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Schattenwandler 04. Damien

Schattenwandler 04. Damien

Titel: Schattenwandler 04. Damien
Autoren: Jacquelyn Frank
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die Fähigkeit, eine hell schimmernde Aura zu sehen, die je nach Wärme eines Körpers immer anders war.
    Weil Vampire keinen natürlichen Blutkreislauf hatten, behielten sie die Wärme vom Blut ihres Opfers im Körper, vorausgesetzt seit der Nahrungsaufnahme waren nicht mehr als vierundzwanzig Stunden vergangen. Das Problem dabei war, dass Extremitäten wie Finger und Zehen die künstliche Wärme am schnellsten abgaben. Ein Vampir, der noch nicht gejagt hatte, war von seinem Erscheinungsbild her um diese frühe Abendstunde wie eine Zielscheibe. Herz und Brust waren am wärmsten und leuchteten am stärksten und am hellsten, dann ging dieses Weiß in wabernden Kreisen in rote, dann in orangefarbene, dann in rosafarbene Kreise über, bis zu den Händen und Füßen, die kaum noch zu erkennen waren und die mit der Umgebung verschmolzen.
    Ein Vampir, der bereits Beute gemacht hatte, erschiene in gleichmäßigem Rot, im Gegensatz zu einem Menschen, der abwechselnd eine weiße, eine rote und an bestimmten Punkten eine tiefrote Farbe aufweisen würde. Der Wärmezustand eines Menschen änderte sich fortwährend, durch Bewegung, durch Anstrengung, Krankheit oder Erregung, und es dauerte eine bestimmte Zeit, bis der menschliche Körper diese Veränderungen wieder ausglich. Jedenfalls konnten nach ein- oder zweihundert Jahren Übung diejenigen mit den besten Augen und mit den größten Fähigkeiten ganz leicht den Unterschied zwischen einem wärmedurchströmten Vampir und einem Sterblichen erkennen. Es konnte aber auch ein Schattenwandler sein, der jede Körpertemperatur simulieren konnte, oder ein Dämon. Dämonen waren bekannt dafür, dass ihre Körpertemperatur um mehrere Grad unter der von fast allen aufrecht gehenden Arten auf der Erde lag. Und genau das war der Fall bei dem Körper, der nicht weit von ihm entfernt in der Dunkelheit stand.
    Schattenwandler lebten nur deswegen in der Dunkelheit, um sich vor bestimmten schädlichen Auswirkungen der Sonne zu schützen. Von diesen beiden Arten waren die Dämonen diejenigen, bei denen es am wenigsten wahrscheinlich war, dass sie dem Vampirprinzen schaden oder ihn in Gefahr bringen wollten. Dämonen waren geradezu berüchtigt für ihre hohen moralischen Ansprüche, und sie waren eigenbrötlerisch, wachten, ganz auf sich selbst konzentriert, über ihren Besitz und wagten sich nicht besonders gern hinaus, um woanders für Ärger zu sorgen.
    Normalerweise.
    In jüngster Zeit hatte es Ärger gegeben, der alles Mögliche bedeuten konnte.
    Natürlich konnte es auch ein Schattenwandler sein. Diese kleinen Schwindler waren Meister der Tarnung und glichen Chamäleons. Und sie waren schreckliche Plagegeister, dachte Damien spöttisch. Bei ihnen gab es keine richtige Hierarchie, sie zogen in Clans und in religiösen Gruppen umher und stifteten oft allerhand Unheil und machten eine Menge Ärger. Sie waren wie ungebärdige Kinder, die andere Schattenwandler quälten, die in Streit gerieten, mit Sterblichen Schabernack trieben, als wären es Spielzeuge oder Puppen.
    Damien verstand zwar schon, worin der Reiz lag. Er selbst hatte mit Menschen und mit anderen Wesen in seiner Jugend oft genug Schabernack getrieben.
    Nun ja, vielleicht wuchs die Jugend einfach zu frei auf.
    Ehrlich gesagt, war er noch immer schnell dazu in der Lage, mit den Eigenschaften der verschiedenen Arten zu spielen, wenn er dazu in Stimmung war, und er lachte in sich hinein. Gideon, ein alter Freund unter den Dämonen, hatte ihm einmal vorgeworfen, er sei ein kosmischer Wichtigtuer. So weit war das gar nicht entfernt von der Wahrheit.
    Bevor Damien es sich gönnte, zu glauben, dass dieser Dämon ein Freund war, musste er den Spieß umdrehen und seine Jagdbeute überraschen. Wenn er noch länger seine Zeit zwischen den Büschen vergeudete, würde das Wesen, das auf seinen Spuren wandelte, mitbekommen, dass er seinen Verfolger bemerkt hatte.
    Ganz unvermittelt löste sich ein Schatten aus der Umgebung und kam genau auf ihn zu.
    Ganz direkt.
    Das zeugte entweder von unglaublicher Dummheit oder von absoluter Furchtlosigkeit. Als er wieder auf die normale Sehfähigkeit umschaltete und die Züge der sich nähernden Gestalt ausmachen konnte, erkannte er, dass die zweite Möglichkeit zutraf.
    „Noah“, sagte er, trat selbst aus der Dunkelheit und ging dem Dämonenkönig entgegen.
    Noah lächelte verhalten und schüttelte Damiens rasch ausgestreckte Hand kräftig. Dann bauten die beiden Monarchen sich voreinander auf und maßen
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