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Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm
Autoren: Johan Theorin
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tatsächlich daran gedacht, in ein paar Jahren so ein Bed-and-Breakfast anzubieten.«
    »Diese Idee haben auf Öland schon so einige gehabt«, sagte Nyberg.
    Zum Schluss machte er von der Familie Westin auf der ausgebleichten Grasfläche hinter dem Hauptgebäude noch ein paar Dutzend Bilder.
    Katrine und Joakim standen dicht nebeneinander, sahen hinunter zu den Leuchttürmen und blinzelten in den kalten Wind. Joakim richtete sich auf, als die Kamera anfing zu klicken, und musste an ihre Nachbarn in Stockholm denken. Deren Haus war letztes Jahr auf drei Doppelseiten in der Zeitschrift Schö ner Wohnen vorgestellt worden, Familie Westin musste sich mit einem Artikel in der Ölands-Posten zufriedengeben.
    Gabriel saß auf Joakims Schultern und trug eine grüne, etwas zu große Steppjacke. Livia stand zwischen ihren Eltern und hatte ihre weiße Strickmütze tief in die Stirn gezogen. Sie sah misstrauisch in die Kamera.
    Hof Åludden türmte sich wie eine Burg aus Stein und Holz hinter ihnen auf, wachsam.
    Nachdem der Journalist gefahren war, machten sie einen Spaziergang hinunter zu den Leuchttürmen. Der Wind war kälter als an den Tagen zuvor, und auch die Sonne stand schon tief über dem Dachfirst hinter ihnen. Der Geruch von Tang, der an den Strand gespült worden war, hing in der Luft.
    Hier ans Wasser zu gehen fühlte sich an, als wäre man am Ende der Welt angekommen, am Ende einer langen Reise, die einen von den Menschen fortführen sollte. Joakim mochte dieses Gefühl.
    Der Nordosten von Öland schien aus einem unendlichen Himmel und einem schmalen Streifen aus goldbraunem Land zu bestehen. Die kleinen vorgelagerten Inseln sahen aus wie grasbedeckte Sandbänke. Die flache Küste der Insel mit ihren tiefenBuchten und schmalen Landzungen tauchte fast unmerklich ins Wasser ein und wurde zu einem ebenen und seichten Meeresgrund aus Sand und Lehm, der Schritt für Schritt in die tiefere Ostsee absank.
    In wenigen Hundert Meter Entfernung erhoben sich die weißen Leuchttürme in den dunkelblauen Himmel.
    Die Doppelleuchttürme von Åludden. Joakim fand, dass die Inseln, auf denen sie standen, künstlich wirkten. So als hätte jemand mitten im Wasser zwei große Haufen aus Stein und Kies aufgeschüttet und sie mit größeren Felsblöcken und Beton befestigt. Etwa fünfzig Meter nördlich von ihnen ragte eine lange Mole, ein Wellenbrecher aus schweren Steinblöcken, vom Strand hinaus ins Wasser. Sie glich einer schwach gekrümmten Hafenmole und war gebaut worden, um den Leuchttürmen vor den Winterstürmen Schutz zu bieten.
    Livia hatte Foreman unter den Arm geklemmt, als sie plötzlich auf diese Mole zulief, die hinaus zu den Leuchttürmen führte.
    »Ich auch! Ich auch!«, schrie Gabriel ihr hinterher, aber Joakim hielt ihn an der Hand fest.
    »Wir gehen zusammen!«, rief er.
    Die Mole gabelte sich nach etwa zehn Metern wie ein großes Y mit zwei dünnen Armen, die zu je einem Leuchtturm führten. Katrine rief:
    »Nicht so rennen, Livia! Vorsicht am Wasser!«
    Livia blieb abrupt stehen, zeigte mit dem Finger auf den süd lichen Leuchtturm und konnte mit ihrem Schreien nur mit Müh und Not den Wind übertönen:
    »Das ist mein Turm!«
    »Meiner auch!«, rief Gabriel hinter ihr.
    »Punkt und basta!«, beschloss Livia.
    Das war ihr neuester Lieblingsausdruck, den hatte sie aus der Vorschule mitgebracht. Katrine lief zu ihr hin und nickte zu dem anderen Leuchtturm:
    »Dann ist der da meiner!«
    »Okay, dann kümmere ich mich um den Hof«, erklärte Joakim. »Das mache ich mit links, wenn ihr mir ein bisschen dabei helft.«
    »Das tun wir«, sagte Livia. »Punkt und basta!«
    Sie kicherte und nickte nachdrücklich mit dem Kopf, aber Joakim hatte das natürlich ernst gemeint. Trotzdem freute er sich auf die vielen Wintertage, an denen er mit den Renovierungsarbeiten beschäftigt sein würde. Katrine und er wollten, so schnell es ging, als Lehrer arbeiten, den Hof würden sie dann an den Abenden und an den Wochenenden instand setzen. Sie hatte ja bereits damit begonnen.
    Er wandte dem Meer den Rücken zu und warf einen Blick auf die Gebäude, die sich hinter ihnen erhoben.
    In einsamer und ruhiger Lage , so hatte es in der Annonce gestanden.
    Joakim hatte noch Schwierigkeiten, sich an die Größe des Wohngebäudes zu gewöhnen, es erhob sich mächtig auf dem Kamm der sich sanft neigenden Grasböschung, und seine weißen Ecken und roten Balken leuchteten. Zwei schöne Schornsteine ragten wie pechschwarze Türme aus dem
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