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Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Titel: Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
Autoren: Brian Lumley
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Stück weit, als er etwas bemerkte, was sich der sinnlichen Wahrnehmung der anderen entzog. Nathan Keogh war ein stattlicher junger Mann von zwanzig, einundzwanzig Jahren. Er war schlicht gekleidet. Was er trug, stammte aus dieser Welt und war nichts Besonderes, ganz im Gegensatz zu ihm selbst. Schließlich war er der Necroscope. Er vermochte mit den Toten in ihren Gräbern zu sprechen und hatte so Zugang zu allen Geheimnissen der Vergangenheit – vielleicht gar der Zukunft –, und dennoch blieb ihm eigentlich keine Zeit, diese zu erforschen oder dieses Wissen zu seinem Vorteil zu nutzen. Jedenfalls noch nicht.
    Nathan war etwas über eins achtzig groß und athletisch gebaut. Er hatte breite Schultern, schmale Hüften und kräftige Arme und Beine. Gut möglich, dass seine Augen etwas schräg standen, vielleicht lag es aber auch nur daran, dass er die Stirn runzelte und selbstvergessen auf das ihm weitgehend Unbekannte starrte, das den Übrigen, abgesehen von Zek, völlig unbekannt war. Seine Nase war gerade und wirkte unter der breiten Stirn neben den hohen Wangenknochen geradezu klein. Die Lippen über dem kräftigen, leicht vorstehenden Kinn waren voll, und sein linker Mundwinkel neigte sich ein bisschen nach unten. Bei jedem anderen hätte dies zynisch gewirkt, nicht jedoch bei Nathan. Eher das Gegenteil.
    Denn Ben Trask brauchte Nathan nur anzusehen, um die Wahrhaftigkeit in ihm zu erkennen. Dies hatte er wohl von seinem Vater, Harry Keogh, geerbt, dessen natürliche Unschuld und Mitgefühl, die Seelenhaftigkeit, die aus seinen Augen sprach. Der Besucher war zwar keineswegs Harry Keoghs exaktes Ebenbild, trotzdem hatte Trask dasselbe Gefühl wie bei ihm. Schon als er Nathan zum ersten Mal sah, war ihm dies durch den Kopf gegangen, und seither hatte sich daran nichts geändert. Und was hier nun geschah, bestätigte ihn nur in seiner Meinung.
    Nathan betrachtete sich das Möbiustor und trat instinktiv einen Schritt nach vorn, automatisch, beinahe wie ein Roboter, so als ziehe ihn etwas zu der Tür hin, als locke ihn etwas unwiderstehlich an den Ort dahinter, und natürlich war dem auch so. Er warf Trask und den anderen noch einen flüchtigen Blick zu und machte einen letzten unsicheren und dennoch entschlossenen Schritt ... direkt aus dieser Welt heraus.
    Im einen Moment war er noch da, und im nächsten war er einfach weg! Sie sahen seinen rechten Fuß, seine Wade, den Oberschenkel und dann eine Hälfte seines Körpers und seines Gesichts verschwinden und danach den Rest ins Nichts folgen. Der Necroscope Nathan Keogh war nicht länger in diesem Raum. Lediglich ein paar Staubkörner schwebten im Sonnenlicht durch die Lamellenvorhänge und glitten in das Vakuum, an dessen Stelle er sich soeben noch befunden hatte.
    Was so einfach klingt, war für die Anwesenden schlichtweg unglaublich. Ein Agent auf dem Podium, von dem üblicherweise die Einsatzbesprechungen abgehalten wurden, vergaß beinahe, sein Zauberwort in den Hörer zu sprechen, und erst im letzten Moment fiel es ihm wieder ein: »Jetzt!«
    Prompt kam die Antwort aus dem Krematorium in Kensington: »Jetzt!«
    Stirnrunzelnd betrachtete der Mann auf dem Podium seinen Hörer. »Ganz recht, jetzt , Herrgott nochmal! Warum äffen Sie mich nach? Er hat es gerade getan. Er ist reingegangen.«
    Abermals erscholl eine Antwort, begleitet von einem kurzen Rauschen: »Wer äfft Sie denn nach? Ich gebe Ihnen eine Nachricht durch! Er ist gerade angekommen! Er ist soeben hier eingetroffen!«
    Es war überhaupt keine Zeit verstrichen, jedenfalls nicht in ihren Augen. Was Nathan anging, sah dies jedoch anders aus:
    Er trat durch das metaphysische Möbiustor und fand sich an einem Ort jenseits aller Orte wieder, der Zeit enthoben und doch von der Raumzeit umgeben, ja, dieser Ort war die Raumzeit selbst. Er war anders als alles, was Nathan bisher erlebt hatte, ließ sich mit nichts vergleichen. Selbst beim ersten Mal, als er mit Zek ... hierher gekommen war, vor noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden, war alles ganz anders gewesen. Da war zumindest Wasser hier gewesen, ein riesiger Schwall aus dem Ionischen Meer, der vom eigenen Druck ins Möbiuskontinuum gepresst worden war und sich schließlich ... sonst wohin verlaufen hatte. Nun war nicht einmal mehr das da.
    Da war nichts!
    An diesem Ort herrschte völlige Dunkelheit, womöglich noch die Urdunkelheit selbst, die bereits vor diesem Universum oder auch jedem Paralleluniversum, wie zum Beispiel demjenigen, aus dem Nathan
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