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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün
Autoren: A. A. Fair
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ich.
    Diesmal war Calhoun gut. »Herr Vorsitzender, liegt Ihnen daran, die Wahrheit zu erfahren oder nicht?«
    Richter Polk warf einen Blick auf den verlegenen Colburn Hale und zögerte.
    »Darf ich fragen, wer hier im Saal eigentlich bestimmt? Was bildet sich dieser Privatdetektiv eigentlich ein? Donald Lam ist kein Anwalt. Er hat nicht die Verteidigung übernommen. Er hat hier überhaupt nichts zu sagen!« empörte sich Roberts.
    Jetzt bekam es Hale mit der Angst zu tun. Er entwetzte aus dem Zeugenstand und rannte wie ein geölter Blitz zum Seitenausgang des Gerichtssaales.
    »Halten Sie den Mann auf«, rief Richter Polk dem Gerichtsdiener zu.
    Aber es war schon zu spät. Hale war verschwunden.
    Ich sah den Richter an. »Er hat sich bemerkenswert schnell von seinen Verletzungen erholt, finden Sie nicht, Herr Vorsitzender?«
    Richter Polk hatte offensichtlich einen Verweis auf der Zunge, schluckte ihn herunter und lächelte plötzlich. »Das kann man wohl sagen...«
    »Ich würde vorschlagen, daß der Sheriff sofort eine Suchaktion anlaufen läßt. Sein blaues Auge ist ja ein gutes Erkennungsmerkmal.«
    »Donald Lam hat kein Recht, sich in die Verhandlung einzuschalten«, protestierte Roberts noch einmal.
    Polk lächelte ihm zu. »Ich bin ganz ihrer Meinung, Mr. Roberts. Dagegen hat das Gericht sehr wohl das Recht, sich in die Verhandlung einzuschalten. Das gedenke ich jetzt zu tun.«
    Die Polizei erwischte Hale an der Tür zum Gerichtsgebäude und brachte ihn in den Saal zurück.
    »Sie sind im Zeugenstand, junger Mann«, sagte Richter Polk streng. »Nun kommen Sie schön hierher und hören Sie mir mal zu.
    Es scheint möglich, daß Sie ein Verbrechen begangen haben. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie nicht zur Aussage verpflichtet sind. Wenn Sie glauben, Ihre Aussage könnte Sie belasten, brauchen Sie nicht zu reden. Sie haben das Recht, sich in allen Stadien des Verfahrens von einem Anwalt vertreten zu lassen, und wenn Sie nicht genug Geld besitzen, sich einen Anwalt zu nehmen, wird das Gericht Ihnen einen Verteidiger stellen. Eins aber dürfen Sie nicht: sich unerlaubt aus dem Gerichtssaal entfernen, wie Sie es eben getan haben.
    Sind Sie also bereit, Fragen zu beantworten?«
    Hale rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum und schwieg.
    »Möchten Sie sich von einem Anwalt beraten lassen? Das Gericht wird einen Gerichtsmediziner bestellen, der Sie untersuchen soll.«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn ich mit der Sprache herausrücke«, sagte Hale. »Ich habe keinen anderen Ausweg. Schließlich war es Notwehr. Wenn ich mich weiter so dämlich benehme, hängen Sie mir am Ende noch einen Mord an.«
    »Sie können reden oder nicht, ganz wie Sie wollen«, sagte Richter Polk. »Die ärztliche Untersuchung bleibt Ihnen in keinem Fall erspart.«
    Hale legte los. Jetzt redete er wie ein Wasserfall. »Ich wußte, daß die Lieferung fällig war. Die Burschen wollten um sieben Uhr mit einem Kundschafter im Monte Carlo Café Zusammentreffen. Deshalb hatte ich meine Freundin für sieben Uhr auch dorthin bestellt.
    Es fing an zu regnen. Die Lieferung verspätete sich. Ich folgte dem Wagen über die Grenze. In dem Kombi saßen zwei Männer. Der eine stieg in den Kundschafterwagen und fuhr voraus. Der Kombi mit dem Hausboot auf dem Anhänger blieb am Straßenrand stehen.
    Meine Geschichte hatte ich jetzt. Es war ein echter Knüller. Eins interessierte mich noch: Wohin sie das Hausboot bringen würden.
    Ich stellte meinen Wagen so ab, daß ich das Hausboot im Auge behalten konnte. Es regnete weiter. Ich wartete und wartete. Der Fahrer des Kombis war in dem Hausboot verschwunden. Ich dachte, er hätte sich vielleicht aufs Ohr gelegt.
    Ich weiß — ich war zu leichtsinnig. Ich habe mich idiotisch benommen. Aber ich konnte einfach der Versuchung nicht widerstehen, nur noch die Zulassungsnummer des Kombiwagens zu holen. Durch das daranhängende Hausboot war die Nummer schwer zu sehen. Da ja meiner Meinung nach der Fahrer des Kombis in seinem Hausboot lag und friedlich schlief, schlich ich mich heran, um die Nummer abzulesen. Ich spazierte geradewegs in eine Falle. Der Kerl hatte mich beobachtet. Plötzlich riß er die Tür auf, richtete einen Revolver auf mich und befahl mir, in das Hausboot zu kommen.
    Jetzt galt es — er oder ich. Noch wußte er nicht genau, wen er vor sich hatte. Ich merkte, daß er mich nicht für einen Polizisten hielt. Er fragte, was ich hier wollte und weshalb ich hier herumschnüffelte. Dabei ließ
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