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Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Titel: Gottesfluch: Thriller (German Edition)
Autoren: James Becker
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wurde. Diese waren offensichtlich angelegt worden, um die Steigung in Richtung der Medina auszugleichen. Der Fluss verlief links neben dem Weg, während rechts davon ein freies, grasbewachsenes Feld lag, ein beliebter Ort für Leute, die sich hinsetzen und den Ausblick bewundern wollten oder aber einfach nur hier lagen und die Welt an sich vorbeiziehen ließen.
    Der Eingang zur Medina wirkte dunkel und wenig einladend, was zwar gewiss auch an dem gleißend hellen Sonnenlicht dieses Spätnachmittags lag, zum größten Teil jedoch an dem geschwungenen, eleganten halbkreisförmigen Metalldach über diesem Teil der Altstadt. Die einzelnen Metallflächen waren geometrisch und schienen nicht allzu viel Licht durchdringen zu lassen, aber sie verliehen dem Himmel ein dunkel irisierendes Schimmern, als bestände er aus einer Art Perlmutt.
    Sobald sie die dunkle Medina betreten hatten, beruhigten sie die mittlerweile vertrauten Gerüche – Rauch, metallischer Staub, Kräuter und Gewürze, frisch gehacktes Holz und ein weiterer merkwürdiger, allgegenwärtiger Geruch, dessen Quelle Margaret schließlich in den Gerbereien ausgemacht hatte. Der Geräuschpegel schwoll merklich an, als sie tiefer in den Souk vordrangen. Das Hämmern der Metallarbeiter bildete einen ständigen Kontrapunkt zu dem Summen der Gespräche, dem Feilschen von Käufern und Verkäufern und den gelegentlichen Schreien, wenn sich Stimmen vor Aufregung oder Wut erhoben.
    Und wie gewöhnlich wimmelte es im Souk von Menschen und Katzen.
    Als Margaret das erste Mal die Medina und den Souk besucht hatte, erschütterte sie die Zahl streunender Katzen. Aber ihre Sorge wurde sofort zerstreut, als sie bemerkte, wie gesund die Katzen wirkten. Dann sah sie die erste einer Vielzahl von Futterstellen, wo sichtlich wohlgenährte Katzen und ihre Jungen herumstrichen und wo man Teller mit Nahrungsmitteln für diese besonderen Marktbewohner hingestellt hatte. Sie nahm an, dass die Händler den Katzen wohlgesonnen waren, weil sie dafür sorgten, die Zahl der Ratten und Mäuse unter Kontrolle zu halten. Allerdings ließ der Anblick einiger großer, in der Sonne schlafender Katzen vermuten, dass schon ziemlich viel Zeit vergangen war, seit sie das letzte Mal ihr Essen selbst hatten jagen müssen …
    Die Fülle der angebotenen Produkte und Dienstleistungen im Souk war wie üblich überwältigend. Sie kamen an Buden vorbei, in denen schwarze Metalllaternen verkauft wurden; blaue und grüne Glasflaschen, auf Bestellung angefertigt; Lederwaren; Stühle; exquisite Kästchen aus Zedernholz; Schuhe; Kleider, die an Regalen und Stangen hingen, die bis auf die schmalen Straßen hinausreichten und die Fußgänger zwangen, sich unter ihnen hindurch- und an ihnen vorbeizudrücken; Uhren; Gewürze, die aus offenen Säcken verkauft wurden; Teppiche; Decken; und jede Menge Silberschmuck. Margaret blieb immer an einer besonderen Bude stehen und sah fasziniert zu, wie dünne Silberplatten erst flach gehämmert und dann geschnitten, geformt und zu Teekannen, Schalen und anderen Gebrauchsgegenständen zusammengelötet wurden.
    Und wohin sie auch blickte, sah sie Stände mit Speisen, an denen alles mögliche Essbare verkauft wurde, angefangen von Sandwiches bis hin zu Lammfleisch, das in den traditionellen marokkanischen Tajines gekocht wurde, auffällig geformten irdenen Töpfen, die wie umgekehrte Trichter aussahen. Als sie das erste Mal durch den Souk geschlendert waren, hatte Margaret etwas von diesem lokalen »Fast Food« probieren wollen, aber Ralph hatte sie davor gewarnt.
    »Sieh dir doch nur den Dreck in diesen Buden an«, hatte er gesagt. »Ein britischer Gesundheitsinspektor würde einen Anfall bekommen, wenn er das hier sähe. Diese Leute haben keine Ahnung von Hygiene.«
    Margaret hätte ihn gern darauf hingewiesen, dass die Leute, die sie bis jetzt gesehen hatten, ganz offensichtlich ihre einheimische Nahrung ausgezeichnet vertrugen – sie konnten wohl problemlos auf die »Segnungen« von künstlichen Geschmacks-, Farb- und Konservierungsstoffen sowie allen möglichen anderen chemischen Zutaten verzichten, ohne die britische Lebensmittel kaum noch auskamen. Aber sie biss sich auf die Lippen. Und so hatten sie, wie nicht anders zu erwarten, seit ihrer Ankunft in der Stadt jede Mahlzeit in ihrem Hotel eingenommen. Ralph war sogar den Speisen gegenüber misstrauisch gewesen, die im Speisesaal des Hotels serviert wurden, aber da sie schließlich irgendwo essen mussten, schien ihm das
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