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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River
Autoren: Robyn Carr
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Schule. Noch nicht.“
    „Oh Gott“, stöhnte Mel.
    Die Straße war breit, jedoch dunkel und verlassen. Eine Straßenbeleuchtung gab es nicht. Die alte Frau musste ihre uralten Fotoalben durchforstet haben, um diese Bilder zu finden. Vielleicht hatte sie aber auch einfach in anderen Dörfern irgendwelche Aufnahmen gemacht.
    Gegenüber der Arztpraxis parkte Mrs. McCrea vor einem Gebäude, das wie ein riesiges Landhaus aussah. Es hatte eine breite Veranda und einen großen Vorhof. Erst als sie im Fenster ein Neon-Schild „GEÖFFNET“ entdeckte, wurde Mel klar, dass es eine Art Gasthaus oder Café sein musste. „Kommen Sie schon“, forderte Mrs. McCrea sie auf. „Jetzt wollen wir einmal Ihren Bauch aufwärmen und auch Ihre Stimmung.“
    „Vielen Dank“, sagte Mel in dem Versuch, höflich zu sein. Sie hatte Hunger und wollte nicht wegen ihrer schlechten Manieren auf ein Abendessen verzichten müssen. Allerdings war sie davon überzeugt, dass außer ihrem Magen nichts aufgewärmt würde. Sie sah auf die Uhr. Es war sieben.
    Bevor sie eintraten, schüttelte Mrs. McCrea ihren Regenmantel auf der Veranda aus. Mel hatte weder Mantel noch Schirm dabei. Ihre Jacke war inzwischen durchnässt, und sie roch wie ein feuchtes Schaf.
    Kaum war sie eingetreten, war sie aber angenehm überrascht. Der Raum war dunkel und holzgetäfelt, und in einem großen gemauerten Kamin brannte ein Feuer. Die geschliffenen Holzdielen glänzten vor Sauberkeit, und irgendetwas roch angenehm nach Essen. Über den Regalen hinter einer langen Theke, auf denen die Flaschen mit den alkoholischen Getränken standen, hing ein riesiger Fisch an der Wand und an einer anderen ein Bärenfell, das so groß war, dass es die halbe Wand bedeckte. Und über der Tür war der Kopf eines Rehs angebracht. Wow! Eine Jagdhütte? Es gab ungefähr ein Dutzend Tische ohne Tischtücher. Und nur einen einzigen Gast an der Theke. Es war der alte Mann, der sie aus dem Schlamm gezogen hatte und der jetzt über einen Drink gebeugt dort saß.
    Hinter der Theke stand ein großer Mann. Er trug ein kariertes Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln und polierte mit einem Geschirrtuch ein Glas. Er schien so Ende dreißig zu sein und hatte braunes, kurz geschnittenes Haar. Als sie eintraten, reckte er zur Begrüßung kurz das Kinn und hob die markanten Augenbrauen. Und dann weiteten seine Lippen sich zu einem Lächeln.
    „Setzen Sie sich hierher“, sagte Hope McCrea und deutete auf einen Tisch in der Nähe des Kamins. „Ich werde Ihnen etwas holen.“
    Mel zog ihre Jacke aus und hängte sie zum Trocknen über einen Stuhl. Um sich zu wärmen, rieb sie ihre eiskalten Hände vor dem Feuer. Das war mehr, als sie erwartet hatte –ein behagliches, sauberes Haus, ein offener Kamin und auf dem Herd ein fertiges Gericht. Auf die toten Tiere hätte sie gut verzichten können, aber so war das nun einmal in Jagdgebieten.
    „Hier“, sagte die alte Frau und drückte ihr ein kleines Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit in die Hand. „Das wird Sie aufwärmen. Jack hat einen Eintopf auf dem Herd und wärmt gerade das Brot auf. Wir werden Sie schon wieder auf die Beine bringen.“
    „Was ist das?“, fragte Mel.
    „Brandy. Glauben Sie, dass Sie das hinunterbringen?“
    „Darauf können Sie sich verlassen.“ Dankbar nahm Mel einen Schluck und fühlte, wie die brennende Wärme in ihren leeren Magen strömte. Einen Moment lang hielt sie die Augen geschlossen und genoss die unerwartet gute Qualität. Dann sah sie wieder zur Theke hinüber, der Barkeeper war jedoch verschwunden. „Der Kerl dort“, sagte sie schließlich und wies auf den einzigen Gast, „er hat mich aus dem Graben gezogen.“
    „Doc Mullins“, erklärte Mrs. McCrea. „Sie können ihn sofort kennenlernen, falls Sie es fertigbringen, sich vom Kamin zu entfernen.“
    „Ach, wozu?“, entgegnete Mel. „Ich sagte Ihnen ja bereits – ich werde nicht bleiben.“
    „Auch gut“, meinte die alte Frau erschöpft. „Dann können Sie ja gleichzeitig Hallo und Auf Wiedersehen sagen. Kommen Sie schon.“ Sie drehte sich um und ging auf den alten Arzt zu, und mit einem müden Seufzer folgte ihr Mel. „Doc, das ist Melinda Monroe, falls du ihren Namen nicht bereits kennst. Miss Monroe, darf ich vorstellen, Doc Mul-lins.
    Mit schnupffeuchten Augen blickte er von seinem Drink auf und sah sie an, aber seine arthritischen Hände ließen das Glas nicht los. Er nickte nur einmal kurz.
    „Nochmals vielen Dank noch, dass Sie mich da
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