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Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)

Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)

Titel: Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
Autoren: Evan Currie
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    Liberty Station
    Lagrangepunkt L4 – Erdorbit
    Captain Eric Stanton Weston marschierte den sanft geschwungenen Korridor entlang, der sich am äußeren Umfang der riesigen Liberty-Raumstation entlangzog. Nach der langen Zeit, die er auf der Odyssey verbracht hatte – sowohl im Sonnensystem als auch darüber hinaus –, spürte er, dass die künstlich erzeugte Schwerkraft eine andere Qualität hatte. Die weite Kurve an der Außenhülle der Station fühlte sich natürlicher an; nachdem er aber schon so viel Zeit in den kleineren, schnelleren Habitaten der Odyssey verbracht hatte, hätte er trotzdem das Gefühl vorgezogen, das ihm damals beinahe Übelkeit verursacht hätte. Sie hatten dort draußen so viel erlebt, dass er sich manchmal bei dem Gedanken ertappte, dass die Erde fast schon provinziell im Vergleich zu der riesigen Megacity anmutete, die er auf Ranqil gesehen hatte.
    Die fremdartige Welt – oder vielleicht war sie auch gar nicht so fremdartig – war der unbestrittene Höhepunkt ihrer letzten Mission gewesen. Jedoch war im Angesicht des Schreckens und der Zerstörung, die sie in gleich drei Sternensystemen erlebt hatten, dieser »Höhepunkt« etwas getrübt.
    Was ursprünglich als routinemäßiger Probeflug geplant war, um die Funktionsfähigkeit des Transitionsantriebs der Odyssey und weiterer Experimentalsysteme zu testen, hatte sich dann zu einem echten Höllenritt durch die Galaxis entwickelt: Sie waren mitten in einen Krieg hineingeraten, der sie im Grunde genommen nichts anging. Zumindest wusste Eric, dass diese Ansicht von einer nicht geringen Anzahl seiner Vorgesetzten vertreten wurde. Allerdings war er in seiner Laufbahn schon zu oft mit dem Tod konfrontiert worden, um die Auslöschung ganzer Planeten zu ignorieren, wenn sie direkt vor seinen Augen stattfand. Insofern bedauerte er die Verwicklung in diesen Krieg auch nicht. Bei aller Gewalt, die sie gesehen hatten, und den Opfern, die sie gebracht hatten, erfüllte ihn die Tatsache mit Stolz und Zuversicht, dass seine Mannschaft ähnlich dachte.
    Dennoch quälte ihn fast ein schlechtes Gewissen, weil schmale Sichtfenster ihm einen Blick in den Weltraum eröffneten – die Odyssey hatte nur über ein paar Abteilungen verfügt, die einen so »intimen« Einblick in die Weiten des Universums gewährten. Er folgte den Linien, die den Boden bedeckten; sie dienten als Leitsystem zu den verschiedenen Abteilungen der Station. Die regenbogenfarbigen, scheinbar für Analphabeten konzipierten Linien endeten schließlich vor dem Sicherheitsbereich, durch den er dann zur Offiziersmesse wanderte.
    Er hatte eine Besprechung mit Admiralin Gracen, bei der es vermutlich um die neuen Befehle für die Odyssey ging. Er hoffte, dass diese neuen Befehle nicht wieder die alten waren. Denn er hatte in den letzten drei Wochen nach Beendigung der Reparaturen die Mannschaft für einen unbekannten Standard gedrillt, über den ihm anscheinend niemand Näheres erzählen wollte. Es wurde Zeit, dass die Odyssey wieder flog – eigentlich war es längst überfällig. Er spürte, dass seine Besatzung schon wie auf glühenden Kohlen saß. Sie hockten untätig in einem Schiff, welches das schnellste Raumfahrzeug war, das die Menschheit jemals gebaut hatte. Steph schaute nun fast ständig vorbei, um nachzusehen, ob sie ihre Befehle endlich bekommen hätten, und Eric hatte sich sogar gezwungen gesehen, den Elan einiger jüngerer Offiziere durch »erzieherische« Maßnahmen zu bremsen. Sie hatten das Universum gesehen und waren auf den Geschmack gekommen.
    Nur dass er in Anbetracht seines derzeitigen Status einer sehr unterschiedlichen Wertschätzung bei den militärischen und politischen Entscheidungsträgern der Nordamerikanischen Konföderation ( NAC ) nicht wusste, ob ihnen das auch vergönnt war. Er und das Gros der Besatzung der Odyssey waren im Moment etwas, das man als Verfügungsmasse hätte bezeichnen können. Sie waren sowohl politisch als auch aufgrund ihrer Erfahrung zu wertvoll, um einfach auf sie zu verzichten. Jedoch manifestierte sich bei der politischen und militärischen Elite ein zunehmender Widerwille, die Erde – und sei es auch nur peripher – in einen größeren kosmischen Bezugsrahmen einzubetten, der womöglich ihr Todesurteil bedeuten würde. Schließlich mussten sie sich nicht nur mit nichtterrestrischen Menschen, den Kolonisten, befassen, sondern auch mit gefräßigen, feindseligen Aliens. Aber wenn man das Universum erforschen wollte, dann musste man
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