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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil
Autoren: Heinz G. Konsalik
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für eine gute Arbeit. Unsere Regierung hat es Ihnen ermöglicht, eigene Ideen zu verwirklichen, für die man in Ihrer Heimat weder Sinn noch Zeit hat und kein Geld bewilligt. Sie sind Physiker und Forscher und kein Politiker. Die Welt ist unruhig, und es ist die Pflicht eines Staates, immer abwehrbereit zu sein; die Himmelsrichtung spielt da keine Rolle mehr. Wir haben gelernt, global zu denken. Aber das alles wissen Sie ja selbst, und es wundert mich, Sir, daß Sie nicht die Notwendigkeit einer absoluten Geheimhaltung und eines sicheren Schutzes unserer Interessen einsehen. Abu Zabal, Ihr altes Forschungszentrum, ist in den Blickpunkt der Welt geraten. Durch wen, das wird unser Geheimdienst noch feststellen. Darf ich also bitten, in den Wagen umzusteigen.«
    »Und unsere persönlichen Sachen?« fragte Alf Brockmann voller Abwehr gegen General Assban.
    »Die werden zu dieser Stunde mit einem Hubschrauber der Armee zu Ihrem neuen Wirkungsort gebracht.«
    »Und wo ist dieser Ort?«
    General Yarib Assban machte eine weite, alles umfassende Handbewegung. »Irgendwo in der Wüste, Sir – Allah hat viele einsame Palmen wachsen lassen. Und wo Palmen wachsen, kann auch der Mensch gedeihen.«
    »Eine Verbannung also.«
    »Aber nein, Sir. Nur ein sicherer Ort.«
    »Als wenn das nicht das gleiche wäre.« Alf Brockmann umklammerte die Zügel seines Schimmels. »Ich protestiere, auch im Namen von Fräulein Hollerau. Übrigens: Was geschieht mit Fräulein Hollerau?«
    »Als ihre persönliche Sekretärin gehört sie zum Team und begleitet Sie selbstverständlich.«
    »Ich möchte Minister Abdul Mossou vorher sprechen.«
    »Der Herr Minister spricht morgen auf einer Friedenskonferenz. In Genf.« General Assban lächelte breit und leutselig. »Sie müssen mit mir vorliebnehmen, Sir. Ich garantiere Ihnen alle Bequemlichkeiten. Klimatisierte Räume, modernste Forschungseinrichtungen, ein Schwimmbecken, Tennisplatz, ein Kino, das täglich den Film wechselt. Außerdem wird meine Regierung Ihr Gehalt um 200 Pfund erhöhen.« Assban schüttelte den Kopf. »Es ist absolut widersinnig, Ihnen das alles auf einer Straße bei fünfzig Grad Hitze zu sagen. Ich möchte damit nur dokumentieren, daß es keine Verbannung ist, sondern daß es sich um eine Erweiterung Ihrer Tätigkeit handelt. Seit zwei Jahren bauen wir das Zentrum Bir Assi auf …«
    »Bir Assi heißt also das Nest.«
    »Es steht auf keiner noch so guten Karte, Sir. Wir haben Allah beschämt und mit Menschenhand etwas geschaffen. Eben Bir Assi. Es wird Ihnen gefallen, zumal sich ja nichts ändert als nur der Aufenthaltsort.«
    »Und meine Frau?«
    General Assban nickte mehrmals. »Es ändert sich nichts, Sir, ich sagte es schon. Die Post wird durch Militärhubschrauber besorgt. Um die Geheimhaltung vollends zu garantieren, geht Ihre Privatpost zusammen mit der Diplomatenpost per Kurier nach Deutschland und wird von unserer Botschaft oder dem Generalkonsulat in Hamburg an Ihre Gattin weitergeleitet. Ein etwas umständlicher, aber um so sicherer Weg.« Yarib Assban lächelte freundlich. »Zufrieden, Sir? Ich wäre glücklich, wenn Sie es wären, denn ich spüre, wie ich austrockne.«
    »Und wenn ich mich trotzdem weigere, in dieses geheimnisvolle Wüstennest Bir Assi zu gehen?« fragte Alf Brockmann hart.
    »Sir … wollen wir unsere wertvolle Zeit damit vergeuden, Maßnahmen zu erörtern, die nicht nötig sind?« Assban nahm Lore Hollerau die Zügel ihres Pferdes ab und reichte sie dem jungen Leutnant, der nähergetreten war. »Sie haben einen Vierjahresvertrag mit meiner Regierung, Sir.«
    »In dem steht, daß ich meine Frau und mein Kind innerhalb eines Jahres nach Ägypten nachholen kann und daß man mir dafür eine Villa bei Kairo zur Verfügung stellt. Die Villa habe ich bekommen, aber noch keine Einreiseerlaubnis für meine Frau. Und das Jahr ist rum.«
    »Ich werde es noch einmal dem Minister vortragen, Sir. Aber ob Kairo oder Bir Assi – macht es etwas aus? Kairo ist ein heißer, stinkender Steinhaufen. Wir, Sie und ich, wissen aber, wie schön die Wüste ist. Die Sterne an einem kalten, wie gemalten Himmel, der Ruf der Schakale, das Schweigen des Sandes, die Unendlichkeit, die uns andächtig werden läßt, und der Wind, der wie der Atem Allahs ist. Ihre Gattin wird sich wohl fühlen in Bir Assi. Wer in der Wüste lebt, merkt das Altern nicht. Man wird ein Teil der Ewigkeit.«
    Alf Brockmann zögerte. Er blickte zu seinen beiden ägyptischen Begleitern. Von ihnen wußte er
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