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Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Titel: Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
Autoren: Brian Lumley
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stammte, existiert hatte. Es war aber nicht allein die Abwesenheit von Licht, sondern die Abwesenheit von allem. Nathan hätte sich genauso gut im mutmaßlichen Mittelpunkt eines schwarzen Loches befinden können (zumindest hatten seine Lehrer im E-Dezernat auch gewisse grundlegende kosmologische Theorien behandelt); nur dass ein schwarzes Loch über eine enorme Anziehungskraft verfügt, und an diesem Ort herrschte so gut wie gar keine. Es gab weder Gravitation noch Zeit (und darum auch keinen Raum) oder Licht. Dieser Ort sprach allen Naturgesetzen und wissenschaftlichen Erkenntnissen Hohn, darum musste er sich ganz einfach außerhalb des bekannten Universums befinden. Und dennoch existierte er innerhalb dieses Universums, denn er war gleich zweimal von einem ganz gewöhnlichen – oder doch vielmehr eher ungewöhnlichen – Menschen heraufbeschworen worden – von dem Necroscopen Nathan Keogh. Und was Nathans Vater anging: Harry war an diesem Ort ein und aus gegangen, ja, man hätte ihn sogar als Bewohner des Möbiuskontinuums bezeichnen können.
    Ob man es nun von innen oder von außen betrachtete, im Grunde war das Möbius-Kontinuum nirgends und doch zugleich überall. Von einem solchen Ausgangspunkt aus konnte man überallhin gelangen oder auf ewig im Nichts verweilen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes ewig, denn in dieser zeitlosen – Umgebung? – würde nichts jemals altern oder sich verändern, es sei denn durch reine Willenskraft ... Dies war Nathan bewusst, ohne dass er zu sagen vermochte, woher. Doch andererseits, woher weiß das Küken eines Moorhuhns schon, wie es schwimmen muss? Es lag ihm im Blut, in den Genen, er wusste es einfach.
    Es war aber ein »Ort«, dieses Möbiuskontinuum, und womöglich war dies die beste, in der Tat die einzig mögliche Beschreibung. Nathans Lehrer hatten jedoch auch theologische Fragestellungen berührt, insbesondere aus der christlichen Religion. Und Nathan spürte, dass es in gewisser Weise vielleicht sogar ein »heiliger« Ort sein mochte. Falls dies zutraf, war es kein Wunder, dass er so viel Mühe darauf verwenden musste, es zu entdecken. Denn es musste sich um eine ziemlich private heilige Stätte handeln, in der bislang noch kein Gott jene wunderbaren Worte »Es werde Licht!« gesprochen hatte. Oder falls doch ... dann war dies der Ursprung von allem, das ursprüngliche Eine, von dem das ALL-EINE in strahlender Herrlichkeit seinen Ausgang genommen hatte!
    Als Nathan dies dämmerte, hatte er mit einem Schlag die Lösung des allergrößten Geheimnisses, das zu enträtseln sein Vater ein ganzes Leben gebraucht hatte. Aber es war nur ein flüchtiger Gedanke, dessen Wahrheit er nicht erkannte ...
    Was er jedoch erkannte, war: Ganz gleich, wie leer – und wie fern jeder menschlichen Erkenntnis – dieser »Ort« auch sein mochte, so gehorchte er doch eigenen Kräften und Gesetzen. Selbst jetzt konnte er spüren, wie eine solche Kraft an ihm zerrte, ihn von hier zu entfernen und aus diesem unwirklichen Ort zurück in die reale Welt zu drängen suchte. Doch Nathan besaß einen starken Willen und hatte nicht vor, sich in irgendeine Richtung drängen zu lassen, es sei denn in diejenige, die er wünschte.
    »Hinter« Nathan – sofern irdische Richtungsangaben an einem solchen Ort eine Bedeutung hatten – schloss sich das Möbiustor. Er entsann sich der Absicht, die ihn hierher geführt hatte, und stellte sich die Parkanlage in Kensington vor, in der Sir Keenan Gormley bestattet und die sein Zielpunkt war. Eigentlich hatte er vorgehabt, sich Sir Keenans Grabstätte ins Gedächtnis zu rufen, sich auf die Gedenktafel zu konzentrieren und sie quasi als Landmarke zu benutzen. Doch nun erkannte er, dass dies gar nicht notwendig war.
    Denn kaum richtete er seine Gedanken auf das Krematorium in Kensington, stellte er auch schon fest, dass er sich in Bewegung setzte, und wusste, dass er auf dem richtigen Weg war. Es war, als würde ihn etwas auf einer vorgegebenen Route entlangziehen. Ob dies nun jedoch auf einer Geraden, in einer Kurve oder in einem Auf und Ab geschah ... ließ sich noch nicht einmal erraten, geschweige denn mit Gewissheit sagen. Mit Sicherheit aber spürte er ein erstes zaghaftes Ziehen, das von einer Kraft stammte, die ihn nicht aus dem Möbiuskontinuum katapultieren wollte. Eigentlich war es noch nicht einmal ein Ziehen, eher ein sanfter Druck, der ihm anscheinend eine Richtung geben wollte. Eine ähnliche Erfahrung hatte er bereits gemacht, als er dem
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