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0632 - Sparks jagt den Vampir

0632 - Sparks jagt den Vampir

Titel: 0632 - Sparks jagt den Vampir
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Wieder ging ein leichter Windhauch durch den düsteren Raum. Das Flakkern der Kerzen wurde stärker; einige drohten zu erlöschen. Schatten vollführten einen wilden Tanz vor schwarzen Mauern. Verlorene Seelen, in die roh behauenen Steine gepreßt vor Jahrhunderten schon, schienen verzweifelt zu wispern und zu raunen. Eine katzengroße, schwarze Spinne zirpte schrill und eilte auf acht borstig behaarten Beinen in Deckung.
    Eine schattenhafte Gestalt glitt lautlos durch das Gewölbe. Aus den Ärmeln einer schwarzen Kutte schoben sich bleiche, schmale Hände mit langen, dürren Fingern hervor, berührten den Sargdeckel. Die hell glühenden Augen im totenweißen, länglichen Gesicht fixierten den schmalen Spalt, der sich geöffnet hatte.
    »Meister«, raunte eine eigenartig krächzende Stimme. »Es ist noch zu früh!«
    Aber der Sargdeckel wurde weiter emporgedrückt. Der Kerzenschein zeigte einen alten Mann, der sich langsam zu erheben versuchte und den Deckel anhob, um ihn endgültig zurückzuklappen. Das Knarren von altem Holz wurde jetzt begleitet vom Quietschen alter Scharniere.
    »Meister«, raunte der Mann in der Kutte wieder. »Laßt Euch warnen. Es ist wirklich noch zu früh. Glaubt mir!«
    »Dir glauben?« zischelte der Alte im Sarg, einer Schlange gleich. Dabei entblößte er lange, spitze Eckzähne. »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil ich Euer Bestes will, Meister.«
    »Dann sage mir, warum es deiner Ansicht nach zu früh sein soll.«
    Der Kuttenträger mit den grell leuchtenden Augen legte eine spinnenfingrige Hand auf die Sargkante, streckte den anderen Arm aus, um nach dem zurückgeklappten Sargdeckel zu greifen und ihn wieder zurückzuziehen.
    Der Vampir sah ihn drohend an.
    Die tastende Hand erstarrte mitten in der Bewegung.
    »Die Sonne ist noch nicht untergegangen, Meister«, krächzte der bleiche Kuttenträger.
    Der Vampir tastete im Sarg um sich, bis er eine Sanduhr fand. Er hob sie empor, gegen das Kerzenlicht, und betrachtete sie eingehend.
    »Du bist ein Narr«, sagte er. »Die Zeit ist reif! Nun geh mir aus dem Weg, auf daß ich mich erheben kann.«
    »Meister«, flehte der Kuttenträger eindringlich. »Ihr werdet sterben, wenn Ihr jetzt hinausgeht!«
    »Die Sanduhr zeigt an, daß genug Zeit vergangen ist. Draußen herrscht die Nacht, über welche ich gebiete«, fauchte der Vampir. »Zurück, oder du bereust es!«
    Doch der Kuttenträger bewegte sich nicht.
    Da packte der Vampir blitzschnell zu.
    Griff nach dem Sargdeckel und riß ihn über sich zu. Das schwere Holz knallte herunter.
    Auf die Finger des Kuttenträgers, der entsetzt aufkreischte und dann wie die heulenden Derwische von Ar-Rhianad durch den dunklen Raum hüpfte, jaulend ein paar Kerzen umwarf und in der Dunkelheit verschwand.
    Aus den Tiefen eines benachbarten Gewölbes erklang kurzzeitig ein zorniges, tiefes Grollen.
    »Wer nicht hören will, muß fühlen«, kicherte der Vampir in seinem Sarg und bemühte sich erneut, den Deckel wieder zu heben.
    ***
    Unten im Dorf zuckten die Alten zusammen, die einst einen Teil des Grauens noch miterlebt hatten. Von Scarborough Castle her erklang das altvertraute Heulen, das dennoch jedem einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ, der es nur einmal gehört hatte. Und doch bedurfte es eines besonderen Gehörs, dieses erschreckende Heulen wahrzunehmen…
    »Es ist wieder soweit«, raunte Mc-Dunn. »Die Blutnächte beginnen wieder…«
    »Warum tut niemand etwas dagegen?« fragte Rowen leise. »Warum räumt der Lord nicht endlich mit diesen verdammten Ungeheuern auf?«
    »Du bist noch zu jung, das zu begreifen«, krächzte McDunn heiser. »Wenn du erst mal so alt bist wie wir, wirst du es verstehen.«
    »Noch einmal dreihundert Jahre leben?« stieß Rowen hervor »Wer will das schon? Verdammt, ich habe es schon immer gehaßt, alt zu werden! Los, McDunn. Gib mir noch was von dem Zeugs, damit ich endlich betrunken genug werde, um dieses verdammte Heulen nicht mehr zu hören!«
    Der Wirt zuckte mit den Schultern.
    »Wenn der Lord es will, wirst du es noch in tausend Jahren hören, mein Junge!«
    »Eher bringe ich ihn um und jage die verdammte Dämonenbrut ins Moor«, brummte Rowen verdrießlich und nippte am uisge beatha.
    »Laß das bloß keinen hören«, flüsterte McDunn erschrocken. »Sonst bist du es, den wir alle ins Moor jagen! Du kennst doch die alten Geschichten…«
    Rowen sah eine katzengroße Spinne quer durch den Pub laufen und erschauerte. Mit einer fahrigen Bewegung schob
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