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Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm
Autoren: Johan Theorin
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zu, sie nickte, und daraufhin baten sie den Reporter ins Haus. Nyberg schritt bedächtig über die Türschwelle.
    Sie entschieden, sich in die neu eingerichtete Küche zu setzen, deren Fußboden fertig geschliffen worden war.
    Als der Boden im August gemacht wurde, hatten Katrine und der öländische Bodenleger etwas Interessantes entdeckt: ein kleines Versteck unter den Dielenbrettern, in dem ein Kästchen aus Kalkstein lag. Darin befanden sich ein silberner Löffel und ein vermoderter Kinderschuh. Ein Bauopfer, hatte ihr der Handwerker erklärt. Das Opfer sollte dafür sorgen, dass die Bewohner des Hofes mit reichem Kindersegen beschert wurden und niemals Hunger leiden mussten.
    Joakim kochte Kaffee, während es sich Nyberg am langen Eichentisch gemütlich machte. Dann klappte er sein Notizheft auf.
    »Wie fing das denn alles an?«
    »Na ja, … wir mögen Holzhäuser«, begann Joakim zögerlich.
    »Wir lieben sie«, ergänzte Katrine.
    »Aber es muss doch ein gewaltiger Schritt gewesen sein, Hof Åludden zu kaufen und aus Stockholm hierherzuziehen?«
    »Das war kein gewaltiger Schritt für uns«, sagte Katrine. »Wir hatten ein Haus in Bromma, wollten aber unbedingt hierherziehen. Wir haben schon letztes Jahr mit der Suche angefangen.«
    »Und warum ausgerechnet Öland?«, fragte Nyberg.
    Dieses Mal ergriff Joakim das Wort:
    »Katrine hat öländische Wurzeln … ihre Familie hat hier gelebt.«
    Katrine warf ihm einen kurzen Blick zu, und er wusste genau, was sie dachte. Wenn jemand von ihrer Vergangenheit erzählen sollte, dann würde sie das selbst sein. Und sie wollte das nur selten.
    »Aha, und wo?«
    »An mehreren Orten«, antwortete sie, ohne Nyberg anzusehen. »Sie sind häufig umgezogen.«
    Joakim hätte noch hinzufügen können, dass seine Frau die Tochter von Mirja und die Enkeltochter von Torun Rambe war – das hätte Nyberg garantiert dazu veranlasst, einen wesentlich längeren Artikel zu verfassen –, aber er schwieg. Katrine und ihre Mutter hatten kaum noch Kontakt miteinander.
    »Ich bin ein richtiges Stadtkind«, erzählte er stattdessen. »Aufgewachsen bin ich in einem achtstöckigen Mietshaus in Jakobsberg, furchtbar öde, viel Verkehr und viel Asphalt. Mich hat es immer aufs Land gezogen.«
    Livia hatte zu Beginn des Interviews still auf Joakims Schoß gesessen, war aber bald von der Unterhaltung gelangweilt und lief in ihr Zimmer. Gabriel, der bei Katrine gesessen hatte, folgte ihr.
    Joakim lauschte den kleinen Plastiksandalen, die mit großem Eifer über den Flur platschten, und trug dann dieselben Sätze vor, die er auch seinen Freunden in Stockholm gegenüber in den letzten Monaten unermüdlich aufgesagt hatte.
    »Wir wissen genau, dass der Ort vor allem für Kinder groß artig ist. Wiesen und Wälder, saubere Luft und frisches Wasser. Keine Erkältungen mehr. Keine Autos, die im Leerlauf stehen und alles verpesten … Das ist ein wunderbarer Ort für uns alle.«
    Nyberg trug diese Weisheit sorgfältig in sein Notizheft ein. Dann machten sie eine Hausbesichtigung und sahen sich im Erdgeschoss sowohl die renovierten Zimmer an als auch die vielen anderen, in denen die Tapeten von den Wänden blätterten, die Zimmerdecken repariert werden mussten und die Fußböden verdreckt waren.
    »Die Kachelöfen sind phantastisch«, sagte Joakim und zeigte auf einen. »Und der Dielenfußboden ist in einem hervorragenden Zustand … Wir müssen eigentlich nur ab und zu scheuern.«
    Seine Begeisterung schien allmählich anzustecken, denn nach nicht allzu langer Zeit hatte Nyberg aufgehört, Interviewfragen zu stellen, und begonnen, sich neugierig umzusehen. Er bestand darauf, auch den Rest des Anwesens zu besichtigen, obwohl Joakim am liebsten nicht daran erinnert werden wollte, was noch alles zu tun war.
    »Eigentlich gibt es nicht viel mehr zu sehen«, versuchte er es abzuwenden. »Nur einen Haufen leerer Zimmer.«
    »Könnten wir nur einen kurzen Blick hineinwerfen?«, bat Nyberg.
    Schließlich gab Joakim nach und öffnete die Tür, die hinauf ins Obergeschoss führte.
    Katrine und der Reporter folgten ihm die gewundene Treppe hinauf und standen dann im oberen Korridor. Dort war es um einiges schummeriger, obwohl auch hier eine ganze Reihe von Fenstern auf das Meer hinausging. Die Scheiben jedoch waren mit Holzplatten abgedichtet, die nur schmale Streifen Tageslicht hindurchließen.
    Das Heulen des Windes hingegen konnte man sehr gut in den dunklen Räumen hören.
    »Hier oben gibt es eine
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