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Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Titel: Gottesfluch: Thriller (German Edition)
Autoren: James Becker
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Arm aus.
    »Gehe hin in Frieden, mein Freund«, sagte er. Seine Stimme zitterte ein wenig, dann stieß er die Klinge seines Schwertes mit einem einzigen kräftigen Hieb in das Herz des anderen Mannes. Das Opfer stöhnte auf, aber kein Schmerzensschrei drang über seine Lippen.
    Sorgsam und ehrerbietig legten die beiden Männer den leblosen Körper auf den Boden.
    Auf dem gesamten Platz setzte sich dieser Vorgang in kleinen Menschengruppen fort, bis zehn Verteidiger von Masada tot auf dem Boden lagen.
    Elazar Ben Ya’ir wiederholte den Befehl, und erneut hielten die Schwerter blutige Ernte; diesmal tötete eines von ihnen Ben Ya’ir selbst.
    Etwa eine halbe Stunde später lagen alle tot am Boden – bis auf zwei Sicarii. Ernst zogen die beiden letzten Männer Strohhalme, und erneut beendete ein kurzer, kräftiger Stoß mit dem Schwert ein Leben. Der übrig gebliebene Krieger, dem die Tränen über das Gesicht liefen, ging durch die Festung und untersuchte jeden Körper, um sich davon zu überzeugen, dass keiner seiner Gefährten noch am Leben war.
    Dann sah er sich ein letztes Mal in der Zitadelle um, in der jetzt niemand mehr lebte bis auf ihn. Er murmelte ein letztes Gebet an seinen Gott, bat ihn um Vergebung, drehte sein Schwert um, setzte die Spitze auf seine Brust und stürzte sich in die Klinge.
     
    Am folgenden Morgen begannen die Prellböcke ihr Werk an der westlichen Mauer von Masada und brachen rasch durch. Die Römer sahen sich sofort einem weiteren Bollwerk gegenüber, das die verzweifelten Sicarii offenbar als letzte Verteidigungslinie errichtet hatten, durchbrachen es jedoch in wenigen Minuten. Kurz darauf strömten die Soldaten in die Festung.
    Eine Stunde nachdem die Mauer durchbrochen war, ging Lucius Flavius Silva die Rampe hinauf, vorbei an den Reihen der Legionäre, und betrat die Festung durch das klaffende Loch im Wall. Dort sah er sich ungläubig um.
    Überall lagen die Leichen von Männern, Frauen und Kindern. Das Blut, das ihre Brust bedeckte, war bereits schwarz und geronnen. Fliegen schwärmten gierig in der Nachmittagssonne umher. Aaskrähen pickten an dem weichen Fleisch der Toten, und Ratten rannten über die Körper.
    »Alle tot?«, fragte Silva einen Zenturio.
    »So haben wir sie gefunden, Herr. Aber es gab sieben Überlebende … zwei Frauen und fünf Kinder. Sie haben sich in einer Zisterne am südlichen Ende des Plateaus versteckt.«
    »Haben sie gesagt, was hier geschehen ist? Haben diese Männer sich selbst getötet?«
    »Nicht direkt, Herr, denn das verbietet ihre Religion. Sie haben Lose gezogen und sich gegenseitig getötet. Der letzte Mann«, der Zenturio deutete auf eine Leiche, die mit dem Gesicht nach unten lag und aus deren Rücken die Spitze eines Schwertes herausragte, »hat sich in seine Klinge gestürzt. Er war der Einzige, der wirklich Selbstmord begangen hat.«
    »Aber warum?«, erkundigte sich Silva, obwohl es nur eine rhetorische Frage war.
    »Laut den Frauen hat ihr Anführer, Elazar Ben Ya’ir, ihnen erzählt, dass es uns den Sieg entreißen würde, wenn sie sich selbst das Leben nähmen, und zwar zu einer Zeit und auf eine Art und Weise, die sie selbst bestimmten.« Der Offizier deutete auf das nördliche Ende der Zitadelle. »Sie hätten noch lange weiterkämpfen können. Die Lagerräume, die sie nicht in Brand gesetzt haben, sind voller Nahrungsmittel, und in den Zisternen ist genug frisches Wasser.«
    »Falls sie tatsächlich gewonnen haben, ist dies hier aber ein sehr merkwürdiger Sieg«, knurrte Silva, der immer noch die vielen Leichen betrachtete. »Wir haben Masada eingenommen, die schäbigen Sicarii sind endlich tot, und wir haben bei dem Angriff nicht einen einzigen Legionär verloren. Solche Niederlagen lasse ich mir nur zu gerne gefallen!«
    Der Zenturio lächelte höflich. »Die Frauen und Kinder, General… wie lauten Eure Befehle?«
    »Schaff die Kinder zum nächsten Sklavenmarkt und übergib die Frauen den Truppen. Falls sie noch leben, wenn die Männer mit ihnen fertig sind, können sie gehen.«
     
    Direkt außerhalb von Masada, gut einhundertfünfzig Meter über dem Wüstenboden, warteten die vier Sicarii versteckt hinter einem Felsvorsprung. Nachdem die römischen Truppen eine Bresche in die Mauer geschlagen hatten und in die Zitadelle eingedrungen waren, wurde den restlichen Wachposten befohlen, ihre Positionen zu verlassen. Aber selbst nachdem die Legionäre gegangen waren, warteten die vier Männer erst noch den Einbruch der Dunkelheit
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