend Leute versammelt und immer mehr eilen vom Golfplatz herunter. Ich schirme
meine Augen ab und blicke suchend über die Wasseroberfläche. Da Porthchapel windgeschützt liegt, ist das Wasser hier stets ruhiger als am Polquidden Beach. Plötzlich sehe ich, wonach ich gesucht habe. Ein dunkler, glänzender Körper durchbricht die Wasseroberfläche und schießt in die Höhe. Im Flug strömt das Wasser über seinen Rücken, ehe er wieder ins Meer eintaucht. Ein zweiter Delfin springt aus dem Wasser, gefolgt von einem dritten. Sie schwimmen im Halbkreis und bleiben immer dicht beieinander. Dann springen plötzlich fünf von ihnen gemeinsam aus dem Wasser, als hätten sie in diesem Augenblick alle denselben Gedanken gehabt.
    Ein Delfin ist viel kleiner als die anderen. Vielleicht ein Kalb, das im Frühjahr geboren wurde. Er ist fast noch ein Baby, verglichen mit den anderen.
    Dad hat mir viel über Delfine erzählt. Er hat sie geliebt und haufenweise Fotos von ihnen gemacht. Er kannte diejenigen, die Jahr für Jahr wiederkamen, meinte jedoch, dass es nicht richtig sei, ihnen menschliche Namen zu geben und menschliche Eigenschaften zuzuschreiben. Sie wissen selbst, wie sie heißen , sagte er immer. Sie haben ihre eigene Sprache. Sie kommunizieren besser miteinander, als wir das tun.
    Das Delfinkalb schwimmt nahe bei seiner Mutter. Bald wird sie es in Richtung Süden mitnehmen, in wärmere Gefilde. Wo immer Delfine sind, da ist auch Indigo, daran erinnere ich mich. Selbst wenn ihre Rücken aus dem Wasser ragen oder sie ihre Luftsprünge machen, tragen sie Indigo mit sich. Indigo muss in diesem Moment also sehr nah sein …
    Eine Herde ist wie eine Delfinfamilie, und hier zeigt sie
sich unbefangen den Menschen, die sie eigentlich fürchten sollte. Ich zähle die Tiere: sechs… acht… elf … ja, Mals Dad hat recht, es sind insgesamt zwölf Delfine. Sie scheinen nicht die geringste Angst vor uns zu haben. Sollten sie aber. Warum vertrauen sie blindlings einem Boot voller Leute?
    Immer näher schwimmen sie ans Ufer heran. Die Leute am Strand winken und klatschen. Mals Vater stellt den Motor ab, worauf das Boot sanft hin und her schaukelt. Das Wasser
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