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Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Titel: Gottesfluch: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Becker
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Prolog
    MASADA, JUDÄA, 73 n. Chr.
     
    »Wir können nicht länger warten!«
    Elazar Ben Ya’ir stand auf einem schweren Holztisch fast in der Mitte der Festung und blickte in die Gesichter der Männer und Frauen, die sich um ihn versammelt hatten.
    Draußen vor den mächtigen Mauern herrschte ein lärmendes Durcheinander – Befehlsgebrüll, das Gepolter von Schachtarbeiten und das Krachen von Stein auf Stein erzeugten hinter seinen Worten eine allgegenwärtige Geräuschkulisse. Manchmal wurde das Getöse von einem dumpfen Knall und einem scharfen Schlag unterbrochen, immer wenn ein Geschoss aus einer der mächtigen römischen Wurfmaschinen gegen die Bastionen der Festung krachte.
    Ben Ya’ir hatte in den letzten sieben Jahren die jüdischen Sicarii-Rebellen angeführt, seit sie Masada aus den Klauen der dortigen römischen Garnison befreit hatten. Die Sicarii waren radikale Zeloten. Sie waren so radikal, dass sie sogar ihre eigenen Landsleute und fast alle anderen Einwohner Judäas zu ihren Feinden zählten. Seit über zwei Jahren nutzten sie diese Bergfeste als Basis für Überfälle auf römische und jüdische Siedlungen im ganzen Land.
    Im Jahr zuvor hatte Lucius Flavius Silva, der römische Statthalter von Judäa, die Geduld mit den Sicarii verloren und Masada mit der Legion Fretensis, einer Truppe aus mehr als fünftausend schlachterprobten Soldaten, angegriffen. Aber Masada war eine harte Nuss, und alle Versuche der Römer, die Bastionen zu überwinden, waren gescheitert. Als letztes Mittel hatten sie begonnen, einen Wall, eine Circumvallation, um einen Teil der Feste zu errichten, und eine Rampe gebaut, die hoch genug war, dass sie einen Rammbock gegen die dicken ringförmigen Wälle der Zitadelle einsetzen konnten.
    »Ihr habt alle die Rampe gesehen, die mittlerweile bis an unsere Mauern reicht«, erklärte Elazar Ben Ya’ir. Seine Stimme klang kräftig, doch ein resignierter Unterton war unüberhörbar. »Morgen oder spätestens übermorgen wird dieser Prellbock unsere Bastionen einreißen. Das können wir nicht länger verhindern, und sobald die Römer die Mauern durchbrochen haben, werden sie uns überrennen. Wir zählen weniger als eintausend, Männer, Frauen und Kinder gerechnet. Der Feind vor unseren Wällen zählt mindestens fünfmal so viel. Gebt euch keiner Täuschung hin, die Römer werden obsiegen, ganz gleich, wie wild oder tapfer wir kämpfen.«
    Elazar Ben Ya’ir machte eine Pause und sah sich um. Eine Pfeilsalve zischte von jenseits der Zinnen durch die Luft über die Köpfe der Verteidiger hinweg, aber kaum einer von ihnen machte sich die Mühe, auch nur hochzublicken.
    »Wenn wir kämpfen«, fuhr Ben Ya’ir fort, »werden die meisten von uns getötet werden – sie können sich noch glücklich schätzen. Denn wer überlebt, wird entweder hingerichtet, wahrscheinlich durch eine Kreuzigung, oder er wird auf einem Sklavenmarkt an der Küste verkauft.«
    Mit wütendem Gemurmel reagierten die Zuhörer auf die Worte ihres Anführers. Die Römer hatten eine Kriegslist ersonnen, mit der sie die Verteidigungsfähigkeit der Sicarii massiv einschränken konnten: Sie hatten Sklaven gezwungen, diese Rampe zu bauen, und sie würden zweifellos auch an den Rammböcken Sklaven einsetzen. Um eine Festung anzugreifen, die von Juden verteidigt wurde, hatten die Römer also jüdische Sklaven benutzt. Wenn die Sicarii sich verteidigen wollten, mussten sie somit ihre eigenen versklavten Landsleute töten. Und das war etwas, das selbst ihnen, die nicht gerade für ihre Toleranz berühmt waren, zutiefst widerstrebte.
    Aus diesem Grund waren sie nicht imstande gewesen, den Bau der Rampe zu verhindern; aus demselben Grund würden sie auch nichts gegen die Rammböcke unternehmen können.
    »Unsere Alternative ist ganz einfach«, schloss Ben Ya’ir. »Wenn wir kämpfen und nicht in der Schlacht fallen, sterben wir entweder an Kreuze genagelt im Tal dort unten, oder wir werden Sklaven der Römer.«
    Die Menge verstummte und sah ihn an.
    »Und wenn wir uns ergeben?«, fragte jemand wütend.
    »Das ist deine Entscheidung, Bruder«, antwortete Elazar Ben Ya’ir und blickte auf den jungen Mann herab, der die Frage gestellt hatte. »Aber du wirst trotzdem gekreuzigt oder versklavt werden.«
    »Was also können wir tun, wenn wir weder kämpfen noch uns ergeben können? Welche anderen Möglichkeiten haben wir denn noch?«
    »Es gibt eine«, antwortete Ben Ya’ir, »nur eine; und sie erlaubt uns, einen Sieg

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