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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River
Autoren: Robyn Carr
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sie noch ein Stückchen weiter, bis sie wieder sicheren Boden unter den Rädern hatte. Dann hielt er an und nahm die Kette ab. Er warf sie hinten auf die Ladefläche seines Autos und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Dagegen hatte sie nichts einzuwenden, denn falls sie noch einmal stecken bleiben sollte, wäre er gleich zur Stelle, um sie wieder herauszuziehen. Sie folgte ihm in kurzem Abstand und brachte Unmengen von Scheibenreiniger zum Einsatz, um zu verhindern, dass der Matsch, den sein Truck aufspritzen ließ, ihr völlig die Sicht nahm.
    Es dauerte keine fünf Minuten, und der Blinker des Trucks leuchtete auf. Sie folgte ihm, als er an einem Briefkasten rechts abbog. Die Zufahrt war schmal, holprig und voller Schlaglöcher. Sie erreichten jedoch schnell eine Lichtung, wo der Truck in großem Bogen wendete, um gleich wieder zurückfahren zu können. Damit gab er Mel den Weg frei, und schon stand sie vor … einer armseligen Hütte!
    Das war kein reizendes kleines Ferienhäuschen. Gut, es besaß ein Giebeldach und eine Veranda, aber wie es aussah, war diese nur noch an einer Seite befestigt, während sie auf der anderen schräg abfiel. Die Holzverschalung war schwarz vom Regen und wirkte alt. Eins der Fenster war mit einem Brett vernagelt. Weder von innen noch von außen war das Haus beleuchtet, und es stieg auch kein heimeliger Rauch aus dem Kamin.
    Auf dem Beifahrersitz lagen noch die Fotos. Sie hupte und sprang gleich darauf aus dem Wagen, während sie in einer Hand die Fotos hielt und sich mit der anderen die Kapuze ihrer Wolljacke über den Kopf zog. Als sie auf den Truck zulief, kurbelte der Alte sein Fenster herunter und sah sie an, als ob sie eine Schraube locker hätte.
    „Sind Sie sicher, dass dies das Haus von Mrs. McCrea ist?“, fragte sie ihn.
    „Klar.“
    Sie zeigte ihm das Foto von dem süßen kleinen Ferienhäuschen mit Spitzdach, Adirondack-Stühlen auf der Veranda und vielen mit bunten Blumen gefüllten Töpfen, die an der Balustrade hingen. Auf dem Bild war alles in Sonnenlicht gebadet.
    „Hmm“, sagte er. „Es ist schon eine Weile her, dass es so aussah.“
    „Das hat man mir nicht gesagt. Sie hat mir versichert, ich könnte ein Jahr lang mietfrei in dem Haus wohnen. Zusätzlich zum Gehalt. Ich soll dem Arzt im Ort helfen. Aber das hier …?“
    „Wusste gar nicht, dass der Doc Hilfe braucht. Er hat Sie doch nicht eingestellt, oder?“
    „Nein. Man hat mir gesagt, er würde langsam zu alt, um mit der ganzen Arbeit im Dorf fertig zu werden, und dass sie einen anderen Arzt brauchen werden. Aber für ein Jahr oder so würde ich reichen.“
    „Und wozu?“
    Sie sprach lauter, damit er sie im Regen verstehen konnte. „Ich bin Krankenschwester und approbierte Hebamme.“
    Das schien ihn zu amüsieren. „Ach, wirklich?“
    „Kennen Sie den Arzt?“, fragte sie.
    „Jeder kennt hier jeden. Vielleicht hätten Sie erst einmal herkommen sollen, um sich den Ort anzusehen und den Doc kennenzulernen, bevor Sie sich entscheiden.“
    „Ja, sieht so aus“, räumte sie zerknirscht ein. „Lassen Sie mich kurz mein Portemonnaie holen, damit ich Ihnen etwas dafür geben kann, dass Sie mich da rausgezogen haben …“ Aber er winkte sofort ab.
    „Ich will dafür kein Geld von Ihnen. Hier wirft niemand mit Geld für Nachbarschaftshilfe um sich.“ Und während er eine seiner wilden Augenbrauen hochzog, fügte er humorvoll hinzu: „Also, wie es aussieht, dürfte sie Sie über den Tisch gezogen haben. Das Haus hier steht seit Jahren leer.“ Er gluckste. „Mietfrei! Hah!“
    Scheinwerferlicht fiel in die Lichtung, als nun ein alter Suburban die Zufahrt herauffuhr. Als er angekommen war, sagte der alte Mann: „Da ist sie. Viel Glück.“ Und dann lachte er. Tatsächlich wieherte er vor Lachen, während er davonfuhr.
    Mel stopfte das Foto unter ihre Jacke und blieb im Regen neben ihrem Auto stehen, während der Geländewagen parkte. Sie hätte auf die Veranda gehen können, um sich vor den Naturgewalten in Sicherheit zu bringen, aber die machte ihr doch einen allzu instabilen Eindruck.
    Die Karosserie des Suburban lag hoch über riesigen Reifen. Dieses Ding würde auf keinen Fall im Matsch stecken bleiben. Er war ziemlich vollgespritzt, aber man konnte doch erkennen, dass es sich um ein älteres Modell handelte. Die Fahrerin richtete das Scheinwerferlicht aufs Haus und ließ es an, als sie die Tür öffnete. Dann stieg eine winzig kleine ältere Frau aus dem Geländewagen. Sie hatte dichtes, kräftiges
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