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Nimm mich, wie ich bin

Nimm mich, wie ich bin

Titel: Nimm mich, wie ich bin
Autoren: Jill Shalvis
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mir ja zeigen.”
    Er sah sie sekundenlang fassungslos an und lachte dann. “Nein.”
    “Warum nicht?”
    “Weil ich zu viel zu tun habe, um den Babysitter zu spielen, oder haben Sie das vergessen?”
    “Schön. Dann tu ich’s eben selber.” Und damit ging sie auf das Hauptgebäude zu.
    Chance sah ihr nach. Seine Stimmung verschlechterte sich von Sekunde zu Sekunde. Das konnte ja noch heiter werden. Miss Wheeler bebte regelrecht vor eingebildeter Begeisterung, das spürte er.
    Warum war er also gleichzeitig wütend und erregt, wenn er sie ansah?
    Sicher, er hatte sich schon immer zu Frauen hingezogen gefühlt, die gern mal über die Stränge schlugen, aber diese spezielle Frau wünschte er sich brav und zurückhaltend. Sie sollte verschwinden, bevor ihr etwas geschah, und er war sicher, dass etwas geschehen würde. Bei ihrer Ungeschicklichkeit und ihrem Mangel an Erfahrung war es nur eine Frage der Zeit. Und bestimmt würde es passieren, wenn er Dienst hatte, damit er sich dann mit Schuldgefühlen herumquälen durfte. Er hatte nicht die Absicht, das noch einmal durchzustehen. Nicht einmal für Lucy, der er so viel verdankte.
    “Sagen Sie schon was”, wandte Ally sich an ihn, als er sie einholte. Sie stand auf der untersten Stufe zum Hotel und sah geradezu rührend glücklich aus. “Erzählen Sie mir von diesem Ort.”
    “Ich muss mich mit unserer Crew auf dem Berg treffen, um die Brandschäden zu beseitigen.”
    “Bitte.”
    Er seufzte und hatte keine Ahnung, warum er ihr den Gefallen tat. Er wies auf die Skipisten, auf denen kaum noch Schnee lag. “Dieses Jahr kam der Frühling vorzeitig. Die Skisaison ist vorbei. Wenn wir mit der Arbeit am Berg fertig sind, werden wir nächste Woche den Skilift erweitern.”
    “Ich wäre so gern Ski gefahren”, sagte Ally wehmütig.
    Chance dankte dem Himmel, dass ihm das erspart geblieben war. “Wenn wir in den letzten vier Wochen kälteres Wetter gehabt hätten, würden wir immer noch Ski oder Snowboard fahren.”
    “Können Sie überhaupt Snowboard fahren?”
    Beide wandten sich um, als sie die Stimme hörten. Obwohl der Junge, der gesprochen hatte, den Gesichtsausdruck eines Mannes von mindestens dreißig aufgesetzt hatte, konnte er nicht älter als vierzehn sein. Er lehnte lässig an der Wand und sah sie beide mit mürrischer Miene an. Der Junge war Lucys jüngste gute Tat und wild dazu entschlossen, Chance mit seiner Aufsässigkeit zur Weißglut zu bringen.
    Chance konnte nicht verstehen, warum man ihn nicht einfach in Frieden ließ, aber aus irgendeinem Grund blieb Brian ihm immer auf den Fersen, und jetzt hatte Lucy ihm auch noch Ally aufgehalst.
    “Das ist Brian Hall”, sagte er zu Ally. “Er arbeitet hier. Ally ist mit Lucy verwandt”, meinte er zu Brian. “Sie übernimmt ihren Platz hier. Das bedeutet, sie ist dein Boss.”
    “Und Ihrer”, betonte Brian.
    Chance schloss sekundenlang die Augen. “Ja.”
    “Und was tust du hier?”, fragte Ally Brian mit einem warmen Lächeln, das Chance zum ersten Mal an ihr sah. Es verwandelte sie plötzlich von gewöhnlichem Mittelmaß zu einer solchen Schönheit, dass Chance sie fassungslos anstarrte.
    Brian zuckte mit den Achseln. “So dies und das.”
    “Aha, ich verstehe.” Ally sah amüsiert aus, und wieder war Chance beeindruckt von ihrer Veränderung und von der aufrichtigen Wärme und Zuneigung, die sie Brian schenkte. Er spürte plötzlich ein seltsames Ziehen in der Herzgegend, das er sofort seinem leeren Magen zuschrieb.
    “Was denn genau?”, fragte sie Brian.
    Der Junge scharrte mit der Schuhspitze in der Erde. “Ich hab in einem blöden Laden geklaut, man hat mich erwischt und im Jugendknast verprügelt. Und als ich wieder gehen konnte, hieß es, ich hätte das Feuer hier gelegt. Und deswegen muss ich jetzt noch mehr beknackte Zwangsarbeit leisten, um den Berg sauber zu kriegen.”
    Ally lächelte nicht mehr. “Du bist verprügelt worden?”
    Jetzt starrte Brian sie genauso an wie Chance. Offenbar hatte sie nur mitbekommen, dass man Brian verprügelt hatte. Was war mit dem Einbruch und dem Verdacht auf Brandstiftung? Und vor allem, was war mit der lässigen Frechheit, mit der Brian jedem zu verstehen gab, dass er sich nicht um die Meinung der anderen Leute scherte und weiterhin Schwierigkeiten machen würde, wenn es ihm in den Kram passte?
    “Wurdest du verletzt?”, fragte sie, und bekam nur Brians berühmtes Achselzucken zur Antwort. Er wusste nichts, alles war ihm egal, er erinnerte sich
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