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Nimm mich, wie ich bin

Nimm mich, wie ich bin

Titel: Nimm mich, wie ich bin
Autoren: Jill Shalvis
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Wut in ihr auf, und sie setzte sich abrupt auf dem Sofa auf.
    Nie wieder spiele ich den Fußabtreter für andere Leute, schwor sie sich und packte den Hörer. “Hallo!” Und weil es sich so gut anfühlte, Kraft und Entschlossenheit zu zeigen, fügte sie hinzu: “Wer sind Sie, und was wollen Sie?”
    “Ich bin’s – Thomas.”
    Sobald sie die selbstsichere männliche Stimme hörte, sprudelte Ally los: “Du gemeiner Kerl!” Na, wunderbar. War “du gemeiner Kerl” wirklich die schlimmste Beschimpfung, die ihr einfiel? Wie lahm!
    “Hör zu, Ally”, sagte er hastig. Ein seltsames Klicken begleitete seine Worte. “Du musst unbedingt sofort einen Anwalt für mich beschaffen.”
    Was hatte sie nur in diesem Typen gesehen?
    Aber sie wusste es natürlich, so weh es auch tat, es zuzugeben. Er war ein umwerfend gut aussehender, eleganter Mann, der ihr Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen in ihrem Leben hatte er nicht ihr Geld gewollt – so wenig sie davon auch hatte –, und er hatte sich auch nicht von ihr bemuttern lassen. Er hatte nichts anderes gewollt als sie selbst. Und vor allem hatte er ihr Aufmerksamkeit geschenkt.
    Ally Wheeler mit ihrer Durchschnittsgröße und ihrem Durchschnittsaussehen bekam zum ersten Mal in ihrem Leben das Gefühl, schön zu sein. Es hatte eine Weile gedauert, bevor sie aus ihrem romantischen Traum erwachte. Erst da hatte sie erkannt, dass Thomas ein Betrüger und Schwindler war, doch leider war es zu spät gewesen, um ihren Job und die wertvollen Bücher zu retten.
    “Nein, ich werde dir keinen Anwalt beschaffen”, erklärte sie und holte tief Luft, um ihren aufgestauten Ärger loszuwerden. “Und noch etwas …”
    “Hier spricht Officer Daniel”, hörte sie eine fremde Stimme sagen. “Die Zeit ist um.”
    Ally starrte den Hörer an, und zum ersten Mal seit Tagen lachte sie. Thomas hatte aus dem Gefängnis angerufen, und das metallische Klicken im Hintergrund stammte höchstwahrscheinlich von seinen Handschellen. War das Leben nicht aufregend?
    Ally konnte keinen Job finden, sosehr sie sich auch bemühte. Dank der Gerüchte, die sich um ihre Mittäterschaft beim Verschwinden der wertvollen Bücher rankten, wollte keine Bibliothek in ganz Kalifornien etwas mit ihr zu tun haben. Und nichts konnte ihre missliche Lage mildern. Ally besaß keine Ersparnisse, aber drei Schwestern, die noch aufs College gingen. Ihre Eltern hatten kein großes Einkommen und konnten ihr also auch nicht helfen. Sie brauchte unbedingt Arbeit, wie sollte sie sonst eine Wohnung bezahlen? Ihre Schwestern waren zum Glück alle in Studentenwohnheimen untergekommen. Ihre Eltern, die ihre Kinder sehr spät im Leben in die Welt gesetzt hatten, lebten in einem Seniorenheim. Ally hatte niemanden, den sie um finanzielle Unterstützung hätte bitten können.
    Und dann kam der Brief. Lucy war eine Cousine zweiten Grades von Allys Mutter, und obwohl sie sich nicht oft sahen, schrieben sie sich regelmäßig. Lucys wöchentliche Briefe aus Wyoming, wo sie ein Hotel leitete, waren der Höhepunkt in Allys gleichbleibender Routine. Vor knapp einem Monat hatte dort ein fürchterlicher Waldbrand gewütet, und Lucy war erschüttert gewesen von dem Verlust von über hundert Morgen wundervoller Natur. Seitdem schrieben sie sich noch häufiger, und Ally tat ihr Bestes, Lucy aufzumuntern.
    Im Gegensatz zu den anderen Briefen jedoch sollte dieser Brief Allys Leben völlig auf den Kopf stellen.
    Liebste Ally,
    Du wirst es nicht glauben, aber ich habe mir Hüfte und Fußgelenk gebrochen und muss eine ganze Weile im Krankenhaus bleiben. Zum Teufel mit diesen neumodischen Mountainbikes!
    Ally blinzelte verblüfft. Die über sechzig Jahre alte Lucy auf einem Mountainbike?
    Wir sind fieberhaft damit beschäftigt, nach dem Feuer wieder alles in Ordnung zu bringen, bevor die Sommersaison beginnt, denn sonst werde ich viele Gäste verlieren.
    Also bitte ich Dich um einen riesengroßen Gefallen, Ally. Komm nach Wyoming, solange ich im Krankenhaus liegen muss. Ich habe großartige Mitarbeiter, aber man kann sich wirklich nur auf Verwandte verlassen, wenn es um die eigenen Interessen geht. Du besitzt genügend Berufserfahrung und ein Diplom. Du wirst eine wunderbare Hoteldirektorin abgeben.
    Du stehst bereits auf meiner Lohnliste, also nimm Dir Urlaub von deinem langweiligen Job. Du wirst es bestimmt nicht bereuen. Ich brauche nur einen Monat von Deiner Zeit, mehr nicht. Tu es bitte mir zuliebe. Tu es, weil
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