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James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

Titel: James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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1
GEHEIMER PAPIERKRAM
    Die beiden Achtunddreißiger dröhnten gleichzeitig.
    Der Lärm hallte zwischen den Wänden des unterirdischen Raums hin und her, bis wieder Schweigen herrschte. James Bond sah zu, wie der Rauch aus jeder Ecke des Raums zum zentralen Ventaxia-Ventilator gesaugt wurde. Die Erinnerung in seiner rechten Hand, wie er in einer flüssigen Handbewegung von links gezogen und abgedrückt hatte, machte ihn zuversichtlich. Er klappte die Trommel des Colt Detective Special seitlich heraus und richtete die Mündung seiner Waffe auf den Boden. Dann wartete er, während der Ausbilder im Halbdunkel die zwanzig Meter des Schießübungsstands auf ihn zuging.
    Bond sah, dass der Ausbilder grinste. »Ich kann es kaum glauben«, sagte er. »Aber dieses Mal habe ich Sie erwischt.«
    Der Ausbilder schloss zu ihm auf. »Ich liege jetzt vielleicht im Krankenhaus, aber Sie, Sir, sind tot.« In einer Hand hielt er den Pappumriss eines männlichen Oberkörpers, in der anderen ein Polaroid in Postkartengröße. Er reichte es Bond, und sie drehten sich zu einem Tisch hinter ihnen um, auf dem sich eine grüne Bankerlampe und eine große Lupe befanden.
    Bond nahm die Lupe und beugte sich über das Bild. Es war eine Hochgeschwindigkeitsaufnahme von ihm. Um seine rechte Hand herum war ein Ausbruch weißer Flammen zu sehen. Er richtete die Lupe sorgfältig auf die linke Seite seines dunklen Jacketts. Über seinem Herzen war ein winziger Lichtfleck zu erkennen.
    Wortlos legte der Ausbilder die große weiße Zielscheibe in Form eines menschlichen Körpers unter die Lampe. Ihr Herz war ein etwa acht Zentimeter breites Fadenkreuz. Direkt darunter und etwa zwei Zentimeter weiter rechts befand sich das Einschussloch von Bonds Kugel.
    »Durch die linke Magenwand und im Rücken ausgetreten«, kommentierte der Ausbilder zufrieden. Er zückte einen Stift und schrieb etwas neben das Ziel. »Zwanzig Schuss, und wenn ich richtig rechne, schulden Sie mir sechsundsiebzig, Sir«, sagte er ungerührt.
    Bond lachte. Er zählte Kleingeld ab. »Am Montag verdoppeln wir den Einsatz«, versprach er.
    »Mir soll’s recht sein«, erwiderte der Ausbilder. »Aber Sie können die Maschine nicht schlagen, Sir. Und wenn Sie ins Team wollen, um die Dewar-Trophäe zu gewinnen, sollten wir die Achtunddreißiger mal ruhen lassen und uns der Remington zuwenden. Diese neue Zweiundzwanziger-Patrone, die sie gerade herausgebracht haben, bringt mindestens siebentausendneunhundert von möglichen achttausend Punkten zum Sieg. Ein Großteil Ihrer Kugeln muss im X-Ring landen, und der ist schon direkt unter Ihrer Nase nur so groß wie ein Schilling. Auf hundert Meter Entfernung ist er so gut wie nicht vorhanden.«
    »Zur Hölle mit der Dewar-Trophäe«, sagte Bond. »Ich bin einzig und allein hinter Ihrem Geld her.« Er schüttelte die nicht abgefeuerten Kugeln aus der Trommel seiner Waffe in seine hohle Hand. Dann legte er sie mitsamt der Kanone auf den Tisch. »Dann also bis Montag. Gleiche Zeit?«
    »Zehn Uhr passt gut, Sir«, erwiderte der Ausbilder, und drückte die beiden Griffe der Eisentür herunter. Er lächelte Bond hinterher, während der Agent die steilen Betonstufen zum Erdgeschoss hinaufstieg. Er war mit Bonds Ergebnissen zufrieden, aber er hätte ihm niemals direkt gesagt, dass er der beste Schütze des Secret Service war. Das durfte nur M wissen, und sein Stabschef, den man damit beauftragen würde, die Ergebnisse des heutigen Trainings in Bonds vertrauliche Akte einzutragen.
    Bond marschierte durch die mit grünem Filz bezogene Tür am oberen Treppenabsatz und ging zum Aufzug, der ihn in den achten Stock des hohen grauen Gebäudes am Regent’s Park brachte, in dem sich das Hauptquartier des Secret Service befand. Er war mit seinem Ergebnis zufrieden, aber nicht stolz darauf. Sein Abzugsfinger zuckte in seiner Hosentasche, während er überlegte, wie er um diesen letzten Sekundenbruchteil schneller werden konnte, der fehlte, um die Maschine zu schlagen. Diese komplizierte Trickkiste, die das Ziel für nur drei Sekunden hochhielt, feuerte mit einer leeren .38 zurück, schoss dabei einen stecknadelkopfgroßen Lichtstrahl auf ihn und machte ein Foto, während er auf der Kreidemarkierung am Boden stand.
    Seufzend öffneten sich die Fahrstuhltüren, und Bond stieg ein. Der Aufzugführer konnte das Kordit an ihm riechen. Sie rochen immer so, wenn sie vom Schießstand kamen. Der Geruch gefiel ihm, da er ihn an die Armee erinnerte. Er drückte den Knopf für
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