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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
Autoren: Mark Billingham
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2. August

    Es hat aufgehört zu regnen, aber die Straße ist noch feucht von dem Regen, und feucht glänzt sie unter dem Licht der Scheinwerfer. Hier, auf einer der wahrscheinlich miesesten Straßen Londons, hält sich der Verkehr in Grenzen.
    Eigentlich ist es bereits Morgen, genau genommen ein paar Stunden nach Mitternacht. Aber für die Leute, die unterwegs nach Hause sind, sich in die Arbeit schleppen oder ihren wie auch immer gearteten Geschäften nachgehen, fühlt es sich an wie Nacht.
    Stockfinstere Nacht …
    Eine warme Nacht, geradezu schwül. Der zweite August, der sich ganz ordentlich anlässt. Aber das ist nicht der Grund, warum der Beifahrer in dem blauen Chevrolet Cavalier den Kopf zum offenen Fenster hinausstreckt und wie ein Schwein schwitzt.
    »Wie ein Kinderfummler auf der Hüpfburg«, meint der Fahrer. »Schau dich nur an, Alter.«
    »Hat das Ding keine Klimaanlage?«
    »So wie du schwitzt niemand.«
    Die drei Männer auf dem Rücksitz lachen, ihre Schultern berühren sich. Sie spähen durch die Lücke zwischen den Vordersitzen hinaus auf den entgegenkommenden Verkehr. Als sie sich Zigaretten anzünden, hält ihnen der Fahrer die Hand hin. Sie reichen ihm eine angezündete Zigarette nach vorn.
    Der Fahrer nimmt einen tiefen Zug und schaut die Zigarette an. »Warum raucht ihr diesen Schrott?«

    »Ein Freund hat ein paar Kisten von dem Zeug, war mir was schuldig.«
    »Warum bekomm ich nicht einige davon ab?«
    »Hab gedacht, du rauchst das starke Zeug. Marlboro oder so.«
    »Ja, hast du gedacht.« Er reißt das Lenkrad herum, um einem Müllsack auszuweichen, der mitten auf die Straße geweht wurde. »Schau dir nur die Scheiße hier an. Die Leute leben wie die Schweine.«
    Draußen gleiten die vernagelten Restaurants und Läden vorbei, türkische oder griechische Namen. Ein arabischer Gemüseladen, Clubs, ein kleines Minicab-Büro mit einem gelben Licht. Die Rollos und Sicherheitstüren sind alle mit Graffiti überzogen: Buchstaben tanzen über das Metall, rot, weiß und schwarz und nicht zu entziffern.
    Markiertes Gebiet.
    »Wir haben keine Beats?« Einer der Typen auf dem Rücksitz schlägt rhythmisch gegen die Kopfstütze.
    »Keine Chance, Mann«, erklärt der Fahrer mit einer wegwerfenden Handbewegung Richtung Stereoanlagenregler. »Lahmarschige Anlage hier.«
    »Und das Radio?«
    Der Fahrer zieht die Luft durch die Zähne, als falle etwas in heißes Fett. »Um die Zeit sondern da nur ein paar Knallköpfe Schwachsinn ab. Chill-out-Scheiße und Oldies but Goldies.« Er streckt den Arm aus und legt ihn dem Beifahrer um den Nacken. »Außerdem muss der Junge hier sich konzentrieren, verstehst du?«
    Vom Rücksitz meldet sich einer: »Darauf, dass er sich nicht in die Hose pinkelt. Der hat Muffensausen, wenn du mich fragst. Richtig Muffensausen.«
    »Und wie …«
    Der Beifahrer sagt nichts darauf, dreht sich nur um und
schaut ihm in die Augen. Damit die drei hinten wissen, dass später, wenn das hier vorbei ist, noch genug Zeit zum Reden ist. Er sieht wieder nach vorn und spürt das Gewicht auf dem Sitz zwischen seinen Beinen, spürt das Hemd an seinem Rücken kleben.
    Der Fahrer fährt dicht an einen Nachtbus ran und zieht den Wagen dann hart nach rechts. Singt leise vor sich hin, während er an dem Bus vorbeifährt und über die Ampel, die gerade auf Rot schaltet.

    Sie ist in Stamford Hill auf die A10 abgebogen. Hat sich verabschiedet von den großen Häusern, den Allrad-Volvos und den ordentlichen Vorgärten. Nun fährt sie mit ihrem BMW Richtung Süden.
    Durch Stoke Newington lässt sie es ruhig angehen. Sie weiß schließlich, hier sind überall Kameras, falls jemand blöd genug ist, über eine rote Ampel zu fahren. Sie achtet auf die Geschwindigkeit. Es ist nicht viel Verkehr, aber man muss immer mit einem genervten Verkehrsbullen rechnen, der es darauf abgesehen hat, einem armen Teufel den Abend zu verderben.
    Das Letzte, was sie jetzt braucht.
    Ein paar Minuten später fährt sie nach Hackney rein. Sieht nachts gar nicht so übel aus, aber sie weiß Bescheid. Na, wenigstens mussten hier diese Schleimer in den Maklerbüros etwas tun für ihr Geld.
    »Aber ja, die Gegend hier ist absolut im Kommen. Sie hat keinen guten Ruf, das stimmt, aber lassen Sie sich davon nicht täuschen. Hier gibt es wirklich ein Gemeinschaftsgefühl, und diese negativen Darstellungen in der Presse bedeuten natürlich auch, dass die Preise hier kaum zu schlagen sind …«
    Ich meine, wie immer man das ausspricht, De
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