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Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Titel: Gottesfluch: Thriller (German Edition)
Autoren: James Becker
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erklärte ihnen, warum.
    Obwohl Marokko eine islamische Nation war, bestand die Bevölkerung des Landes nur etwa zu einem Viertel aus Arabern; der größte Teil der Einwohner waren Berber, genauer Imazighen, die ursprünglichen, nicht arabischen Einwohner von Nordafrika. Die Berber hatten die archaische Bevölkerung von Marokko gebildet und sich der arabischen Invasion ihres Landes am Anfang widersetzt. Doch im Laufe der Zeit waren die meisten von ihnen zum Islam übergetreten und hatten begonnen, Arabisch zu sprechen. Diese langsame Assimilation der Berber in die arabische Gemeinschaft führte zu einer bunten Mischung von Kleidung, Kultur und Sprachen. Hier wurde sowohl Arabisch als auch die Sprache der Berber, Tamazight, gesprochen, ebenso wie Französisch, Spanisch und sogar Englisch.
    Margaret O’Connor liebte die Geräusche und Gerüche und das bunte Treiben. Sie ertrug sogar den scheinbar endlosen Strom kleiner Jungen, die durch die schmalen Gassen rannten, um Geld bettelten oder sich den offenkundigen Touristen als Führer andienten.
    Es war ihr erster Besuch in Marokko, zusammen mit ihrem Ehemann Ralph, der ganz offensichtlich weit weniger von dem Land verzaubert war als seine Frau. Er fühlte sich von den Menschenmassen, die sich durch den Souk zwängten, beengt, und die Myriaden unbekannter Gerüche belästigten ihn. Ihm waren die ebenfalls ausländischen, aber doch unendlich vertrauteren Hotels lieber, die die spanischen Costas säumten, ihr übliches Urlaubsziel. Aber dieses Jahr hatte Margaret unbedingt etwas Exotischeres ausprobieren wollen, etwas wirklich anderes, und Marokko schien ein guter Kompromiss zu sein.
    Das Land lag immerhin auf einem anderen Kontinent, in Afrika, war aber dennoch nah genug, dass sie keinen endlos langen Flug ertragen mussten. Sie hatten sich gegen Casablanca entschieden, weil ihnen alle erzählt hatten, dass es nur eine typische schmutzige und laute Hafenstadt sei und das krasse Gegenteil von dem romantischen Image, das Hollywood davon erzeugt hatte. Also buchten sie einen Billigflug nach Casablanca und mieteten dort einen Wagen, mit dem sie nach Norden in ein preisgünstiges Hotel in Rabat gefahren waren.
    Und an diesem frühen Abend, ihrem letzten in Marokko, schlenderten sie erneut in Richtung Souk, Margaret aufgeregt, Ralph dagegen mit resignierter Miene.
    »Was genau willst du dort eigentlich kaufen?«
    »Nichts. Alles. Ich weiß nicht.« Margaret blieb stehen und sah ihren Ehemann an. »Du hast keinen Funken Romantik im Leib, stimmt’s?« Das war mehr eine Feststellung als eine Frage. »Hör zu, wir reisen morgen ab, und ich wollte einfach nur noch mal durch den Souk gehen und ein paar Fotos machen, damit wir uns an diesen Urlaub erinnern. Schließlich bezweifle ich stark, dass wir noch einmal hierher zurückkommen, hab ich recht?«
    »Jedenfalls nicht, wenn ich ein Wörtchen mitzureden habe«, murmelte Ralph, als seine Frau sich wieder zur Medina umdrehte. Aber er war nicht leise genug, sodass Margaret ihn hörte.
    »Nächstes Jahr«, sagte sie, »fliegen wir wieder nach Spanien, okay? Also hör auf zu meckern, lächle und tu wenigstens so, als würdest du dich amüsieren.«
    Wie jedes Mal seit ihrer Ankunft in Rabat näherten sie sich der Medina von der Kasbah des Oudaias, weil Margaret diese Route besonders pittoresk fand. Die Kasbah war eine Festung aus dem zwölften Jahrhundert, die auf einer Klippe errichtet war, und ihre Zinnen und soliden steinernen Bastionen überblickten den einzigartigen Piratenhafen von Salé. Der kleine, von Mauern umgebene Ort war einfach wundervoll. Die gekalkten Häuser hatten ausnahmslos ein himmelblaues Band, dessen Farbe überall gleich war und das vom Boden aus bis zu etwa einem Meter Höhe um ihre Fundamente herumführte, bei einigen Häusern war es sogar zwei Meter fünfzig oder drei Meter hoch. Obwohl der Anstrich eindeutig nicht sonderlich neu war, verlieh er dem ganzen Bezirk eine Aura, als wäre er frisch gestrichen.
    Es war eine seltsam attraktive Dekoration, die weder Margaret noch ihr Ehemann je zuvor gesehen hatten, und niemand schien eine Ahnung zu haben, warum man das machte. Ihre diesbezüglichen Nachfragen waren mit verwirrten Mienen und übertriebenem Achselzucken beantwortet worden. Wie es schien, waren die Häuser innerhalb der Kasbah schon immer so geschmückt worden.
    Von der Kasbah aus gingen sie über einen breiten Weg, der leicht anstieg und in regelmäßigen Abständen von jeweils drei Stufen unterbrochen
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