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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün
Autoren: A. A. Fair
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dagegen zu wehren! Ich werde mich hüten, mir die Zunge zu verbrennen. Hier zieht nur noch die alte Leier, daß lediglich Indizienbeweise vorliegen. Die Anklage kann zwar nachweisen, daß der Mord mit Calhouns Waffe verübt wurde und daß es sich bei den Spuren an dem Hausboot um seine Fingerabdrücke handelt, aber wann die Fingerabdrücke entstanden sind oder wer die Waffe hielt, als der tödliche Schuß abgegeben wurde — das kann niemand mit Sicherheit sagen.«
    »Das bedeutet die offizielle Mordanklage gegen Ihren Klienten.«
    »Sehr richtig.«
    Ich sah Calhoun an. »Schmeckt Ihnen das?« fragte ich.
    »Um Himmels willen«, stöhnte Calhoun. »Wo denken Sie hin?«
    »Tja, da ist jetzt nichts mehr zu machen«, sagte Newberry. »Er sitzt in der Klemme.«
    »Nicht, wenn Sie es richtig anpacken«, meinte ich.
    Newberry sah mich ausgesprochen unfreundlich an. »Wollen Sie mir vorschreiben, wie ich die Verhandlung zu führen habe?«
    Ich starrte ungerührt zurück. »Ja.«
    »Das lassen Sie lieber bleiben«, warnte Newberry. »Welche Rolle Sie in dem Fall spielen, weiß ich nicht, aber eins steht fest: Sie stecken bis zur Halskrause mit drin, mein Lieber. Wer weiß, vielleicht waren Sie sogar der Mann, den Calhoun aus dem Hausboot kommen sah? Was halten Sie von der Idee?«
    »Nicht viel«, gab ich zurück. »Wenn Sie nur ein bißchen Ihren Grips anstrengen, haben wir die Sache in Nullkommanichts gedeichselt.«
    »Sie sind verrückt«, fertigte er mich ab. »Es gehört zum kleinen Einmaleins des Straf rechts, daß bei einer Vorverhandlung nichts definitiv entschieden wird. Man nimmt die Zeugen ins Kreuzverhör, man versucht, dem Staatsanwalt seine Taktik abzuluchsen, und läßt dann einfach der Verhandlung ihren Lauf.«
    »Das kleine Einmaleins des Strafrechts ist mir piepegal«, blaffte ich. »Hier geht’s um einen konkreten Fall. Um unseren Fall. Wenn Sie zulassen, daß Calhoun offiziell unter Mordanklage gestellt wird, prangen heute abend die schönsten Schlagzeilen in sämtlichen Zeitungen des Landes.«
    »Darauf haben wir keinen Einfluß«, sagte Newberry. »In Amerika herrscht Pressefreiheit. Die Zeitungen können ihre Nachrichten in jeder beliebigen Aufmachung bringen, sofern sie sich an die Wahrheit halten. Die Tatsache, daß in diesem Fall plötzlich eine Frau aufgetaucht ist, wird ein gefundenes Fressen für die Zeitungsleute sein. Millionenschwerer Angeklagter in heimlichem Mitternachtsrendezvous...«
    »Wollen Sie sich nicht verteidigen?« fragte ich Calhoun.
    »Ich möchte lediglich heraus aus der Sache«, gab er zurück.
    »Es geht nicht darum, was Calhoun möchte, sondern was ich möchte«, stellte Newberry richtig. »Ich bin sein Anwalt, und ich dulde keine Einmischung seitens meines Klienten. Und lassen Sie sich eins gesagt sein, Lam: Ich dulde auch keine Einmischung seitens neunmalkluger Detektive.«
    »Ich bin kein neunmalkluger Detektiv«, sagte ich, »sondern ein verdammt guter Detektiv. Was wollen Sie, Calhoun? Sie müssen sich entscheiden.«
    »Tja, ich fürchte, ich kann da gar nichts tun«, meinte Calhoun. »Newberry hat die Entscheidung schon getroffen.«
    »Und für wen arbeitet Newberry?«
    »Tja — ähem — ich meine — er arbeitet — er arbeitet natürlich für mich.«
    »Ich arbeite für niemanden«, sagte Newberry. »Ich bin Anwalt. Wenn ein Fall mich interessiert, übernehme ich ihn und vertrete ihn vor Gericht — und zwar so, wie ich es für richtig halte. Ich betone: So, wie ich es für richtig halte!«
    Calhoun zuckte die Schultern und sah mich hilflos an.
    »Wollen Sie meine Meinung hören, Calhoun?« fragte ich. »Ich bin davon überzeugt, daß es eine Möglichkeit gibt, Sie aus der Klemme zu ziehen.«
    »Ich wette tausend zu eins, daß Sie das nicht schaffen«, fuhr Newberry auf.
    »Dann geben Sie mir mal gleich hundert Dollar Anzahlung«, sagte ich seelenruhig.
    »Ich wette nie!« erklärte Newberry würdevoll. »Ich wollte damit nur andeuten, wie die Chancen stehen. Eine Wette hätte auch gar keinen Zweck, denn ich werde vor Gericht erklären, daß wir damit einverstanden sind, wenn Calhoun an das nächsthöhere Gericht überstellt wird.«
    Ich sah Calhoun an. »Geben Sie ihm den Laufpaß!«
    »Wie bitte?« fragte Calhoun entgeistert.
    »Entziehen Sie ihm das Mandat!«
    Newberry sah mich an. »Sie kleiner Klugscheißer«, zischte er. »Sie —«
    Ich wandte ihm den Rücken. »Er ist Ihr Anwalt«, sagte ich zu Calhoun. »Wenn Sie tun, was ich sage, kommen Sie mit heiler
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