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Schattenwandler 04. Damien

Schattenwandler 04. Damien

Titel: Schattenwandler 04. Damien
Autoren: Jacquelyn Frank
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spiegelte die Epoche und die Kultur wider, in die sie hineingeboren worden waren, oder zeigte nur, worin sie sich am wohlsten fühlten.
    Nicht, dass es Damien gestört hätte, wie seine Gefolgsleute aussahen. Es kümmerte ihn auch nicht, was sie taten, solange es nicht gegen die Gesetze verstieß und keiner dabei zu Tode kam. Trotzdem war es ein leichter Kulturschock, sich zwischen Menschenwelt und Vampirwelt zu bewegen.
    Er ließ den Blick zu Jasmine wandern, die nicht so dalag, als wäre sie total gelangweilt. Stattdessen stand sie breitbeinig und in wachsamer Haltung da, sodass ihre Muskeln angespannt waren, was durch die eng anliegenden Kniehosen und die Stiefel noch betont wurde, und blickte aus dem Fenster. Er ging zu ihr, wobei er über ein paar ausgestreckte Beine steigen musste.
    „Jas“, sagte er und stellte sich dicht hinter sie, sodass er an ihrem wallenden schwarzen Haar vorbei ihrem Blick folgen konnte. Er sog den Duft nach Aloe und Persimone von ihrem Shampoo ein.
    „Mein Herr“, grüßte sie zurück und krauste die Nase, als sie ebenfalls seinen Duft einsog. „Du brauchst ein Bad“, bemerkte sie.
    „Jetzt, wo wir doch heute Nacht noch auf die Jagd gehen?“, fragte er.
    „Das stimmt“, erwiderte sie abwesend.
    „Worauf haben wir es heute Nacht abgesehen, Jasmine?“
    „Neben Faulenzen, Sinneslust und anderen Todsünden?“, fragte sie spöttisch mit einer Kopfbewegung in Richtung der anderen im Raum.
    „Da schaust du jedenfalls in die falsche Richtung“, stichelte er. Er wusste nur zu gut, dass Jasmine ihre Langeweile nicht auf dieselbe Weise ausdrückte wie die anderen. Sie war eine Denkerin. Sie suchte immer tiefergehende Dinge als die unmittelbare Befriedigung. Genau wie ihr Bruder Horatio, von dem sie aufgezogen worden war. Er hatte die Einladung, sie nach England zu begleiten, ausgeschlagen. Damien war wirklich überrascht gewesen, dass Jasmine an seiner Stelle zugesagt hatte.
    „Ich schaue in die Zukunft, Damien“, sagte sie sanft, und ihr Tonfall löste einen Schauder in ihm aus, während er ihrem Blick aus dem Fenster folgte. „Dabei wird mir klar, warum sich ein paar von uns jahrzehntelang dem Schlaf hingeben.“
    „Warum, Jasmine?“, fragte er, obwohl er mit seinen ungefähr vierhundert Jahren lang genug gelebt hatte, um es zu wissen.
    „Damit wir nicht verrückt werden, denke ich. Vor Langeweile oder weil das Gewirr der Völker, die sich auf dem Planeten tummeln, manchmal so kompliziert ist. Es laugt mich aus, und ich möchte sofort schlafen, wenn ich nur daran denke.“
    „Puss, du bist erst vierundfünfzig. Ein richtiges Kind noch, ohne dich kränken zu wollen. Zu jung, um über das Bedürfnis nach Zerstreuung im hohen Alter nachzudenken, und erst recht zu jung, um dir über das Schicksal der Völker auf dem Planeten Sorgen zu machen.“ Er strich ihr das Haar zurück, küsste sie zärtlich auf ihre babyzarte Wange und fuhr mit dem Finger über ihr makelloses jugendliches Gesicht. Wie alle Vampire war sie nach der Geschlechtsreife mit Mitte zwanzig um keinen Tag gealtert. „Wenn es dich zufriedener macht, kann ich dir, glaube ich, ein gutes Unterhaltungsprogramm versprechen, falls du eins brauchen solltest. Du musst es nur sagen.“
    „Dieser hässlichen sommersprossigen Frau dabei zuzuschauen, wie sie Männern und Mördern entkommt, ist nicht meine Vorstellung von guter Unterhaltung“, erwiderte sie ironisch.
    „Aber mein Wahnsinn hat Methode, Süße.“
    Damien lächelte und wandte sich zu den anderen um. Er räusperte sich und zog so ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ein paar setzten sich sogar in gespannter Erwartung auf.
    „Meine Zeit bei Hofe war ausgesprochen fruchtbar. In Frankreich gibt es so etwas wie einen religiösen Aufstand. Protestanten und Katholiken und der übliche Unfug.“
    „Oh! Schicken Sie junge Männer?“, fragte Jessica aufgeregt.
    „Ist es eine Armee oder nur ein Haufen Rebellen?“
    „Ja. Was genau meinst du mit ‚so etwas wie‘, Damien“, wollte Lind beharrlich wissen.
    „Sagen wir, es genügt, dass wir eine ganze Weile versorgt sind“, sagte er kichernd. „Wir brechen in einer Woche auf.“
    Als Damien am folgenden Abend in den Palast kam, erfuhr er, dass die Königin erkrankt war und diesen Abend nicht Hof halten würde. Der Prinz war besorgt. London war selbst im Winter eine Brutstätte schrecklicher Plagen und heimtückischer Krankheiten. Elizabeth Tudor machte nicht gerade den Eindruck auf ihn, dass sie anfällig war oder
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