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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün
Autoren: A. A. Fair
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1
     
    Der Drehstuhl quietschte protestierend, als Bertha Cool den Schwerpunkt ihrer anderthalb Zentner Lebendgewicht verlagerte. Man hatte den Eindruck, daß das Möbel die Entrüstung seiner Insassin teilte.
    »Was sagen Sie da? Wir könnten den Auftrag nicht bewältigen?« fragte Bertha. Die Brillanten an ihren Händen beschrieben blitzende Kreise, als sie lautstark mit der Handfläche auf die Schreibtischplatte hieb.
    Unser prospektiver Kunde, dessen Visitenkarte nichts weiter als seinen Namen — M. Calhoun — verriet, sagte: »Ich will ganz offen sein, äh — ehern — Miss Cool... oder Mrs. Cool?«
    »Mrs.!« fauchte Bertha Cool. »Ich bin Witwe.«
    »Ja, wie gesagt, Mrs. Cool«, fuhr Calhoun ungerührt fort, »ich benötige die Dienste einer erstklassigen, hochqualifizierten Detektei und habe mich bei einem Freund erkundigt, der sich in solchen Dingen auszukennen pflegt. Er hat mir die Detektei Cool & Lam empfohlen.
    Ich komme her. Ich stelle fest, daß Partner Cool eine Frau ist, und daß Partner Lam —« Calhoun sah mich an und zögerte.
    »Tun Sie sich keinen Zwang an«, meinte ich einladend.
    »Also ganz offen gesagt«, platzte Calhoun heraus, »ich bezweifle, ob Sie sich Ihrer Haut wehren könnten, wenn es hart auf hart käme. Sie wiegen doch höchstens hundertdreißig Pfund brutto. Einen Detektiv stelle ich mir anders vor. Groß. Aggressiv. Schlagkräftig. Auch rücksichtslos, wenn’s sein muß.«
    Bertha verlagerte wieder ihr Schwergewicht, was ihr Stuhl hörbar übelnahm. »Köpfchen«, bemerkte sie.
    »Wie bitte?« fragte Calhoun verblüfft.
    »Wir arbeiten mit Köpfchen«, wiederholte Bertha Cool. »Das Geschäftliche mache ich. Donald ist für den Außendienst zuständig. Und den erledigt er mit Bravour und Köpfchen. Nur zu Ihrer Kenntnis.«
    »Ja — gewiß — sicherlich — ehern...«, stotterte Calhoun.
    »Ich glaube fast, Sie haben Ihre Krimi-Lektüre zu wörtlich genommen«, meinte ich.
    Er grinste etwas verlegen.
    »Sie haben Gelegenheit gehabt, uns ausgiebig zu besichtigen«, fuhr ich fort. »Wenn die Besichtigung nicht zu Ihrer Zufriedenheit ausgefallen ist — bitte sehr, unser Büro hat auch einen Ausgang.«
    »Moment mal«, fuhr Bertha Cool dazwischen. Ihre diamantharten Augen taxierten unseren skeptischen Klienten. »Sie suchen eine Detektei. Wir können Ihnen Ergebnisse liefern. Das ist unser Plus. Nun verraten Sie mir bloß — was wollen Sie sonst eigentlich?«
    »Nun ja«, räumte Calhoun ein. »Natürlich will ich Ergebnisse... «
    »Wissen Sie überhaupt, wie normalerweise so ein Wald- und Wiesendetektiv aussieht?« raunzte Bertha. »Er ist ein pensionierter oder rausgeschmissener Bulle, ein Kerl mit rotem Gesicht und Stiernacken, ein Bulldozer mit Händen wie Baggerschaufeln, mit Plattfüßen und einem Spatzengehirn.
    In Büchern machen sich Privatdetektive, die den Leuten die Zähne einschlagen und so im Vorübergehen Morde aufklären, immer gut. Wenn Sie den Typ suchen, landen Sie garantiert in einem Laden, der Ihnen statt Kopfarbeitern nur Kraftprotze zu bieten hat. Für jeden Mann, den die Detektei ansetzt, knöpft sie Ihnen täglich fünfzig Dollar ab, und wenn die lieben Leute eine Goldgrube wittern, reden sie Ihnen ein, daß sie drei Leute für Ihren Fall brauchen, und berechnen Ihnen munter fünfzig Mäuse pro Mann und Tag, bis Ihr Bankkonto leer ist. Ob bei den Ermittlungen was herauskommt, steht in den Sternen.
    In unserer Detektei arbeitet ein einziger Mann — nämlich Donald. Aber der arbeitet mit Köpfchen. Er kostet Sie fünfzig Dollar pro Tag zuzüglich Spesen. Dafür bringt er Ihnen auch Ergebnisse.«
    »Können Sie es sich leisten, fünfzig Dollar pro Tag zu zahlen?« erkundigte ich mich. Ich wollte den Mann in die Defensive drängen.
    »Natürlich«, schnarrte er. »Sonst wäre ich nicht hier.«
    Ich sah Bertha an. »Sie sind aber hier...«, bemerkte ich.
    Er zögerte ziemlich lange. Endlich hatte er sich offenbar zu einem Entschluß durchgerungen. »Nun ja, ich glaube, mein Fall ist tatsächlich eher etwas für Kopfarbeiter als für Kraftprotze. Vielleicht bin ich bei Ihnen doch an der richtigen Adresse.«
    »Ich arbeite nicht gern für einen Klienten, der von Anfang an kein rechtes Vertrauen zu mir hat«, erklärte ich. »Unter den gegebenen Umständen würde ich Ihnen doch raten, sich nach einer Detektei umzusehen, die mehr Ihren Erwartungen entspricht.«
    Bertha Cool funkelte midi zornig an.
    »Ich suche einen Mann«, sagte Calhoun
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