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046 - Xendarro, der Vampir

046 - Xendarro, der Vampir

Titel: 046 - Xendarro, der Vampir
Autoren: A.F.Morland
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Xendarro erreichte sein Ziel. Seine Blicke aus blutunterlaufenen Augen schweiften über die Nachbarhäuser. Niemand sollte wissen, daß er hier war.
    Seine dünne Zunge huschte über die harten Lippen, die zwei lange, spitze Eckzähne entblößten.
    Hunger und Durst quälten ihn. Er wollte trinken und es mußte Blut sein, denn nur das konnte ihn sättigen.
    Seine Krallen kratzten über die Hausfassade, während er sich der düsteren Veranda zuwandte. Es war das Haus der Salgueros, das er sich ausgesucht hatte, denn die Salgueros hatten eine junge hübsche Tochter.
    Carmen hieß sie, und ihr Liebreiz war im ganzen Dorf bekannt.
    Die Leute redeten oft über Carmen, die Tochter des Bäckers, und es fiel dabei niemals ein böses Wort.
    Auf Umwegen war der Name dem blutgierigen Vampir zu Ohren gekommen, und seither gab es für ihn nur noch ein Ziel: Er wollte Carmen Salguero zu seiner Blutbraut machen.
    Er schlich Nacht für Nacht um das Haus, doch bisher hatte er noch keine Möglichkeit gefunden, einzudringen. Es war ihm nicht möglich, sich gewaltsam Einlaß zu verschaffen.
    Er mußte warten, bis man ihn entweder einließ, oder bis eine Tür oder ein Fenster offen stand.
    In den letzten Nächten war das Wetter schlecht gewesen. Stürme hatten an den Häusern gerüttelt, und schwere Gewitter waren über Granadell niedergegangen.
    Gleißende Blitze und prasselnde Regenfälle veranlaßten die Menschen, alle Fenster und Türen geschlossen zu halten, und so suchte der Vampir das Dorf immer wieder vergeblich auf, denn auch Carmens Verandatür war fest verriegelt.
    Aber heute, in dieser milden Vollmondnacht, stand ihre Tür einen Spalt offen, und diese Gelegenheit wollte sich Xendarro nicht entgehen lassen.
    Er lebte noch nicht lange in dieser Gegend. Früher war er in der trostlosen Sierra de la Pila zu Hause gewesen, doch dort konnte er seinen Bluthunger kaum stillen.
    Erstens waren die Menschen seinetwegen sehr vorsichtig und schützten sich mit allen vampirabwehrenden Mitteln, und zweitens lebten in weitem Umkreis fast nur alte Leute, deren Blut er nicht mochte.
    Deshalb entschloß er sich eines Nachts, die Sierra de la Pila zu verlassen und sich einen anderen Lebensbereich zu suchen. Dabei stieß er auf Granadell, dieses kleine Dorf vor den Toren Barcelonas.
    Er fand in den nahen Bergen ein Versteck, in das er sich tagsüber zurückzog, und von dem aus er nachts seine Streifzüge unternahm.
    Vorsichtig setzte das Schattenwesen den Fuß auf die Holzveranda.
    Es war Mitternacht, und die meisten Menschen schliefen schon. Nur einige wenige Fenster waren noch erhellt.
    Xendarro grinste. Das war seine Zeit. Nachts regierte er, und sein Zepter war die Angst!
    Kleine Wölkchen zogen über den nachtschwarzen Himmel, vermochten den Mond aber nicht zu verdecken.
    Der Tod ging um in Granadell, aber niemand ahnte es!
    Xendarro glitt an der weiß getünchten Mauer entlang. Nur noch wenige Schritte, dann würde er die Verandatür erreicht haben.
    Ein leichter Lufthauch bewegte die weißen Gardinen, griff mit seinen unsichtbaren Fingern zu und holte sie aus dem Haus. Sie flatterten hoch und schwangen durch die offene Tür in Carmens Zimmer zurück.
    Xendarros Blick wurde starr.
    In wenigen Augenblicken würde er für das lange Warten entschädigt werden. Das Mädchen würde sein Leben verlieren, aber es würde nicht tot sein, denn als Vampirin würde sich Carmen bereits in der nächsten Nacht erheben und nach einem Opfer suchen.
    Xendarro erreichte die Tür, und er bleckte sein weißes Vampirgebiß.
    Er trug einen weiten mitternachtsblauen Umhang, dessen Kragen hochgestellt war, und der vorne mit einer kurzen Goldkette zusammengehalten wurde.
    Wenn er die Arme abspreizte, sah es aus, als würde eine riesige Fledermaus ihre Flügel ausbreiten.
    Wieder flatterte die weiße Gardine heraus. Sie strich über das schmale Gesicht des Vampirs, als würde sie ihn streicheln und willkommen heißen.
    Xendarro betrat das Schlafzimmer des Mädchens. Gleich würde das Grauen zuschlagen…
    ***
    Carmen Salguero schlief nicht, sie tat nur so – und ihr Herz raste.
    Vor vier Nächten, als der Sturm an der Verandatür gerüttelt hatte und so um das Haus getobt war, daß das schöne schwarzhaarige Mädchen kein Auge zutun konnte, hatte sie den Vampir zum ersten Mal gesehen.
    Ruhelos hatte sie sich im Bett hin und her gewälzt. Ferne Donner grollten, und da sich Carmen vor Gewittern fürchtete, hatte sie sich eine Zeitlang unter der Decke verkrochen.
    Aber
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