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Alex Benedict 05 - Echo

Alex Benedict 05 - Echo

Titel: Alex Benedict 05 - Echo
Autoren: Jack McDevitt
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Prolog
    Spätwinter 1403, Rimway-Zeitrechnung
    Somerset Tuttles KI verkündete, dass Rachel eingetroffen sei. »Wünschen Sie, dass ich sie hereinbitte, Sir?«
    »Ja, bitte, Jeremy. Sag ihr, ich sei gleich da!«
    Bei ihrem Anruf hatte Rachel völlig durcheinander geklungen, was so gar nicht zu ihr passte. Sie hatte ihn Sunset genannt – er liebte es, mit diesem Spitznamen angesprochen zu werden, mit dem ursprünglich seine Rivalen seine Karriere kommentiert hatten: Es klang kühn. Sunset, hatte Rachel den Tränen nahe gesagt, ich muss dich sehen. Nein, noch heute Abend. Bitte. Was auch immer du gerade tust. Nein, ich will dir übers Netz nicht mehr sagen. Bist du allein? Dann sieh zu, dass du sie loswirst. Du wirst es nicht bereuen.
    Als er vorgeschlagen hatte, sie könnten sich doch zum Abendessen treffen, wäre sie beinahe vollends zusammengebrochen. »Jetzt gleich, Sunset! Bitte!«
    Tuttle mochte Rachel. Sie sagte stets, was sie dachte; sie hatte Sinn für Humor; sie war klug und schön obendrein: weiches, braunes Haar und durchdringende, blaue Augen, dazu ein Lächeln, das wie ein Sonnenstrahl Somerset Tuttles Leben erhellte. Er genoss es, in ihrer Begleitung gesellschaftliche Anlässe wahrzunehmen. Denn es bedeutete stets zweierlei: sich mit dem unweigerlich schönsten Geschöpf am Arm durch einen Saal voller Schwachköpfe zu bewegen, die die wichtigste Frage der ganzen Epoche ignorierten. All jenen, die ihn für verrückt erklärten, weil er sein ganzes Leben herauszufinden versucht hatte, wer noch da draußen in den Weiten des Alls war, blieb dann nur, ihm neidisch hinterherzublicken.
    Rachel arbeitete für World’s End Tours, ein Unternehmen, das Touristen zu den Sternen flog. Bitte schauen Sie jetzt nach rechts: Dort befindet sich Andersons Schwarzes Loch; gleich voraus liegt der Krebsnebel. Der Gedanke entlockte Somerset Tuttle ein Lächeln. Er behielt es bei, um Rachel zu zeigen, dass, was immer sie belastete, schon wieder in Ordnung käme.
    Seine größte Hoffnung war, ihr eines Tages jemanden vorzustellen, der nicht menschlicher Abstammung wäre. Es sollte natürlich jemand anderes sein als die lächerlichen Stummen, die schon so lange da waren, dass es schwerfiel, Außerweltler in ihnen zu sehen. Tuttle wünschte, sie könnten sich eines Tages mit einem wahrhaft Anderen mit einem Glas Wein an den Tisch setzen und über den Sinn des Lebens und Gott diskutieren. Das nämlich war das Einzige, was wirklich von Bedeutung war.
    Tuttle suchte schon seit mehr als einem Jahrhundert, manchmal mit der Unterstützung von Kollegen, meist ganz allein. Er hatte tatsächlich schon Hunderte terrestrischer Welten untersucht, Welten mit fließenden Gewässern, ausreichend Sonnenschein und sanften Winden. Die meisten hatten nicht einmal einen Grashalm oder Trilobiten aufzubieten. Einige wenige hatten Wälder hervorgebracht und Kreaturen, die sie durchstreiften, und Meere, in denen es vor Leben wimmelte. Aber diese Welten waren selten.
    Nirgends war Tuttle etwas begegnet, das imstande gewesen wäre zu begreifen, wer er war und woher er gekommen war, ein Wesen, das, bei Gelegenheit, vielleicht einen Blick zu den Sternen geworfen hätte.
    Tuttle freute sich nicht auf die Begegnung mit einer offenkundig hysterischen Rachel. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, was eine Frau, die er bis zu diesem Tag als unerschütterlich eingestuft hatte, so aus der Fassung bringen konnte. Er wollte auch nicht in etwas hineingezogen werden, das nach einer komplizierten persönlichen Angelegenheit roch. Wahrscheinlich hatte Rachel Probleme mit ihrem Freund. Oder doch nicht? Denn damit würde sie sicher nicht zu ihm kommen. Was war es dann? Ärger am Arbeitsplatz? Sicher, das musste es sein! Vielleicht war sie in einer kompromittierenden Situation mit einem der Passagiere erwischt worden. Private Kontakte mit Passagieren war aus Gründen, die Tuttle noch nie verstanden hatte, verboten.
    Rachel hatte gerade fünfzehn Minuten gebraucht, um zu ihm zu kommen, Minuten, die endlos erschienen waren. Nun stand sie in der offenen Tür und starrte ihn mit geröteten Augen an. Sunset strich sein Hemd glatt und breitete die Arme aus. »Komm rein, meine Liebe! Was ist denn los?«
    Tür und Eingangsbereich waren verglast, und der Schnee draußen vor der Tür glitzerte im Sonnenschein. Rachels fein geschnittene Züge waren wie erstarrt. Die Lebendigkeit ihres Ausdrucks, der Rachel ihre Schönheit verdankte, war verschwunden.
    »Sunset«, sagte sie, und
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