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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün
Autoren: A. A. Fair
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Flaut davon.«
    »Jetzt spielen Sie sich wohl selber als Jurist auf, was?« meinte Newberry höhnisch.
    »Calhoun kann sich selbst vertreten. Wenn Sie tun, was ich sage, Calhoun, können Sie als freier Mann nach Hause gehen!«
    Calhoun schien die Sache noch nicht ganz geheuer zu sein.
    Die Tür zum Gerichtssaal öffnete sich, und Richter Polk trat wieder ein.
    »Die Verhandlung wird fortgesetzt«, sagte er. »Die Verteidigung hat das Wort.«
    »Geben Sie ihm den Laufpaß«, sagte ich zu Calhoun. »Jetzt!«
    Calhoun rang sich endlich zu einer Entscheidung durch. Er stand auf. »Herr Vorsitzender, ich möchte mich selbst vertreten.«
    Richter Polk war sichtlich verblüfft. Roberts fuhr herum und schaute uns fassungslos an.
    »Sie wollen also Ihren Anwalt entlassen?« fragte Polk.
    Newberry griff nach seiner Aktentasche. »Ich habe es nicht nötig, mich feuern zu lassen«, sagte er. »Ich gebe den Fall auf.«
    »Moment«, bremste Richter Polk. »Sie können einen Fall nicht ohne Genehmigung des Gerichts aufgeben.«
    Newberry zögerte einen Augenblick. »Ich habe die Nase voll von diesem Klienten«, erklärte er dann. »Und von diesem neunmalklugen Schnüffler, der sich als Privatdetektiv ausgibt.«
    »Mäßigen Sie sich«, mahnte Richter Polk. »Mr. Calhoun, ich bitte um eine Erläuterung...«
    »Ich möchte meine Verteidigung selbst übernehmen«, wiederholte Calhoun.
    »Sie wollen sich von Ihrem Anwalt trennen?«
    »Jawohl.«
    Richter Polk sah Newberry an. »Sie möchten sich aus diesem Fall zurückziehen?«
    »Ich möchte mich aus dem Fall zurückziehen, sehr richtig! Ich habe genug von diesem Affentheater!«
    Richter Polk seufzte. »Meinethalben. Dem Antrag wird stattgegeben. Der Angeklagte übernimmt seine Verteidigung selbst. Möchten Sie einen Zeugen aufrufen, Mr. Calhoun?«
    »Colburn Hale«, flüsterte ich.
    Calhoun sah mich an, sah Newberry an, der gerade — jeder Zoll gekränkte Leberwurst — aus dem Gerichtssaal stelzte, und sagte: »Ich rufe als ersten Zeugen Colburn Hale.«
    Colburn Hale hinkte nach vorn und hob mit Leidensmiene die rechte Hand zum Eid. Calhoun zischte mir zu: »Was, zum Teufel, soll ich ihn fragen?«
    »Setzen Sie sich neben mich«, befahl ich, »und wiederholen Sie die Fragen, die ich Ihnen zuflüstere.«
    Während Hale seinen Namen, seine Anschrift und seinen Beruf zu Protokoll gab, riet ich Calhoun: »Formulieren Sie Ihre Fragen so knapp wie möglich. Bringen Sie ihn zum Reden. Zuerst fragen Sie ihn, ob er die Waffe, Beweisstück B der Anklage, schon einmal gesehen hat. Geben Sie ihm die Waffe in die Hand, und wenn er ja sagt, fragen Sie ihn, wann er sie zum letztenmal gesehen hat. Die Hauptsache ist, daß er von selber anfängt zu erzählen.«
    Calhoun stellte sich an wie ein Mann, der zum erstenmal auf Wasserskiern steht. Er stotterte eine Weile herum, dann sagte er zu dem Gerichtsdiener: »Bitte, zeigen Sie diesem Zeugen den Revolver. Ich möchte ihn fragen, ob er diese Waffe schon einmal gesehen hat.«
    »Was wollen Sie damit erreichen?« fragte Richter Polk.
    Calhoun sah mich an.
    Ich flüsterte: »Das Gericht soll erfahren, auf welche Weise der Revolver tatsächlich in das Feld gelangt ist.«
    Calhoun gab die Antwort an den Richter weiter.
    »Nun gut«, meinte Polk. »Das halte ich für durchaus zulässig, da die Anklage sich ebenfalls für diesen Punkt interessiert hat. Beantworten Sie die Frage, Herr Zeuge.«
    »Ich habe den Revolver schon gesehen«, sagte Hale.
    »Wo? Wie? Wann? Und was geschah damit? Wann hat er ihn aus der Hand gegeben?« flüsterte ich Calhoun zu.
    »Wann haben Sie ihn gesehen?« fragte Calhoun folgsam.
    »Hm — das muß so um den Siebzehnten herum gewesen sein.«
    »Wie sind Sie an die Waffe gekommen?«
    »Nanncie Beaver hat mir das Ding gegeben; sie hat gemeint, daß —«
    »Einspruch«, sagte Roberts. »Eine Aussage über ein Gespräch zwischen dem Zeugen und Nanncie Beaver ist für die Beweisführung unerheblich.«
    »Einspruch genehmigt«, sagte Richter Polk.
    »Wann haben Sie den Revolver zuletzt gehabt?« fragte Calhoun.
    »Ich habe ihn am Abend des Neunzehnten verloren.«
    »Wie ist das passiert?«
    »Puggy hat ihn mir abgenommen.«
    Calhoun sah mich an.
    »Wer ist Puggy?« flüsterte ich ihm zu.
    »Wer ist Puggy?« echote Calhoun. »Erzählen Sie alle Einzelheiten.«
    »Ich war dieser Rauschgiftlieferung auf der Spur«, sagte Hale, »und hatte den Revolver bei mir. Ich fuhr seit San Felipe hinter dem Hausboot mit der Heuladung her und kam mir
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