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Schattenwandler 04. Damien

Schattenwandler 04. Damien

Titel: Schattenwandler 04. Damien
Autoren: Jacquelyn Frank
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Prolog
    England im Jahre 1562
    Elizabeth lachte schallend, und der Klang hallte, obwohl sie offensichtlich ganz außer Atem war, bis zu der riesigen gewölbten Decke des Ballsaals empor. Sie presste eine Hand in die Seite, genau dahin, wo das Korsett ihre Lunge zusammenzupressen schien. Trotzdem bemerkten nur ihre engsten Vertrauten diese verräterische Geste. Für jeden anderen bei Hofe gab Königin Bess einfach eine bemerkenswert elegante Figur ab, wenn sie tanzte.
    Ihr Partner war gnadenlos und hielt ihre Finger fest umklammert, während er sie ein ums andere Mal im Kreis drehte. Es gab nur wenige an Königin Elizabeths Hof, die die Leidenschaft der Monarchin für das Tanzen teilten und die dabei mithalten konnten. Anscheinend war der rumänische Prinz, der Bess führte, sehr wohl dazu in der Lage, mitzuhalten und sie sogar an ihre Grenzen zu bringen.
    Robert Dudley beobachtete das Schauspiel mit dunklen, gierigen Augen und mit einem heftigen Zucken seines Kiefers. Lord Cecil Burghley konnte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, den vernachlässigten Liebling der Königin zu verspotten. „Sieht so aus, mein lieber Dudley, als wäre unsere gute Bess recht angetan von Prinz Damien. Ich habe noch nie erlebt, dass sie sich mit einem hohen Besuch so schnell angefreundet hat.“
    Dudley antwortete nicht sofort. Er hatte mit ansehen müssen, wie Bewerber aus verschiedenen Ländern gekommen waren und seiner Bess den Hof gemacht hatten, und dieser rumänische Prinz würde, falls er dies vorhatte, genauso wenig Erfolg damit haben, um die Hand der launenhaften Königin von England anzuhalten.
    Ihr Herz gehört mir , dachte er grimmig.
    Egal, wie viele attraktive Würdenträger Cecil als mögliche Heiratskandidaten aufmarschieren lassen würde, Bess würde ihre Liebe niemals verrate n … und seine auch nicht.
    Damien drehte Elizabeth ein letztes Mal im Kreis und funkelte sie mit seinen atemberaubenden mitternachtsblauen Augen übermütig an.
    „Ihr übertrefft mich heute Abend!“, erklärte die englische Königin atemlos, während sie seinen dargebotenen Arm nahm und sich zu ihrem Thron geleiten ließ. Sie setzte sich mit nicht gerade damenhafter Haltung und kickte mit den Füßen ihre ausladenden Röcke hoch, nachdem sie einem Händepaar ein dargebotenes Glas Wein entrissen hatte. „Mein Herr, Ihr müsst mir verraten, wie Ihr unsere neuesten Tänze mit solchem Geschick und mit solcher Ausdauer tanzen gelernt habt!“
    Der Prinz schenkte ihr ein verführerisches Lächeln und strich sich über den exakt gestutzten Bart, so als würde er eingehend darüber nachdenken.
    „Wahrscheinlich, weil mir zugetragen wurde, dass Tanzen der einzige Weg ist, die Aufmerksamkeit der englischen Herrscherin zu gewinnen.“ Er seufzte dramatisch. „Und jetzt sind meine Tricksereien aufgeflogen, und Ihr werdet mich gewiss fortschicken, damit ich nie wieder einen Fuß auf den Boden Eurer wunderschönen Heimat setze.“
    „Das kommt darauf an“, erwiderte sie listig, „aus welchem Grund jemand Unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen sucht.“
    „Ich könnte irgendetwas vorschützen, wenn Ihr es wünscht. Ansonsten muss ich gestehen, dass reine Neugier mich getrieben hat.“
    Elizabeth warf den Kopf zurück und lachte. Sein Charme und sein unverblümter Humor waren in den wachsamen Augen der englischen Hofgesellschaft ein Skandal, doch das schien Prinz Damien nicht im Geringsten zu kümmern. Elizabeth gefiel das. Sie war gleich angetan gewesen von Damien, als er vor vier Tagen zum ersten Mal vorgesprochen hatte. Er hatte es mit der respektlosen Bemerkung getan, dass er nicht gekommen sei, um ihr den Hof zu machen oder sie zu umwerben, und dass von ihm auch kein Heiratsantrag zu erwarten sei, da er wisse, dass sie viel zu gut für ihn war und dass sie ohne ihn besser dran sei.
    Es war eine unverschämte Art gewesen, das Eis zu brechen, indem er der belustigten Monarchin rasch versicherte, dass ihr Gast einzig und allein da war, um sich zu amüsieren, und nicht, um mit den zahlreichen anderen Gästen fremder Fürstentümer um sie zu buhlen. Seitdem waren sie dicke Freunde. Elizabeth sah in Damien eine ebenbürtige Person, einen möglichen Vertrauten, der ihre einzigartige Stellung im Weltgeschehen verstand.
    „Kommt, begleitet Uns ein Stück, Damien“, sagte sie und erhob sich, jetzt, da sie zu Atem gekommen war, und nahm wieder seinen dargebotenen Arm.
    Elizabeth führte Damien zu den Gemächern des großen Londoner Palastes. Natürlich
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