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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün
Autoren: A. A. Fair
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sehr dürftige Indizienkette —«
    »Na, Sie sind gut«, unterbrach mich Newberry. »Die Anklage hat seine Fingerabdrücke auf dem Hausboot. Sie hat nachgewiesen, daß die Mordwaffe ihm gehörte. Sie hat Beweise, daß er um zwei Uhr morgens ins MapleLeaf Motel ging, um sich seinen Revolver zu holen. Der hochherzige Held wollte höchstpersönlich seine Liebste schützen, griff zur Do-it-yourself- Methode und schoß den Rauschgiftschmuggler über den Haufen.«
    »Das sieht Calhoun nicht ähnlich«, sagte ich. »Nun beantragen Sie schon die Vertagung!«
    »Die Verteidigung hat das Wort«, sagte Richter Polk.
    »Wir bitten um eine halbstündige Unterbrechung«, sagte ich.
    Calhoun betrachtete abwechselnd mich und seinen Anwalt. »Schaden kann’s ja nicht«, meinte er.
    Newberry stand zögernd auf. »Es hat sich da eine Verfahrensfrage ergeben«, sagte er. »Darf ich um eine halbstündige Pause bitten?«
    Richter Polk sah auf die Uhr. »Das Gericht wird sich eine Viertelstunde zurückziehen. Das dürfte dem Herrn Verteidiger reichlich Gelegenheit geben, sich mit seinem Klienten zu beraten.«
    Richter Polk stand auf und verließ den Saal.
    Ich packte Newberry am Arm und schleppte ihn und Calhoun in eine Ecke, wo wir zwar von einem Hilfssheriff mit Argusaugen beobachtet wurden, aber sonst einigermaßen ungestört sprechen konnten.
    »Sie haben mich angelogen«, sagte Newberry vorwurfsvoll zu seinem Klienten.
    »Nur in einer unwichtigen Kleinigkeit«, wehrte sich Calhoun. »Es lag mir vor allem daran, Nanncie aus der ganzen Angelelegenheit herauszuhalten. Ja, ich bin tatsächlich in dem Motel gewesen. Ich wollte den Revolver zurückhaben, weil ich mir einbildete, ich könnte Nanncie irgendwie beschützen. Aber sie eröffnete mir, daß der Revolver gar nicht mehr in ihrem Besitz sei. Sie hatte das gute Stück diesem Schreiberling Colburn Hale gegeben.«
    »Und das ärgerte Sie?« fragte ich.
    »Sehr sogar. Ich hatte ihr die Waffe gegeben, weil ich um ihre Sicherheit besorgt war.«
    »Was taten Sie daraufhin?«
    »Ich brachte sie über die Grenze nach Mexicali, ins Lucerna Hotel, mietete ihr ein Zimmer und bezahlte es. Dann fuhr ich wieder zurück und zog ins De Anza.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht ganz. Sie fuhren zu der Stelle, wo der Kombiwagen stand. Weshalb haben Sie das Hausboot betreten?«
    »Ich habe es nicht betreten«, protestierte Calhoun.
    »Meinetwegen. Was dann?«
    Calhoun sagte niedergeschlagen: »Ich habe Ihnen etwas verheimlicht — ich weiß, das hätte ich nicht tun dürfen... Aber ich wollte mich schützen.«
    »Nun reden Sie schon«, drängte ich. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Was geschah?«
    »Auf dem Weg von Los Angeles nach Calexico fiel mein Scheinwerferkegel auf dem Kombi mit dem Hausboot. In diesem Augenblick sah ich, wie ein Mann aus der Tür des Hausbootes sprang und auf den Bewässerungsgraben zurannte. Nach ein paar Schritten hatte ihn die Dunkelheit auf geschluckt?«
    »Ja, und weiter?«
    »Es war zwei Uhr morgens. Ich hielt an, ging zu dem Hausboot hinüber und rief: >Alles in Ordnung?<«
    Niemand antwortete. Ich klopfte. Nichts rührte sich. Ich rüttelte an der Klinke. Dabei habe ich mich wahrscheinlich mit der linken Hand an der Außenwand des Hausbootes abgestützt. Dann gab ich es auf. Schließlich ging mich ja die ganze Angelegenheit eigentlich nichts an. Ich rief noch einmal: >Alles in Ordnung da drin?< Als wieder niemand antwortete, stieg ich in meinen Wagen und fuhr nach Calexico.
    Ich fuhr sofort zum MapleLeaf Motel und hatte die Unterhaltung mit Nanncie, die der Zeuge mit angehört hat. Dann brachte ich Nanncie über die Grenze, weil ich sie dort für sicherer hielt. Sie sollte möglichst gar nicht mehr mit diesem Schreiberling Kontakt aufnehmen können.«
    »Und was ist mit dem Revolver?«
    »Ja, es stimmt — ich habe ihr gesagt, ich würde den Revolver wieder an mich nehmen, weil ich wußte, daß sie Ärger bekommen würde, wenn man sie in Mexiko damit erwischte. Daraufhin sagte sie mir, sie hätte ihn nicht mehr, sie hätte ihn Hale geliehen. Ich gebe offen zu — das hat mich mächtig gefuchst.«
    Ich wandte mich an Newberry. »Tja, dann werden Sie wohl ein bißchen in die juristische Wunderkiste greifen müssen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wenn Sie sich nicht ganz schnell was Gutes einfallen lassen, wird Ihr Klient zur Aburteilung dem nächsthöheren Gericht überstellt.«
    »Das passiert auf jeden Fall, und ich habe nicht die Absicht, mich
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