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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün
Autoren: A. A. Fair
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seine Aufmerksamkeit nach. Ich riß meinen Revolver heraus und brüllte ihn an: >Pfoten hoch!< Ich wartete eine Zehntelsekunde zu lange auf seine Reaktion. Er drückte ab. Wenn die Polizei das Hausboot etwas näher untersucht, wird sie den Einschuß irgendwo in der Vorderwand finden.
    Fast im gleichen Augenblick feuerte ich auch. Er schoß daneben. Ich nicht.
    Daraufhin bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich griff mir seine Waffe, steckte sie in die Tasche und warf sie ein paar Stunden später fort. Mit dem Calhoun-Revolver rannte ich zu der Stelle, wo ich meinen Wagen geparkt hatte, und warf dann die Waffe über den Graben, soweit es eben ging.
    Statt dann zur Polizei zu gehen, was das einzig Vernünftige gewesen wäre, fuhr ich über die Grenze und suchte krampfhaft nach einem Ausweg aus diesem Schlamassel. Ich blieb die ganze Nacht über im Wagen. Als die Läden aufmachten, kaufte ich Angelschnur und fesselte mich. Ich sagte mir, daß ich mich immer noch selber befreien konnte, wenn niemand kam, um mich zu retten.
    Ich versetzte mir einen schönen Stoß gegen das Auge, schlug mir auf die Nase, bis sie blutete, und erfand das Schauermärchen von den bösen Buben, die mich zusammengeschlagen hatten. Daß man sich für blaue Flecken an meinem Körper interessieren könnte, war mir nicht im Traum eingefallen.
    Donald Lam hat versucht, mich in den Hotel-Swimmingpool zu lotsen, und dabei wurde mir klar, wie prekär meine Lage war. Knüller hin, Knüller her — eine Mordanklage ist so ein Artikel denn doch nicht wert. Ich habe in Notwehr gehandelt.«
    Richter Polk sah Sergeant Sellers an. »Hat die Polizei das Hausboot genau nach Einschüssen untersucht?« erkundigte er sich.
    »In dem Boot befand sich kein Einschuß, Herr Vorsitzender«, sagte Sellers, »aber eins der Sofakissen hatte ein kleines Loch. Wir haben das Kissen nicht auseinandergenommen, um nachzusehen, ob eine Kugel darinsteckt.«
    »Dann holen Sie das bitte nach«, sagte Richter Polk und konnte sich nicht verkneifen hinzuzufügen: »Mir scheint, die Polizei hat sich in diesem Fall nicht gerade mit Ruhm bedeckt. Sheriff, nehmen Sie Colburn Hale in Haft. Die Anklage gegen Milton Carling Calhoun ist aufgehoben. Die Verhandlung ist geschlossen.«
    Richter Polk erhob sich von seinem Sessel, und im Gerichtssaal brach die Hölle los. Zwei Zeitungsreporter wurden in der Tür eingeklemmt, als sie gleichzeitig versuchten, das nächste Telefon zu erreichen.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich zu Calhoun.
    Der Glückliche umarmte mich. Um ein Haar hätte er mir auch noch einen Kuß gegeben.
    Wir brauchten über eine halbe Stunde, um uns durch die Meute der Reporter zu meinem Wagen durchzukämpfen. Auf meinen Rat hin wiederholte Calhoun so oft »Kein Kommentar«, daß die Zeitungsfritzen endlich aufgaben, aber die Fernsehleute blieben uns mit ihren Handkameras auf den Fersen.
    Endlich waren wir frei.
    Ich drückte Calhoun eine Straßenkarte in die Hand. »Was ist das?« fragte er.
    »Eine Straßenkarte, die die Strecke nach El Golfo zeigt.«
    »Und was soll ich in El Golfo?«
    »Nanncie Beaver abholen«, antwortete ich.
    »Warum ist sie in El Golfo?«
    »Damit Sie sie abholen können, ohne daß die Journaille Ihnen folgt. Ein bißchen geschickt müssen Sie es allerdings anstellen. Anfang nächster Woche können Sie dann zu uns ins Büro kommen und die Rechnung begleichen.«
    Ich sah förmlich, wie der Groschen bei ihm fiel. Dann quetschte er mir mit seinem dankbaren Händedruck fast die Pfote ab.
     

16
     
    Bertha war wieder mal in Hochform. Sie wiegte sich auf ihrem quietschenden Drehsessel hin und her, und ihre Augen waren so hart wie die Brillanten an ihren Fingern.
    »Nun hören Sie mir mal zu, Mr. Milton Carling Colhoun«, erklärte sie. »Sie sind Geschäftsmann. Sie sollten doch wohl wissen, wo’s langgeht. Sie hetzen uns auf eine falsche Fährte, geben uns den Auftrag, nach Colburn Hale .zu fahnden, während Sie in Wirklichkeit nur daran interessiert waren, Ihre Freundin zu finden. Sagen Sie mal — was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?«
    Calhoun rutschte unbehaglich auf seinem Sessel herum.
    »Ich hatte gehört, daß Privatdetekteien manchmal ihre Klienten erpressen«, sagte er. »Deshalb wollte ich Ihnen zunächst gar nicht sagen, wer ich bin. Ich konnte es mir nicht leisten, ins Gerede zu kommen. Wenn ich Ihnen gesagt hätte, was ich wirklich wollte... Ich hätte mich ja völlig in Ihre Hand gegeben.«
    »Sie haben uns also angeschmiert«,
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