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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde
Autoren: G.F. Unger
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Der Herdenboss war John Brennan. Von meinem Bruder Luke und mir war er der Onkel, und er war der Bruder unseres Vaters.
    Als er uns wenig später mit den anderen Treibern in die Stadt entließ, sagte er zu mir: »Jeff, achte auf deinen Bruder Luke. Treibt es nicht zu toll in Dodge City. Sonst sperren sie euch ein! Vorsicht! Die warten nur auf wilde Dummköpfe, denen sie verdammt hohe Strafen aufbrummen können. Und diese Warnung gilt für euch alle!«
    Mit den letzten Worten wandte er sich an die lange Schlange der warteten Reiter, denen er einen Vorschuss auszahlte.
    Unseren vollen Lohn würden wir erst erhalten, wenn er die Herde verkauft hatte. Dazu musste er erst noch mit den Aufkäufern der Fleisch- und Konservenfabriken im Osten verhandeln. Vor einer Woche – wir hörten es unterwegs – hatte man für ein Longhornrind noch dreizehneinhalb Dollar gezahlt.
    Auch musste er noch mit den Pferdeaufkäufern verhandeln. Denn unsere Pferderemuda war mehr als hundert Tiere stark. Es waren gute Rinderpferde. Sie mussten wenigstens dreißig Dollar das Stück bringen. Doch das war die Sache unseres Onkels. Wir wurden also einstweilen mit einem Vorschuss in die Stadt entlassen.
    Die Rinder gehörten jetzt der Verlademannschaft der Eisenbahn. Und auch die Pferde wurden in einem Corral von Leuten des Verladebahnhofs bewacht.
    Die meisten Burschen der Mannschaft galoppierten in Gruppen zur nahen Stadt hinüber. Sie kreischten wie wilde Indianer, johlten und pfiffen und schossen auch mit den Revolvern in die Luft.
    Denn vor sich sahen sie die Tore zum Paradies.
    Luke und ich ritten langsamer. Es war nicht unsere Art, sozusagen blind auf ein Ziel loszustürmen – und wäre es noch so verlockend. Wir waren im Krieg gewesen und kannten uns einigermaßen aus auf dieser Erde und mit den Menschen. Bisher waren wir noch nicht auf edle Lichtgestalten unter ihnen gestoßen – im Gegenteil.
    O ja, in Dodge City erwarteten sie uns mit Freuden. Denn wir brachten Dollars. Von den vor uns schon eingetroffenen Treibherden waren noch eine ganze Menge Jungs da, die ihr Geld noch nicht völlig verjubelt hatten. Und so herrschte in Dodge City ziemlich viel Betrieb. Alle Saloons, Spielhallen und Tingeltangels waren noch geöffnet. Doch bald würden sie schließen. Den Winter über würde die Treibherdenstadt am Ende eines Schienenstranges fast eine tote Stadt sein. Denn vorerst lebte sie nahezu ausnahmslos von den Treibherden.
    Es gab immer noch große Büffelherden und noch längst keine Farmer auf der Kansasprärie. Deshalb waren auch eine Menge Büffeljäger in der Stadt, die hier ihre Häute abgeliefert hatten und ebenso hungrig nach allen Sünden waren wie wir Herdentreiber. Auch Soldaten sahen wir beim Hereinreiten da und dort. Es musste in der Nähe eine Garnison sein, ein Fort oder Armeecamp.
    Es gab also drei unterschiedliche Gruppen in Dodge City: nämlich Herdentreiber, Büffeljäger und Soldaten. Und zusammen waren sie die große Hammelherde, der man mit allen Tricks die Wolle scherte.
    Lukes Augen funkelten. Ich sah ihm an, dass er sozusagen unter Dampf stand. Luke war ein Bursche von der Sorte, die sich stets durch Verwegenheit zu behaupten versucht. Ja, ich würde auf ihn aufpassen müssen, das wusste ich. Denn obwohl ich nur ein einziges Jahr älter war als er, war ich sehr viel besonnener und ließ mich nicht so schnell herausfordern.
    Zuerst klappte es mit Luke auch recht gut.
    Wir setzten uns eine halbe Stunde später jeder in ein großes Badefass, das von einem riesigen Neger und dessen Gehilfen – einem Jungen – immer wieder mit heißem Wasser aufgefüllt wurde. Denn wir wollten nicht vor einer Stunde aus dem Bad steigen. Auch unsere Haare wurden gestutzt. Und frisches Zeug lag bereit auf einem langen Tisch, an den wir treten und von dem wir uns bedienen konnten, sobald wir aus den Badefässern gestiegen waren und uns abgetrocknet hatten.
    So einfach war das hier in Dodge City für uns stinkende Herdentreiber.
    Denn wir wollten so schnell wie möglich nach Fliederwasser duften und sauberes Zeug tragen. Die anderen aber, die Stadtleute, wollten unsere Dollars.
    Und so weit war das ja auch in Ordnung.
    Es gab in der Badeanstalt an die zwei Dutzend Fässer. In jedem Fass hockte ein grinsender Bursche, der es vor lauter Ungeduld und Vorfreude kaum mehr in seinem Zuber aushalten konnte.
    Die Badeanstalt war zwar von einem Bretterzaun umgeben, befand sich jedoch sonst unter freiem Himmel.
    Die Temperatur betrug noch keine
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