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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün
Autoren: A. A. Fair
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nehmen«, erklärte Mrs. Honcutt. »Bei solchen Typen kassiere ich täglich im voraus.«
    »Vielen Dank, das ist alles«, sagte Roberts.
    »Fragen?« wandte sich Richter Polk an Newberry.
    Der Anwalt machte einen leicht verwirrten Eindruck. »Keine Fragen.«
    »Ich rufe Herbert C. Newton in den Zeugenstand«, sagte Roberts.
    Herbert Newton war ein Mann mittleren Alters, drahtig gebaut und quecksilbrig-nervös. Offensichtlich machte es ihm einen Heidenspaß, einmal Zeuge spielen zu dürfen.
    Er nannte dem Gerichtsschreiber Namen, Adresse und Beruf und wandte sich dann erwartungsvoll Roberts zu.
    Roberts sagte: »Wo befanden Sie sich am Abend des Neunzehnten und am Morgen des Zwanzigsten?«
    »Im Maple Leaf Motel in Calexico.«
    »Sind Sie im Laufe der Nacht einmal aufgestanden und haben aus dem Fenster gesehen?«
    »Jawohl.«
    »In welchem Bungalow wohnen Sie?«
    »Bungalow Eins — direkt an der Straße und direkt gegenüber Bungalow Zwölf.«
    »Was geschah in dieser Nacht?«
    »Es war gegen zwei oder drei Uhr früh, da hörte ich drüben in Bungalow Zwölf Stimmen, und das Licht ging an. Dadurch wurde es auch bei mir im Zimmer hell. Durch die Stimmen und das Licht wachte ich auf. Ich konnte nicht mehr einschlafen, und das ärgerte mich.«
    »Was taten Sie daraufhin?«
    »Nach einer Weile stand ich auf.«
    »Und was sahen oder hörten Sie?«
    »Ich hörte eine Männer- und eine Frauenstimme. Sie schienen zu streiten. Als ich aufstand, hörte ich den Mann sagen: >Du mußt weg von hier. Du bist in Gefahr. Du kommst jetzt mit mir, ich bringe dich in Sicherheit und weg von diesem Schreiberling, mit dem du nur Ärger hast!<«
    »Noch etwas?«
    »Ja. Er sagte: >Pack jetzt deine Sachen und komm heraus zum Wagen. Den Revolver nehme ich. Nach Mexiko kannst du ihn nicht mitnehmen.<«
    »Wiederholen Sie doch bitte das Letzte noch einmal...«
    »Er sagte: >Den Revolver nehme ich.<«
    »Und dann?«
    »Dann sagte er: >Beeil dich mit dem Packen.<«
    »Noch etwas?«
    »Ja. Er sagte: >Es war dumm von dir, daß du dich überhaupt in diese Sache hast hineinziehen lassen. Ich werde sehen, wie ich das wieder geradebiege. Aber du mußt die Verbindung zu diesem überspannten Schriftsteller lösen.<«
    »Und weiter?«
    »Dann ging die Tür auf, und der Mann kam heraus.«
    »Haben Sie ihn deutlich gesehen?«
    »Ja. Das Licht aus dem Zimmer fiel direkt auf sein Gesicht.«
    »Erkennen Sie den Mann hier im Saal?«
    »Jawohl. Es ist der Angeklagte.«
    »Der Mann, den Sie aus dem Bungalow kommen sahen?«
    »Jawohl — das ist der Mann.«
    »Das ist der Mann, der sagte: >Den Revolver nehme ich?<«
    »Jawohl: Er sagte: >Den Revolver nehme ich. Nach Mexiko kannst du ihn nicht mitnehmen.<«
    »Und dann?«
    »Dann ging die Tür wieder zu, und nach wenigen Minuten erlosch das Licht, und eine Frau, die ich nicht erkennen konnte, öffnete die Tür und stellte einen Koffer und eine Reisetasche auf der Schwelle ab: der Mann, der in einem großen Wagen an der Straße gewartet hatte, stieg aus, griff sich das Gepäck und warf es in den Wagen. Dann fuhren sie fort.«
    »Fragen im Kreuzverhör?« erkundigte sich Richter Polk.
    »Ein oder zwei Fragen an den Zeugen«, sagte Newberry. »Können Sie uns den genauen Zeitpunkt dieser Unterhaltung angeben, Mr. Newton?«
    »Nein, das kann ich nicht. Ich war aus dem Schlaf gerissen worden und entsprechend gereizt. Ich war so wütend, daß ich eine gute Stunde nicht mehr einschlafen konnte. Ich weiß nur, daß es vor drei Uhr gewesen sein muß, denn ich bin erst gegen drei wieder eingeschlafen. Schließlich stand ich auf und schluckte zwei Schlaftabletten.«
    »Sie haben keinen Zweifel daran, daß der Mann, den Sie gesehen haben, der Angeklagte, Milton Carlin Calhoun, war?«
    »Nicht den geringsten Zweifel.«
    »Sind Sie Brillenträger?«
    »Zum Lesen trage ich eine Brille, aber in die Weite kann ich ohne Brille sehen, und ich habe den Mann ganz deutlich erkannt, wie er da auf der Schwelle stand.«
    »Das dürfte alles sein«, sagte Newberry.
    Roberts sagte: »Hohes Gericht, damit habe ich die Beweisführung abgeschlossen. Die Anklage beantragt Überstellung des Angeklagten an das nächsthöhere Gericht. Die Anklage lautet auf Mord.«
    »Bitten Sie um Vertagung«, flüsterte ich Newberry zu.
    Newberry schüttelte den Kopf. »Wozu? Bei einer Vorverhandlung halte ich nie ein Plädoyer. Man läßt sich allzu leicht in die Karten schauen, und —«
    »Die Anklage hat noch nichts bewiesen«, beharrte ich. »Es ist nur eine
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